Schwur fuer die Ewigkeit
klappte es auf und suchte Eves Nummer heraus.
Myrnin schlug es ihr geradewegs aus der Hand, sodass es senkrecht in die Luft flog und beim Herunterkommen fing er es mühelos wieder auf. Er grinste selbstgefällig, wobei seine spitzen Zähne in alle Richtungen standen, dann steckte er das Handy in seine Jackentasche. »Nun, nun«, tadelte er. »Wo ist denn dein Sinn für Abenteuer?«
»Geht irgendwo am Strand spazieren, zusammen mit Ihrem gesunden Menschenverstand? Wir können das nicht bringen. Sie wissen, was nachts auf den Straßen geschieht.«
»Dafür kann ich nichts. Ich brauche frische Luft und außerdem ist Laufen für Menschen sehr gesund, weißt du?« Damit wandte sich Myrnin von ihr ab und machte sich auf den Weg die schmale Gasse entlang in die Dunkelheit hinein. Claire glotzte ihm eine Sekunde lang nach, dann hastete sie ihm hinterher, denn die Option, zurückgelassen zu werden, schien ihr keine allzu fantastische Alternative. Rechts, über dem hohen Holzzaun, sah sie den finsteren Klotz des Day House aufragen. Es stand inzwischen leer. Gramma Day war vorübergehend ausgezogen und ihre Tochter war untergetaucht - wahrscheinlich für immer, wenn man mal bedachte, dass sie und ihre Leute sich auf die Seite der Anti-Vampir-Truppen der Stadt geschlagen hatten, denn das war bisher noch für niemanden gut ausgegangen.
Claire wurde langsamer und starrte auf die unbeleuchteten Fenster des Hauses. Sie hätte schwören können, dass sie im kalten Sternenlicht gesehen hatte, wie sich einer dieser weißen Spitzenvorhänge bewegt hatte. »Myrnin«, sagte sie. »Ist irgendjemand da drin?«
»Sehr wahrscheinlich.« Er verlangsamte seine Schritte nicht. »Die Leute verstecken sich an allen möglichen Orten überall in Morganville und warten ab.«
»Worauf warten sie?«
»Dass Gott vom Himmel heruntersteigt und sie rettet? Wer weiß?«
Von der anderen Seite des Zauns vernahm Claire ein schwaches, atemloses Kichern. Sie stoppte und starrte Myrnin an, der innehielt, kopfschüttelnd den Zaun anschaute und mit den Schultern zuckte. Dann ging er weiter.
Aber Claire war davon überzeugt, dass, was immer dort war, ihnen auf der Day-Seite des Zaunes folgte, und wenn sie das Ende des Zauns erreicht hatten... Schlecht. Ganz schlecht .
»Myrnin, vielleicht sollten wir jemanden anrufen. Sie wissen schon, ein Taxi. Oder Eve, wir könnten Eve anrufen...«
Myrnin stürzte sich auf sie.
Es geschah blitzschnell und sie hatte kaum Zeit, Luft zu schnappen und sich zu ducken, als er auf sie zukam wie ein weißer, verschwommener Streifen im Sternenlicht. Dann das Gefühl des Aufpralls, des Fallens und dann wurde alles ein wenig verschwommen an den Rändern.
Myrnin lag ausgestreckt auf ihr, und als die Umgebung aufhörte zu wackeln, merkte sie, dass sie flach auf dem Rücken lag. »Runter mit Ihnen!«, kreischte sie und trommelte mit beiden Fäusten an seine Brust. »Runter!«
Er legte seine kalte Hand auf ihren Mund und hob den Zeigefinger seiner anderen Hand an seine Lippen. Sie konnte im Schatten sein Gesicht nicht erkennen, aber sie sah die Geste; die Panik, die in ihr aufstieg, wechselte ständig zwischen Oh, mein Gott, Myrnin wird mich beißen und Oh, mein Gott, Myrnin versucht, mich zu beschützen .
Myrnin senkte den Kopf so tief, dass er schon kritisch in die Reichweite ihrer Halsschlagader kam, und sie hörte ihn flüstern: »Beweg dich nicht. Bleib hier.«
Und dann war er einfach so verschwunden. So laut er auch manchmal sein mochte - wenn er wollte, bewegte er sich leise wie ein Schatten.
Claire hob ein wenig den Kopf, um sich umzuschauen, aber sie sah nichts. Nur die Gasse, den Zaun, über s ich den Himmel mit flaumigen Wolken, die vor den Sternen vorbeizogen.
Und Myrnins Flipflops, die er zurückgelassen hatte und die traurig und verlassen am Boden lagen.
Plötzlich hörte sie von der anderen Seite des Zauns ein zorniges Kreischen und etwas prallte mit so großer Wucht gegen das Holz, dass die schweren Bretter splitterten. Claire wälzte sich mit klopfendem Herzen auf die Füße und umklammerte den Pfahl in ihrer Hand. Komisch, ich habe noch nicht einmal daran gedacht, ihn bei Myrnin einzusetzen... Vielleicht hatte sie ja tief in ihrem Inneren gewusst, dass er sie durch sein Verhalten nur beschützen wollte.
Das hoffte sie. Denn sie hoffte, dass sie inzwischen nicht schon so weit war, dass sie die Bedrohung, die er darstellte, gar nicht mehr erkennen konnte, denn das würde sie letzten Endes umbringen.
Was
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