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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Schatz, den sie darstellten, zukam, und besonders hatte er sie bewahrt vor den Matrosen, mit denen er zusammenarbeitete und die er nur zu gut kannte. Wieder und immer wieder ha t te er seinen Töchtern die Pflicht zu Rechtschaffenheit und Gehorsam vor Augen geführt, die Warnungen des Propheten über die Sünden gegen die Naturgesetze wiederholt, die die Seelen dieser vogelfreien Matrosen und ihrer Weiber für immer verdammten.
    Doch einmal hatte Amanda Wasser von dem Brunnen am Marktplatz geholt, und der stattliche schwarzhaarige Matr o se hatte dort getrunken, er wartete, während sein Kapitän drinnen mit ihrem Vater verhandelte. Er war anders als die Matrosen, die sie bisher gesehen hatte, irgendwo tief in i h rem Herzen fühlte sie, er war anders als jeder Mann, den sie bisher gesehen hatte – er sah sie über den Rand seines Trinkbechers an, wie noch kein Mann zuvor sie angesehen hatte, zurückhaltend und erfreut. Sie warf ihm verstohlene Blicke zu, betrachtete seine bloßen braunen Arme, seine grobe graue Tunika, die Riemen seiner Sandalen, die sich über seinen Knöcheln spannten. Er trug goldene Ringe, die seine Ohrläppchen herabzogen.
    „Habt Dank, Mädchen.“ Er setzte den Becher ab und fol g te ihr mit den Augen, als sie sich abwandte. „Seid Ihr …“ Er schien nachzudenken, was er sagen könnte. „Seid Ihr eine Tochter dieses Hauses?“ Er schien verlegen, als hätte er g e hofft, etwas Profunderes sagen zu können.
    „Die zweite Tochter.“ Obwohl sie wußte, daß sie es nicht tun sollte, blieb sie und antwortete ihm.
    „Wie lautet Euer Name? – Mich nennt man Miguel.“ Er unterstrich seine Worte mit einer Verbeugung seines Ko p fes. „Mir scheint, Ihr seid sehr hübsch.“
    Sie errötete und sah erneut hinab, während sie mit den Tr ä gern ihres Kleides spielte. „Ihr solltet so etwas nicht sagen.“
    „Ich weiß …“
    „Mein … Name ist Amanda.“
    Als ihr Vater zur Tür herauskam, sah er die beiden z u sammen am Brunnen und befahl Amanda scharf zurück ins Haus.
    Doch am nächsten Nachmittag schlich sie sich weg, um sich mit Miguel zu treffen, an jenem Pfad, der sich am Fluß entlangwand, und danach auch an jedem anderen Nachmi t tag in dieser Woche, in der sein Schiff im Hafen lag. Miguel beantwortete ihr Fragen, die ihr Herz niemals zu stellen g e wußt hatte und die nichts zu tun hatten mit den Grenzen der Welt, die sie kannte. Er war achtzehn, kaum älter als sie selbst war, doch er hatte seine Heimat im fernen Süden schon vor Jahren verlassen, um zu erkunden, was jenseits der Hafenmauern lag. Er erzählte ihr Geschichten über die Menschen im Süden, ihre seltsamen Städte, ihre seltsamen Gebräuche, ihre seltsamen Tiere. Er erzählte ihr von Mä n nern, die flogen, getragen von großen Ballons voller Luft, die Berge überstiegen, höher als die schimmernden Gipfel, die sie an den Grenzen der Wüste sehen konnte. Er sagte, sie kämen von einem Land, wo es Wunder gab, die selbst er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen konnte, und prahlte, eines Tages werde er einen Weg finden, sich an Bord eines der großen Luftschiffe zu stehlen, um all die Wunder zu sehen, die hinter den Bergen warteten.
    Und Amanda träumte seine Träume mit ihm, träumte, sie würde für immer mit ihm Zusammensein, an seinen Abe n teuern teilhaben, würde seine Liebe haben … und seine Kinder … Sie hatte sich immer vor den Dingen gefürchtet, die sich zwischen Männern und Frauen abspielten, Dinge, von denen ein Mädchen kaum zu flüstern wagte. Doch als sie am warmen Flußufer lagen, hatte er ihren Schleier gelöst und ihre Lippen geküßt, ihr Haar von seiner Bedeckung b e freit und bewundernd gesagt, es gleiche lohenden Flammen. Und seine Finger hatten durch den Stoff ihrer Kleidung ihre Brüste berührt und eine weitere Flamme in ihr entzündet. In jener Nacht war sie zum Tempel gegangen, schwer gebeugt unter der Last ihrer Schuld, und hatte Gott um Rat angefleht. Doch am nächsten Nachmittag ließ sie sich wieder von ihm berühren … und nur die kompliziert verknotete Kordel, die ihre baumwollenen Unterkleider verschnürte, hatte ihre Jungfernschaft gerettet. Und dann näherte ihre gemeinsame Woche sich plötzlich dem Ende, und sie umklammerten sich gegenseitig in der Schwüle des Olivenhains … „Wie kann ich gehen ohne dich, Amanda? Komm mit mir …“ Seine Finger spielten mit Strähnen ihres Haares.
    „Bleib hier bei mir, Miguel! Laß mich mit Vater spr e chen. Er wird uns

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