Schwur fuer die Ewigkeit
machte das Gartentor auf. Als sie die Stufen zur Haustür hinaufgingen, wurde diese geöffnet, und da stand Eve - heute mal nicht in Schwarz, sondern in Violett, mit roten Leggings und klobigen schwarzen Plateauschuhen. In einer Hand hielt sie einen Pfahl, in der anderen ein silbernes Messer, aber als sie ihre Freunde die Stufen heraufkommen sah, ließ sie beides auf den Boden fallen und machte einen Satz auf Shane zu.
Er fing sie aus reiner Notwehr auf.
»Du bist frei!«, rief sie und drückte ihn extra fest, bevor sie zurück auf die oberste Stufe sprang und einen Siegestanz aufführte, der irgendwo zwischen Torjubel und dem Musical A Chorus Line angesiedelt war. »Ich wusste, du würdest davonkommen, Collins! Ich wusste es einfach! Highfive...«
Sie hob ihre Hand, damit er einschlagen konnte, aber er schaute sie einfach nur an. Eves Lächeln stockte, ihre erhobene Handfläche blieb in der Luft stehen, und sie schaute rasch Claire, dann Michael an.
»Oh Gott«, sagte sie und ließ die Hand sinken. »Was ist los? Was ist passiert?«
»Nicht hier draußen. Lasst uns hineingehen«, sagte Michael. »Sofort.«
***
Shane kam nicht besonders weit, genau genommen fünf Schritte den Flur entlang, bis er aufgab und einfach... zusammenbrach. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand, rutschte daran herunter und saß da und starrte auf seine Hände.
Claire wusste nicht, was sie tun sollte, außer bei ihm zu bleiben. Bevor sie sich jedoch neben ihn setzen konnte, packte Eve sie am Ellbogen und schüttelte sie kräftig. »Hey! Was ist passiert ? Du hast hier angerufen, aber du wurdest unterbrochen.
Seitdem halte ich da draußen nach dir Ausschau. Ich habe jeden angerufen, der mir einfiel. Hannah sucht auch nach dir. Was ist los?«
»Shanes Dad«, sagte Claire. Eve ließ los und schlug eine Hand vor den Mund, ihre Augen weiteten sich. Sie hatte bereits eine Ahnung, was kommen würde. »Bishop... er... er hat ihn in einen Vampir verwandelt. Vor unseren Augen.« Claire blickte auf Shane hinunter. »Vor seinen Augen.«
Eve wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie schaute sie einfach an, dann blickte sie zu Michael. »Und du konntest nichts dagegen tun?«
Er hatte den Kopf gesenkt. »Nein.«
»Nichts? Gar nichts?«
Michael drehte sich um und schlug so heftig mit der Faust gegen die Wand, dass das ganze Haus zu erzittern schien. Eve schrie auf und machte einen Satz nach hinten; beinahe wäre sie mit ihren hohen Absätzen über Shane gestolpert.
»Nein«, sagte Michael mit einer erzwungenen Ruhe, bei der Claire das Herz wehtat. »Gar nichts. Wenn ich etwas unternommen hätte, hätte Bishop gewusst, dass er mich nicht mehr in seiner Gewalt hat, und darauf wartet er. Es ging gar nicht um Shane und Claire oder um Shanes Dad. Es ging eher darum herauszufinden, ob ich noch immer sein Lakai war.«
Shane hob langsam den Kopf und die beiden Jungs starrten sich für einen langen, schweigsamen Augenblick an.
Michael kauerte sich nieder. »Ich hätte ihn getötet, wenn ich gekonnt hätte«, sagte er. »Ich bin nicht stark genug und das weiß er. Deshalb behält er mich so gern bei sich, denn er weiß, dass ich ihm tief in meinem Inneren am liebsten den Kopf abreißen würde. Das findet er witzig.«
»Mein Dad war also nur eine Art Anschauungsunterricht für dich«, sagte Shane, »Ist es so?«
Michael legte Shane die Hand aufs Knie. Die Haut über seinen Knöcheln war aufgerissen und überall war Gipsstaub.
Er blutete nicht.
»Wir kriegen ihn noch, Shane. Ganz sicher.«
»Wer ist wir?«, fragte Shane erschöpft; er ließ seinen Kopf nach hinten an die Wand sinken und schloss die Augen. »Lass mich einfach allein, Mann. Ich bin müde. Ich kann einfach nicht... ich bin müde.«
Eve legte Michael die Hand auf die Schulter. »Los, komm«, sagte sie. »Lass ihn in Ruhe. Er braucht Zeit.«
Shane lachte trocken. Es war eher ein Rasseln in seiner Kehle, ein Laut, der klang wie die Stärlinge draußen, diese ganz spezielle Vogelart. »Ja. Zeit. Genau das brauche ich jetzt.« Er klang nicht wie er selbst. Ganz und gar nicht.
Michael wollte nicht gehen, aber Eve bestand darauf, sie zog an seiner Hand, bis er aufstand und ihr ins Wohnzimmer folgte.
Shane blieb allein auf dem Boden zurück.
»Hey«, sagte Claire; sie setzte sich neben ihn und schlang die Arme um die Knie. »Willst du die ganze Nacht hier sitzen bleiben?«
»Vielleicht.«
»Ich dachte nur...«
»Was? Dass ich einfach abschalte und ein paar Games spielen gehe?
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