Schwur fuer die Ewigkeit
war Shanes Shirt. »Nein.« Claire eilte in die Küche.
Michael hantierte an der Kaffeemaschine herum. Er blickte zu ihr hinüber und zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts.
»Was?«, fragte sie; sie ließ ihre Büchertasche auf den Tisch fallen und schenkte sich ein Glas Orangensaft ein. »Schulde ich dir noch Miete?«
»Wir haben ganz andere Dinge zu besprechen als die Miete.«
»Was zum Beispiel?« Sie starrte weiterhin konzentriert auf ihren O-Saft. »Zum Beispiel, wie weit du dieses ganze Undercoverding mit Bishop noch treiben willst und ob dich das umbringt oder nicht? Das frage ich mich nämlich, Michael.«
Er holte tief Luft und fuhr sich mit der Hand durch seine goldenen Locken, als wollte er vor Frustration ein Büschel davon ausreißen. Claire bemerkte, dass die Verletzung an seiner Hand ordentlich verheilt war und nicht die geringste Narbe hinterlassen hatte. »Ich kann dir nichts darüber erzählen. Ich habe bereits ein enormes Risiko auf mich genommen, als ich dir verraten habe, was ich tue, verstehst du?«
»Und? Habe ich dich etwa in die Pfanne gehauen? Nein. Denn laut Patience Goldman geht diesem Ding da so langsam der Saft aus.« Sie zerrte ihren Ärmel nach hinten und zeigte ihm das Tattoo, das wenig mehr als ein Schatten unter ihrer Haut war und sich kaum noch bewegte. »Ich glaube nicht, dass er es schon gemerkt hat, aber das wird er vermutlich bald.«
»Deshalb habe ich dir gesagt, dass du dich von ihm fernhalten sollst.«
»Es ist ja nicht so, dass ich freiwillig gekommen wäre! Theo...« Plötzlich fiel ihr ein, dass sie nicht einmal nach ihm gefragt hatte, und sie fühlte, wie vor Schreck alle guten Schwingungen dieses Morgens flöten gingen. »Oh Gott, Theo und seine Familie...«
»Es geht ihnen gut«, sagte Michael. »Sie wurden in eine Zelle gesperrt. Ich war bei ihnen und habe Sam Bescheid gesagt. Er wird Amelie benachrichtigen.«
»Na, das wird bestimmt enorm helfen.«
Michael blickte zu ihr auf, als er sich Kaffee einschenkte. »Du siehst heute so anders aus.«
Sie war sprachlos und fühlte, wie sie einen hochroten Kopf bekam. Michaels Augenbrauen gingen langsam nach oben, aber er sagte kein Wort.
»Okay, das ist... nicht das, was ich gemeint hatte. Aber spiel lieber niemals Poker.« Er schenkte ihr ein kleines Lächeln, um ihr zu zeigen, dass er sie nicht weiter deswegen belästigen würde. Fürs Erste. »Ziehst du wieder hier ein?«
»Ich weiß nicht.« Sie schluckte und versuchte, ihr hämmerndes Herz wieder unter Kontrolle zu bekommen. »Ich muss mit meinen Eltern sprechen. Sie sind wirklich... Ich habe einfach Angst um sie, das ist alles. Ich dachte, wenn ich vielleicht bei ihnen wohne, wird alles besser, aber ich glaube, es ist dadurch nur schlimmer geworden. Ich wünschte, ich könnte sie einfach aus Morganville herausschaffen. Irgendwie.«
»Das kannst du«, sagte eine Stimme von der Küchentür her. Es war - ausgerechnet - Hannah Moses. Sie wirkte groß, schlank und extrem gefährlich in ihrer Morganviller Polizeiuniform, bewaffnet mit Revolver. Schlagstock. Pfefferspray. Handschellen und wer weiß mit was sonst noch. Hannah war eine dieser Frauen, die einem Respekt einflößten, egal, was sie anhatten, aber in voller Montur war absolut nicht mit ihr zu spaßen. »Was dagegen, wenn ich reinkomme?«
»Ich glaube. Sie sind bereits drin«, sagte Michael und deutete auf den Küchentisch. »Wollen Sie einen Kaffee zu Ihrem Einbruch?«
»Es handelt sich nicht um Einbruch, wenn man eine Polizeimarke hat, schon gar nicht, wenn man hereingelassen wird.«
»Und zwar von wem?«
»Eve. Eigentlich hätte ich gern einen Orangensaft, wenn ihr noch mehr davon habt«, sagte Hannah. »Genug Kaffee für heute. Ich war die ganze Nacht auf Streife.« Sie sah tatsächlich müde aus, als sie sich setzte und ihre Beine ausstreckte, obwohl Müdesein bei Hannah höchstens bedeutete, dass sie nur minimal weniger konzentriert aussah. Sie trug ihr zu kleinen Zöpfchen geflochtenes Haar in einem komplizierten Knoten im Nacken; dadurch, dass sie es immer aus dem Gesicht gekämmt trug, wurde die Narbe, die sie sich in Afghanistan eingehandelt hatte, noch betont - eine vernarbte Naht, die von ihrer linken Schläfe zu ihrer Nase verlief. Manche Frauen hätte dies wohl entstellt. An Hannah sah es eher wie ein Furcht einflößender Schönheitsfleck aus. »Draußen wird es gerade fies.«
Wenn Hannah das schon sagte, dann musste es schlimmer als fies sein. Claire goss Orangensaft in ein
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