Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
um; ein Lichtstrahl, in dem der Staub tanzte, fiel durch die Tür über ihren Hocker. „Wo ist dieser Ort?“
    „Das ist die Stadt Sanpedro.“ Sie zögerte. „Ihr fielt vom Himmel, direkt in das Feld meines Vaters. Gott … Gott schmetterte Euch nieder. Ihr wäret beinahe gestorben.“
    „Tatsächlich?“ Er seufzte plötzlich und schloß das A u ge, das nicht durch den Verband verborgen wurde. „Das könnte plausibel sein.“ Lange Zeit war er still, und sie dachte, er sei wieder eingeschlafen. Sie wollte sich erh e ben, da öffnete das Auge sich wieder. „Warten Sie! Warten Sie … nicht gehen …“
    Angesichts der Verzweiflung in seiner Stimme kniete sie sich wieder nieder.
    „Wer sind Sie?“
    „Amanda … Amanda Montoya.“
    „Wer bin ich?“
    Sie blinzelte und schüttelte den Kopf. „Das weiß ich nicht.“
    „Ich weiß es auch nicht …“ Seine Hand preßte sich gegen den Kopf, seine Stimme erstarb. „Christus … ich erinnere mich an gar nichts. Gar nichts …“ Er brach ab. „Außer., a u ßer … das Feld; Leute standen an der Straße und sahen mich an … aber sie halfen mir nicht. Sie sahen mich, und sie wu ß ten, sie würden mir nicht helfen.“ Er erschauerte. „O Gott … sie wollten mir nicht helfen …“ Dann schlief er wieder ein.
     
    „Ich kenne den Namen Sanpedro“, sagte er störrisch zw i schen den Brotstückchen, mit denen sie ihn fütterte. Sie ha t te ein Huhn getötet, während er schlief, und eine Suppe g e kocht, um ihn zu stärken. „Ich sah ihn, irgendwo … das Los-Angeles-Becken? Bedeutet das etwas?“ Hoffnungsvoll sah er zu ihr auf und schluckte einen weiteren Mundvoll Suppe. Im Kerzenlicht war sein Auge grau wie die Sorge, Furcht blinkte darin.
    „Ja. Das ist die Wüste rings um uns, bis zum Norden, zu den Bergen … Wir gehen nur hinaus, um Metalle zu suchen.“
    „Metalle!“ Er stützte sich auf seine Ellbogen, verschüttete Suppe und sank dann mit einem Grunzen wieder zurück. „Metalle …“ Seine Hand griff suchend nach etwas, das sie nicht finden konnte. Sie wischte ihm die Suppe von seinen Bartstoppeln und seiner Brust. „Verdammt“, flüsterte er. „Es wird wiederkommen. Es wird. Wenn ich wieder zu Kräften gekommen bin, dann werde ich den Ort besuchen, wo es geschah, und mich erinnern.“
    „Ja“, sagte Amanda sanft, da sie glaubte, er würde eine Antwort erwarten. „Ja, ich bin sicher, das werdet Ihr.“
    Das graue Auge sah sie überrascht an, und sie erkannte, daß er nicht zu ihr gesprochen hatte. Sie bot ihm mehr Su p pe an. Vorsichtig schüttelte er den Kopf. „Warum bedecken Sie Ihr Gesicht, Amanda? Früher taten Sie dies nicht … oder Ihr Haar; ich erinnere mich an Ihr rotes Haar.“
    „Es ist Euch nicht erlaubt, das zu sehen!“ Unruhig fragte sie sich, an was er sich sonst noch erinnerte. „Der Prophet Ángel lehrt, es ist nicht schicklich für eine Frau, ihr Gesicht einem Mann zu zeigen, der nicht ihr Gemahl ist.“
    Er lächelte ungeschickt mit einer Seite seines Mundes. „Ich schlafe in Ihrem Bett, aber Ihr Gesicht wollen Sie mich nicht sehen lassen … Wer ist dieser ‚Ángel’?“
    Sie fühlte Verärgerung beim Klang seiner Stimme. „Kein Wunder, daß man sagt, Ihr betreibt Zauberei, wenn Ihr ni e mals sein Wort vernommen habt. Ángel ist der Sohn Gottes, der unser Volk aus dem Süden hierherführte. Er sagte, das einzig richtige und rechtschaffene Leben halte sich an die Gesetze der Natur, ein Leben, das alle Geschöpfe leben sol l ten. Zauberei zu praktizieren, sich selbst an die Stelle Gottes erheben wollen, aus falschem Stolz, hat Strafe zur Folge – wie Euer Beispiel trefflich zeigt. Darum wollten mein Vater und die anderen Männer Euch nicht helfen. Es war Gottes Strafe.“
    Sein Ausdruck war zweifelnd und veränderte sich dann. „Sie waren da …“
    „Ja.“ Sie schlug die Augen nieder.
    Er atmete tief ein, hielt den Atem an. „Aber – als ich an Ihre Tür kam, halfen Sie mir. Warum? Fürchteten Sie sich nicht auch vor der Strafe Gottes?“
    Sie seufzte. „Es gibt fast nichts mehr, das Gott mir antun kann, oder ich Ihm …“ Sie erhob sich und ging weg, um Hund den letzten Rest der Suppe zu geben, ihr eigener Hu n ger war vergangen.
    „Amanda?“
    Sie straffte sich und sah wieder zu dem Fremden.
    „Wenn ich wieder gesund bin …“
    „Dann müßt Ihr gehen.“ In den losen Falten ihres G e wandes rieb sie ihren Arm. „Sonst werden die Leute mich eine Hure nennen.“ Und sie geben mir bereits zu

Weitere Kostenlose Bücher