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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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die Waffen streckten, fürchtete er nicht. Nicht mehr. Er musste wissen, was in ihm schlummerte, wozu er fähig war und was er getan hatte, an das er sich nicht erinnern konnte. Trug Dad dieselbe Gefahr in sich wie er? Wieder sah er das Bild vor Augen, wie Zeemore starb. Sein Gedächtnis funktionierte wie das von jedem Vampir. Er vergaß nie, niemals!
    „Du sagst immer, die Jahre deiner Gefangenschaft schwimmen im Nebel.“
    „Das sage ich nicht!“, knurrte er, „das denke ich. Außerdem weiß ich nicht, wo ich die 92 Jahre verbracht habe. Halt dich aus meinen Gedanken fern.“
Ethos kicherte.
„Verdammt.“
„Schon gut. Reg dich nicht wieder künstlich auf. Ich bin ja längst still.“
„Dass ich nicht lache.“
„Du könntest ja wenigstens mal versuchen, mir zu vertrauen. Ich bin wirklich auf deiner …“
Timothy kramte in seiner Tasche und warf sich drei seiner Pillen ein.
„Oh ja, sehr erwachsen. Verdränge mich ruhig.“
Timothy atmete tief durch und stieß sich von der Wand ab. Es gestaltete sich schwierig, Ethos zu ignorieren, weil sie zwar in seinem Schädel zu sitzen schien, man sich aber wie mit einem wahrhaftigen Gegenüber unterhalten konnte. Er war nicht verrückt. Ethos gab es seit dem Desaster, das seine Gefangenschaft oder was auch immer beendete faktisch … vielleicht hatte sich eine Seele, die er getötet hatte, in seine Hülle verirrt und steckte fest?
„Gar nicht so …“
Ethos begann, wie ein abgestochenes Schwein zu schreien. „Scheiße, Ethos, hör auf!“, brüllte er dagegen an, hielt sich die Ohren zu, was natürlich so viel brachte, wie davonzulaufen. Ihr Schrei verebbte nur zögerlich. Timothy hörte ihr herzzerreißendes Keuchen. Auch er keuchte. Das hatte er noch nie erlebt. „Was ist los? Damn! Was sollte das?“
Sie antwortete nicht. Das war ja mal was ganz Neues. Dann eben nicht , dachte er und bahnte sich in vampirischer Geschwindigkeit einen Weg an die Oberfläche. Inzwischen füllte sich die Oper mit Personal, die nächste Vorstellung stand an. Es wurde Zeit, sich zu seinem Treffpunkt zu begeben.
    ~~
    Hey Leute, da seid ihr ja endlich mal wieder. Interessiert euch denn nicht, was ich so treibe? Doch? Gut, genau deshalb verrate ich es euch nicht. Wäre ja noch schöner! Vielleicht hegt ihr ja Sympathien für dieses blutgierige Pack oder gönnt es Nephilim, seinen Fluch zu brechen oder steht selbst auf Cira. Nö, ich denke, ich ziehe mein Ding wie geplant allein durch. Allein mit meinem Zauberring. Wie die Diamantfassung und der gelbe Zitrin im Licht funkeln – göttlich.
    Wenn ich so zum sonnigen Himmel schaue, dann hat sich mein Ex-Boss Nephilim nach seiner Pleite mit Ciras Entführung wohl erst einmal zurückgezogen. Was gut ist. Irgendwie rückt der mir mit seinen Kräften ein wenig zu sehr auf die Pelle. Aber einem Dämon wie mir sollte es in den kommenden ein, zwei Wöchlein gelingen, an den zweiten Ring zu gelangen. Nicht wahr?
    Gut, gut. Momentan fühle ich mich in dem Schattenwandler am sichersten, jedoch werde ich bald meinen nächsten und vorerst letzten Sprung in einen Körper de luxe vornehmen. Es ist wie Geburtstag, Weihnachten, Ostern und Halloween an einem Tag, die Vorfreude meine ich. Eindringen und wohlfühlen. Ich weiß einfach, dass es so wird, weil ich bereits ein Mal in ihr steckte. Ich erschaudere jetzt schon. In ihrem Körper werde ich auf die Suche nach dem zweiten Ring, dem Gegenstück zu Jonas’, gehen. Unbemerkt versteht sich. Und dann halte ich die Macht in den Händen, auf ewig in meinem eigenen Leib zu verweilen. Ein kleiner Schritt für einen Dämon, ein riesiger Sprung für mich!
    Ups! Öhm … reine Berechnung, dass ich meinen Plan nun doch verraten habe, völlige, totale Berechnung. Aufhalten kann mich eh keiner.
~~
    Timothy saß reglos auf einem zierlichen, schmiedeeisernen Stuhl mit drei Beinen, lehnte sich an die Rückenlehne und beobachtete von oben die sich füllenden Tische des Straßencafés. Er befand sich auf einem Balkon, auf dem dieser Kaffeehausstuhl und er gerade Platz hatten, im dritten Stock des Gebäudes, in dem sich im Erdgeschoss das Café erstreckte. In der breiten Häuserschlucht reihte sich Eiscafé an Restaurant an Schnellimbiss und bei dem schönen Wetter waren beinahe alle Rundtische besetzt und ließen nur einen schmalen Spalt in der Mitte für die dahineilenden Passanten.
    Er fühlte sich unwohl, hatte sich mit der Rucksackaktion in Bedrängnis gebracht, schuldete es ihr jetzt, aufzutauchen, um

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