Schwur des Blutes
Sterne, schickten Nieselregen auf die Erde. Jonas hatte sich nie über das Wetter beklagt, doch seitdem er Cira den Antrag gemacht hatte, schwante ihm, dass Böses vom Himmel ausging. Hatte er Gottes Zorn auf sich geladen? Er schüttelte den nassen Kopf, meldete sich bei Gentarras und Elassarius, die ihn längst wahrgenommen hatten, erklomm die Außenfassade des schlichten Familienhotels und drang in Ciras Zimmer ein. Es wurde durch den stärksten Bann, den er aufzubringen vermochte, die Gargoyles und Elvis überwacht.
Der Labrador knurrte. Cira schreckte aus ihrem Halbschlaf hoch, die Glock in der Hand. Jonas umarmte sie stürmisch. Dann, als hätten die Stunden an Gregs Krankenbett ihn von seinem Knebel befreit, begann er, Cira von seinen Nachforschungen zu erzählen. Er bat sie, ausreden zu dürfen, holte ihr ein Glas Wasser, setzte sich im Schneidersitz ihr gegenüber und erzählte und erzählte. Von der Krankenakte ihrer Mutter, Ellis Ranch, ihrem liebenswürdigen Charakter und ihrem Gesundheitszustand. Von dem Tod ihres Stiefvaters, von Ellis vollständigem Namen Eleonore Jane Anderson und davon, dass sie tatsächlich Cira Jane heiße. Von ihrem Stiefbruder George, den Albträume quälten und der seine Familie lieb umsorgte und dem Dealer, Abhängigen und Kinderschänder Joe. Jonas schloss seinen Bericht mit Joes eigens gewähltem Sturz in die steile Schlucht.
Einzig von Ciras verschollenem Kind hatte er nicht berichtet. Ob er ihr jemals würde beichten können, dass er nicht in der Lage war, ihr Baby zu finden?
Cira hatte geschwiegen, ab und an hart geschluckt, aber nun explodierte sie regelrecht. „Warum zum Teufel hast du meine Mutter gerade jetzt aufgesucht? Hätte das nicht bis nach diesem Mist warten können? Ich habe Blut und Wasser geschwitzt und du bist einfach erneut anderthalb Tage weg, kommst zurück, quartierst mich um, sperrst mich ein und bist wieder schneller verschwunden als jeder Schattenwandler. Ich konnte kaum noch deine Gefühle deuten – so weit weg. Verdammt!“
Jonas versuchte, sie in den Arm zu nehmen, doch sie wehrte ihn ab.
„Du hast es versprochen, Mistkerl! Vor vier Nächten auf der ‚Silver Angel‘!“
„Und ich halte es jetzt, zum gegebenen Zeitpunkt.“
„Ha! Den du bestimmst.“
„Bitte Cira, ich verstehe ja, dass es dich aufregt, aber …“
„Einen Scheiß verstehst du!“
„Bitte nicht so laut.“
Cira sprang aus dem Bett und stapfte ins Bad. Sie brüllte: „Ich bin so laut, wie ich will. Der, der mich haben will, wird mich so oder so finden.“
Jonas seufzte, stand auf und blieb hilflos im Wohn-Schlafzimmer stehen. Er war wohl nicht gut im Trösten oder im Einfach–nur-für-jemanden-da-Sein. Enttäuschung und ein wenig Wut auf Cira brodelten unter seiner Oberfläche. Er hatte es für sie getan, meinte es nur gut, zumal er immer noch die Meinung vertrat, dass die Legende aus dem Ring …
„Weißt du, Cira, ob du es nun wahrhaben willst oder nicht, du hast mit dieser Legende zu tun. Du musst beschützt werden. Und ich versuche, zu lösen, was dahintersteckt. Denk nur mal an deinen zweiten Vornamen. Jane. Wie der Dämon im Flugzeug und Lex-Vaun gesagt ha…“
Cira stürmte angezogen aus dem Bad, Elvis folgte ihr auf dem Fuße. „Millionen Menschen heißen Jane. Was glaubst du, woher der Begriff Jane Doe kommt. Hm?“
„Aber …“
„Und außerdem weiß ich längst, dass ich eine Nachfolgerin von irgendwas bin!“
„Du …“
„Und ich weiß, dass irgendwer hinter mir her ist. Ob mir das schmeckt oder nicht!“
„Ich …“
„Jemand, der mächtiger ist, als ihr alle zusammen. Ich stand dem Teufel gegenüber, als du dich in Trance hast versetzen lassen. Falls du das vergessen haben solltest.“
„Weshalb bist du bloß so sauer?“ Jonas’ Stimme wurde nun auch lauter, obwohl er es nicht beabsichtigte.
„Du wagst es, mich das zu fragen?“
Cira trat vor ihn. Er starrte auf sie hinab. „Meinst du, ich bin bescheuert?“, fragte sie mit drohendem Unterton.
Weiber mit ihren verfluchten Gedankenverdrehungen. Nun kam er wirklich nicht mehr mit. Oder doch?
Cira stieß ein entnervtes Fauchen aus. „Warum sagst du nicht die Wahrheit?“
Scheiße. Ahnte sie etwas? Bedeutete sein Schweigen nun für sie, dass sie recht hatte oder eben nicht? Sollte er es von sich weisen oder lieber nicht? Wahrscheinlich war es sowieso völlig egal, was er tat. Konnte sie seine Gefühle so fein filtern, dass sie es einfach wusste? Er runzelte die Stirn.
„Willst du mich wieder
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