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Schwur des Blutes

Titel: Schwur des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madea Stephanie
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tun.“
Jonas sprang auf.
Nyl stieß ein für Elli unhörbares Knurren aus, das Jonas geflissentlich überhörte. Er schritt auf und ab, zum Bücherregal
und zurück zum Sessel, auf dem Elli saß. Dass er die Hände zu Fäusten ballte, bemerkte er erst, als Nyl ihn telephatisch darauf hinwies.
„Eine sehr grausame und private Geschichte. Elli, soll ich draußen auf der Veranda warten?“ Nyl lenkte die Aufmerksamkeit auf sich, sodass Jonas sich besinnen konnte.
Er wirkte ohne Zweifel Furcht einflößend auf Elli und musste sich rasch beruhigen, wollte er die ganze Vergangenheit erfahren. Zum Glück schien Ciras Mutter unbeeindruckt, vielleicht gestärkt durch ihre grässlichen Erfahrungen oder sie sehnte
sich nach Erlösung. Elli schüttelte energisch den Kopf und sprach weiter.
„Ich nahm das Neugeborene und ging mit ihm von der Straße weg in die Hügel, auf denen oft die Kojoten heulen. Ich wickelte es in meine Jacke und schnitt mir in den Finger, um meinem Mann Blut zu präsentieren, wie er es gewollt hatte.“ Jonas’ Augen suchten von allein die Narbe und fanden sie auf der Unterseite des Ringfingers. Er drang tiefer in Ellis Körper ein, forschte nach Unregelmäßigkeiten und entdeckte sie ebenfalls. Er ballte eine Faust vor Machtlosigkeit. „Zu Hause schlug er Cira trotz der schweren Geburt, die hinter meiner Kleinen lag, und trank sich anschließend wie so oft
vor dem Fernseher ins Koma. Ich angelte mir die Schlüssel aus seiner Jeans, stahl seinen Truck und fuhr in die Nacht hinaus,
fand den Wurm wie durch ein Wunder unversehrt und unterkühlt und ganz still wieder, und legte ihn vor der Schule in irgendeinem entfernteren Dorf ab. Fragt mich nicht, wo, ich weiß es nicht. Auf dem Weg zurück fasste ich den Entschluss, mit
Cira zu fliehen.“
Elli brach ab und gleichzeitig zusammen. Jonas kniete sich blitzschnell vor ihren Sessel, fing ihren Oberkörper auf und
nahm sie in die Arme. Sie fühlte sich wie ein lebloses Bündel an. Sie hatte den Satz nicht beendet, aber das brauchte sie nicht.
Sie lebte immer noch hier auf der Ranch, Cira floh später allein und die vielen Narben und alten inneren Verletzungen hatte
Elli sich nicht zugezogen, weil sie täglich mit voller Wucht gegen eine Tür gerannt war. Er konnte sich bildlich vorstellen, wie
ihr Mann sie begrüßt hatte, als sie von ihrer heimlichen Tour zurückgekehrt und er bereits aus dem Suff erwacht war. Doch
egal, was er ihr deshalb angetan hatte, Elli hatte ihm nicht verraten, wo sie Ciras Baby ausgesetzt hatte. Wahrscheinlich hatte
Elli es über die Jahre hinweg oder sogar schon in derselben Nacht verdrängt. Nach dem alten Riss in der Milz zu urteilen,
hatte Elli ihre Gesundheit für Ciras Baby geopfert, obwohl sie weiterhin gelebt oder wohl besser überlebt hatte. Jonas strich
ihr sanft den Rücken entlang, bis sie sich von ihm löste. Ihre Augen lagen matt und trocken in den Höhlen. Ihre Tränen waren längst versiegt, wie die von Cira.
„Elli, sieh mich bitte an.“ Jonas lächelte sanftmütig. „Du hast Ciras Kind das Leben gerettet. Du bist eine tapfere Frau.“
    ~~
    Timothy fühlte Sams Anziehungskraft mit doppelter Stärke, seitdem er versuchte, ihr nicht näher zu kommen. Er hatte ihr die spärlichen Fakten des Anschlags beschrieben, verheimlichte nur, dass er als normaler Mensch gestorben wäre. Doch abmildern wollte er die katastrophale Explosion nicht, weil er befürchtete, sie würde das Ganze auf die leichte Schulter nehmen. Er erzählte, er hätte sich hinter einer Hausecke halbwegs in Sicherheit bringen können und sie fragte nicht nach. Was hätte er sonst erzählen sollen?
    „Dass du ein Vampir mit zu vielen Selbstzweifeln bist, und total in sie verschossen und …“
„Schnauze!“
Sam wandte sich zu ihm um. Sie kletterten beinahe auf allen vieren über ein steiles Stück einen Felshang hinauf. „Wie bitte?“
    Er lächelte. „Nichts, nichts. Nur ein Dorn. Weiter?“
Ihre Waden spannten sich. Ihre Kraft strömte bis zu ihm herunter. „Klar.“
Er war schon wieder zu nah zu ihr aufgerückt, obwohl er seine Geschwindigkeit beibehalten hatte. Entweder sie verlangsamte ihr Tempo, weil er den Anschein erweckte, er hinkte hinterher oder ihr machte das Gewicht des Rucksacks inzwischen zu schaffen oder … Timothy hielt inne, vergrößerte den Abstand und erklomm in kleinen Schritten das aufragende Felsgestein. Sams geflochtener Zopf baumelte vor ihrem Hintern hin und her. Der Anblick vernebelte ihm die Sinne und er

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