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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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es gibt für dich eine wundervolle Zukunft.“
Timothy schluckte. Er war Jonas dankbar für seine Worte, auch wenn er seine Meinung nicht teilte.
„Da fällt mir ein, hast du eigentlich deine Schwester Josephine zurückgerufen?“
„Nein.“ Nein, hatte er nicht und vieles mehr versäumte er ebenso. Sam und Cira saßen im Schiffsbauch und seine Sehnsucht wuchs, weil er ihr so nah und doch so fern war. Es war das Schönste, bei ihr zu sein und gleichsam das Schrecklichste.
„Und wo wir gerade beim Beichten sind …“ Jonas’ Stimme klang beinahe heiser. „Mir lastet da noch ein Geheimnis auf der Seele. Ich denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, es dir zu offenbaren.“
Argwohn wühlte ihn auf. „Erzähl.“
„Es geht um deine Schwester. Ich berichtete dir, dass ich es war, der sie 1905 aus dem Sumpf zog. Was ich verschwieg, war, weshalb ich es tat.“ Jonas atmete tief durch. „Ich war 1905 seit 94 Jahren Tribor.“
Timothy zuckte zusammen, als hätte man ihm einen Stromschlag verpasst. Jose wäre damals beinahe an Blutmangel gestorben. Ein Vampir hatte zügellos von ihr getrunken, die Male am Hals waren eindeutig gewesen. Das hatte Jonas getan? Es fiel Timothy äußerst schwer, seinen Zorn zu zügeln. Nur sein Verstand hielt ihn zurück.
Jonas sprach rasch weiter, witterte Timothys inneren Kampf. „Ich habe seit meiner Wandlung 1811 eine Gabe, die ich ebenso wie du gleichzeitig als Fluch auffassen kann. Ich bin in der Lage, Blut auf den Reinheitsgehalt exakt zu filtern und rieche besonders reines Blut auf weite Entfernung. 1905 witterte ich junges, reines Blut und nichts hätte mich in dem Moment aufhalten können. Ich sprintete durch den düsteren Wald, der seit fast einem Jahrhundert mein Zuhause war, die Schatten waren meine Freunde, meine Verbündeten und ich war ebenfalls ein Schatten meines Selbst. Ich erreichte die Sumpfgebiete, aber anstatt umzukehren, folgte ich wie besessen meiner Nase, meiner Gier nach so edel riechendem Blut. Es war lange her, dass ich eine Reinblüterin hatte schmecken können und obwohl ich erst am frühen Morgen getrunken hatte, gierte ich wie noch nie in meinem Leben nach genau diesem Elixier. So ist es jedes Mal, jedes einzelne Mal eine unbezwingbare Gewalt. Am Rand des Sees, der sich über die Jahrhunderte in einen dicksuppigen Morast verwandelt hatte, hechtete ich mit dem Kopf voran in die ekelerregende stinkende Masse. Zähflüssig und klebrig. Doch das war mir egal. Für mich zählte nur das junge Mädchen am Grund. Ich tauchte fünf Yards tief, packte den schlaffen Körper und hievte ihn auf tragenden Boden. Ich kauerte über ihr, strich das lange Haar von ihrem Hals und beugte mich hinab.
An ihrem Hals befanden sich zwei Wundmale, nicht versiegelt. Ihr Blut rief mich, betörte mich, doch mit einem Mal spürte ich, dass sie wie ich war, eine Reinblüterin werden würde, aber nur, wenn ich ihr das Leben schenkte. Falls das überhaupt noch möglich war, denn sie war beinahe blutleer getrunken worden. Anstatt sie zu beißen, befreite ich ihren Mund vom Morast, pumpte ihr Luft in die Gott sei Dank freien Lungen. Ihr Herz begann nach einer Weile, zu schlagen. Ich war wie in Trance, als ich das bewusstlose Kind meinem Bruder Alexander in die Arme drückte, mich umwandte und mich vor unterdrückter Gier in seinen Blumenkübel erbrach, bevor ich schneller als der Wind zurück in meiner abgrundtiefen Dunkelheit verschwand.“
Timothy sog zittrig Luft ein. „Du hast sie nicht gebissen?“
„Nein. Bei all der Schuld, die ich auf mich lud, Josephine habe ich nicht angerührt. Sie war der Auslöser, dass ich mich in Alexanders und seiner damaligen Frau Alishas Hände begab, um mich von meiner Sucht zu läutern.“
„Auch hier stehe ich allzeit in deiner Schuld, Jonas. Egal, aus welchen Gründen du sie gerettet hast. Aber weißt du, wer ihr das antat? Hast du einen anderen Vampir in ihrer Nähe gewittert?“
Jonas schloss die Augen und ging in sich. Timothy begann zu beten. Er wollte ihm schon um die Ohren schlagen, dass sie nie vergaßen, er es doch wissen musste. Gleichzeitig war ihm bewusst, dass das alles über hundert Jahre zurücklag und Jonas damals außer Kontrolle nur seiner Blutsucht hintergejagt war.
„Ich bin nicht sicher“, sagte Jonas leise, „aber ich glaube, anfangs war der Gedanke da, dass es zwei Reinblüter waren, deren Blutgeruch mir in die Nase wehte. Doch da ich dem weiblichen Elixier verfallen war, habe ich nicht auf andere Gerüche geachtet.“
Ein

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