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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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viele N a men.
    „Aber wenn ich nicht kann …“ Er beendete den Satz nicht. Sie ging zurück zu ihrem Webstuhl. Als sie wieder aufsah, war er eingeschlafen.
    Die Tage vergingen, langsam verschwand die geschwo l lene Röte aus seinen Wunden, der Anblick seines verbran n ten Armes drehte ihr nicht länger den Magen um. Doch noch immer schlief er gelegentlich mitten in einem Satz ein, um Minuten oder Stunden später wieder aus einem Deliriu m traum zu erwachen; Träume, an die er sich nie erinnern konnte. Er schüttelte sie ärgerlich, fast verzweifelt, um die Details seiner Träume zu erfahren, der alten wie der neuen, und einmal verfluchte er sie, weil sie sie nicht niederschre i ben konnte.
    „Den Frauen wird das Schreiben nicht beigebracht“, fuhr sie ihn an. „Den Frauen wird beigebracht, ihren Gatten zu dienen, und … und ihren Vätern. Nur Männer müssen schreiben können.“
    „Was für ein Unsinn ist das?“ Er setzte sich auf und leh n te seinen Rücken gegen die kühle Wand. „Sie müssen schreiben können, damit Sie mir mitteilen können, was ich sage! Dieser Ort ist der verfluchteste und rückständigste Platz im gesamten nördlichen Territorium!“ Er runzelte nachdenklich die Stirn. „In dem, was davon übrig ist …“
    Sie starrte ihn an. „Dann ist es schlimm, daß Ihr hierble i ben müßt. Vielleicht ist das Gottes letzte Strafe für Euch.“ Sie erörterte viele Dinge in ihren Gesprächen mit dem Fremden, die sie mit einem Mann ihres Ortes niemals erö r tert hätte, zumindest nicht mit einem, der kräftig genug g e wesen wäre, sie zu schlagen.
    Verdrossen sah er auf. „Wieso glauben Sie, daß ich hier in Sanpedro bleibe?“
    „Weil Euer Flugschiff zerbrochen ist. Ihr könnt niemals mehr dorthin zurückkehren, von wo Ihr kommt. Ihr könnt ohne das Schiff die Wüste und die Berge nicht überwinden.“
    Er war still, die Muskeln seiner hohlen Wangen waren gespannt. „Ich verstehe“, sagte er endlich. „Was … was g e schieht mit ‚Zauberern’ in Sanpedro?“
    „Alles mögliche.“ Sie verschloß ihre Stimme und ihr Herz. „Sie sind Ausgestoßene. Sie können um Vergebung bitten und im Tempel Buße tun, wenn jemand für sie bürgt. Aber Ihr seid ein Außenseiter. Ihr habt keine Familie und kein Geld; niemand wird Euch beschützen. Wenn Ihr Euch den Leuten zeigt, werden sie Euch steinigen. Wenn nicht, wird man Euch nicht beachten; Ihr werdet betteln müssen, um zu leben … Einige gehen hinaus in die Wüste und ke h ren nie zurück …“ Der stumme, brennende Spiegel des Lichts, der aromatische, fiebrige Wind, die schimmernden, unerreichbaren Türme von Sangabriel … Es hatte sie h i nausgezogen, wenn sie Gestrüpp sammelte, mehr als einmal, aber niemals weit genug.
    Der Fremde blieb nachdenklich sitzen, und sein unb e decktes Auge spiegelte ausdruckslos die Verwirrung seiner Gefühle wider. Fast trotzig sagte er: „Und wenn ich nicht von hier fortgehen will?“
    „Dann wird Hund Euch die Kehle zerfleischen.“
    Er glitt an der Wand hinab, zurück auf das Stroh und b e deckte seine Schultern mit der Decke. Danach wandte er ihr den Rücken zu.
    In dieser Nacht lag sie schlaflos auf ihrem eigenen neuen Strohlager und hörte die harten, bitteren Stimmen der Mi t ternachtsglocken.
    Am nächsten Morgen kniete sie nahe dem Eingang und betrachtete den Sonnenaufgang über den fernen Hügeln, während sie den Weizen mahlte, den sie vom Feld ihres V a ters geerntet hatte. Hund lag ausgestreckt auf dem kühlen Boden, seine Zunge hing heraus, mit seinen verdrehten A u gen wirkte er wie tot. Sie lächelte und sah auf, als er den Kopf hob und unerwartet einmal bellte.
    Der Fremde stand im Türrahmen der Hütte. Außer seiner zerrissenen Hose trug er nichts. Diese Hose schlotterte nun um seine Hüften, seine Rippen traten deutlich hervor. Abrupt setzte er sich gegen das Haus, seufzte zufrieden und lächelte sie an. „Ein wunderbarer Morgen.“
    Sie sah hinab und folgte der Bewegung des glatten Gr a nitklöppels in ihren Händen, beschämt durch seinen Anblick und die Erinnerung, wie abscheulich sie zu ihm gewesen war.
    Doch wenn er verärgert oder verunsichert war, so zeigte er es nicht. Er streckte lediglich seine Glieder in der wohlt u enden Wärme der Morgensonne. Er sah ihr zu, wie sie die flachen Fladen des ungesäuerten Brotes formte. „Kann ich helfen?“
    „Nein“, sagte sie erstaunt. „Nein, genießt die Sonne. Ihr … Ihr müßt Euch schonen, um Eure Kräfte zurückzugewi n

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