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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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vergnügt. Es glich einem Wunder, dass sie fast unverletzt war. Dass sie nicht mehr schrie wie am Spieß, war sicherlich auf die narkotischen Wirkstoffe zurückzuführen.
„Irrtum.“ Ethos lächelte in seinem Kopf. „Nesuferiten betäuben nicht mit der Zunge. Die Süße mag deinen Bariton.“
„Schwachsinn“, brummte er, besah sich die Speichelbläschen, die die Kleine vor ihren Lippen produzierte. „Oder?“
Sie gluckste zahnlos und schnappte unbeholfen mit ihren runden Fingerchen in der Luft herum, um eine seiner Haarsträhnen zu fangen.
„Bringen wir sie zurück.“
Timothy nickte und humpelte durch das düstere Waldstück Richtung Straße. Er hatte nie eine Verbindung gezogen zwischen der langsam, aber stetig wachsenden Akzeptanz der menschlichen Bevölkerung gegenüber der Existenz von Wesen und den Fürsten. Waren die Mitglieder des gefürchteten Rates gestorben? Hatten sie ihr Amt niedergelegt oder waren von einem mächtigen Feind vernichtet worden? Kein Szenario leuchtete ihm ein. Die Fürsten blieben unantastbar, magisch … Doch warum griffen sie bei so einer schrecklichen Tat nicht ein? Befanden sie sich wirklich nicht mehr in der Lage, zu verhindern, dass Homo animal wie die wilden Nesuferiten an die Oberfläche drängten, Menschen unterjochten, ihnen Kinder raubten, um an das köstliche Blut zu gelangen? Gott, das würde in einem unvorstellbaren Chaos enden und schlussendlich alle vernichten, weil sie, egal wie überlegen sie sich den Homo sapiens und den Tieren fühlten, dennoch von ihnen abhängig blieben.
Durch die Zweige sah Timothy die hell beleuchtete Straße. Leute liefen umher, sicher aus den benachbarten Häusern von den Eltern um Hilfe bei der Suche nach ihrem Baby gerufen worden. Telefongespräche in unterschiedlichen Lautstärken wurden geführt, Autoscheinwerfer strichen umher. Timothy vernahm die Unruhe und Unsicherheit der Menschen, sie diskutierten, wussten nicht, was passiert war. Er verharrte und schaute auf den blutbesudelten rosafarbenen Strampler. Die Male am Hals verblassten bereits. Er ging am Rande des Waldes in die Knie. Ein Schmerz durchzuckte ihn, ungeachtet dessen behielt er den lächelnden Blick auf das kleine Wesen bei. Sie sollte sich nicht fürchten. Als er sie ablegen wollte, verzog sich das kleine runde Gesicht zu einem kläglichen Ausdruck. Rasch hob er sie wieder an sein Herz. „Schhh. Schon gut.“ Er stand auf.
„Hehe, was machst du? Lass sie schreien, dann finden sie sie. Du kannst doch nicht …“
Timothy trat auf den Gehweg. Sein Geruchssinn sagte ihm, wer die Mutter war, hätten ihre aufgelöste Miene und die Tränen sie nicht sowieso verraten.
Zwei Dutzend Augen richteten sich auf ihn. Er ließ sich nicht beirren. Langsam humpelte er auf die Frau zu, die wie in Trance die Arme nach dem rosa Bündel ausstreckte. Männerkehlen in der Nähe schrien „Halt“ und „Lassen Sie …“ Er ignorierte sie, hörte nur das schnelle Herzpochen der Mama und das des Babys. Und er lächelte, als er den Säugling in die ausgestreckten Hände der jungen Mutter legte.
Das Durchladen einer Pumpgun an seinem Hinterkopf ließ alle zusammenzucken, auch die Mutter. Sie sah ihren Mann an, der mit dem großkalibrigen Gewehr auf Timothys Gehirn zielte. Timothy senkte den Kopf und schüttelte ihn leicht.
„Danke“, hauchte sie, von einem Schluchzer begleitet und ging rückwärts. „Er war’s nicht, Honey. Bitte, komm.“ Sie drückte ihr Baby an die Brüste und rannte ins offen stehende Haus.
Die schwere Waffe stieß vor, presste sich an seine Schläfe. Gleichzeitig verriet das Vibrieren an seiner Hüfte, dass jemand Samantha auf ihrem Handy anrief. Er griff nach der Pumpgun, so schnell, dass kein Mensch hätte abdrücken können, und klemmte sie dem jungen Daddy verkehrt herum und gesichert wieder in die Hände. „Beschütze deine Familie“, brummte er und verschwand so rasch, wie seine leichte Benommenheit und die Schmerzen es zuließen, in den angrenzenden Wald. Nach kurzem Sprint hielt er es nicht mehr aus. Vielleicht rief Sam an, weil sie bemerkt hatte, dass sie das Handy und ihre Gürteltasche vergessen hatte. Vielleicht wollte sie, dass er ihr beides brachte. Er zog das Gerät aus der Nylontasche. Unbekannter Anrufer. Sie musste es sein, von einer Telefonzelle oder einem geborgten Apparat aus.
„Hallo?“
Eine gewaltige Explosion riss ihn in einem Flammeninferno in Stücke. Höllenqual.
Finsternis.
Stille.
    ~~
    Da sie ohnehin bald das Zeitliche segnen

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