Science Fiction Almanach 1981
Weise wird dies in Clifford D. Simaks Kurzgeschichte Das romantische Raumschiff geschildert. Lulu, ein Roboter-Schiff mit Persönlichkeitsbewußtsein, hat sich in ihre drei Astronauten verliebt und geht mit ihnen durch.
Ben versuchte, vernünftig mit ihr zu reden, und klärte sie über einiges auf – worüber sie natürlich längst Bescheid wußte –, wobei er ihr insbesondere klarzumachen versuchte, welche Rolle das Körperliche in der Liebe spielte.
Lulu war beleidigt, aber nicht genug, um die Romanze zum Platzen zu bringen.
Sie erklärte uns mit trauriger, nur leicht gereizter Stimme, daß uns der tiefere Sinn der Liebe entgangen sei. Sie zitierte noch eine Reihe von Jimmys blöden Versen über die Rei n heit und den Adel der Liebe, und wir konnten überhaupt nichts dagegen machen. Wir waren geschlagen.
Nach verschiedenen vergeblichen Versuchen, Lulu zur Ei n sicht zu bringen, feuern die Kameraden Jimmy, den „Dic h ter“, an, eine recht lange, schnulzige Ode über den Ruhm und die Herrlichkeit der Heimat zu schreiben. Hoffen wir, daß dies Kunstwerk Lulu genügend beeindrucken wird, um sie zur Rückkehr zu bewegen.
Im Gegensatz zu dieser heiteren Geschichte ist Starfighter 31 von Harlan Ellison und A.E. van Vogt schaurig. Dort sind es mehrere Schiffe, die jeweils einen Menschen an Bord haben, den sie wie einen Sklaven behandeln und mit elektrischen Stromstößen zum Gehorsam zwingen. Die Roboter-Herren sorgen in Zusammenarbeit für Nachwuchs, indem zwei Schiffe einen Jungen und ein Mädchen z u sammentreiben und sie sich nach Gebrauchsanweisung paaren lassen. Ist das Kind männlichen Geschlechts, wird es dem Herrn seines Vaters übergeben; ein weibliches Kind verbleibt bei der Mutter. Vater oder Mutter werden vom Schiff getötet, sobald der Sohn beziehungsweise die Toc h ter vierzehn Jahre alt ist. Dem Erwachsenen ist es unmö g lich, das Kind zu warnen, denn das Schiff kann ja jedes Wort hören.
Trotzdem gelingt es einer jungen Frau, ihr Schiff zu übe r listen und ihrem Paarungspartner zu helfen, auch das seine lahmzulegen. Sie können auf einen Planeten entkommen.
Frauenherrschaft
Wissen Sie, wie meine Bekanntschaft mit Onkel Oskar b e gann?
Er stellte sich als neuer Nachbar vor und umriß seinen Lebenslauf. Daraufhin erzählte ich ihm von meiner berufl i chen Tätigkeit, meinen Absichten und Plänen. In seiner Miene zeigte sich Befremden, und schließlich platzte er he r aus: „Sie kommen doch nicht darüber hinweg, daß Sie eine weibliche Psyche haben.“
Nun will ich durchaus nicht leugnen, eine weibliche Ps y che zu haben, ich möchte nur gern wissen, was das für ein Ding ist, und so bat ich um eine Definition. Doch alles, was ich aus ihm herausbekam, war: Die weibliche Psyche sei eben anders als die männliche Psyche.
Der weibliche Körper ist anders als der männliche Kö r per, und die biologische Funktion der Frau ist eine andere als die des Mannes. Aber was ist eine weibliche Psyche? Oder: Was ist eine weibliche Psyche?
Onkel Oskar ist ein sehr gebildeter Mann, und es gibt kein Thema, zu dem er nicht Parallelen aus der Zeit der alten Römer oder der klassischen Literatur zu ziehen weiß. In di e sem Fall hinderte ihn nur seine Höflichkeit, sich klar ausz u drücken. Er glaubt nämlich nicht etwa, daß die geltenden gesellschaftlichen Spielregeln von Mann und Frau die Übe r nahme bestimmter Rollen verlangen, sondern er ist der Me i nung, daß Frauen der Wunsch nach Unterwerfung ebenso einprogrammiert sei wie einem Roboter. Die „männliche Psyche“ dagegen enthalte die Fähigkeit, zu befehlen und zu führen.
Sie meinen, Onkel Oskar sei nicht nur ein altmodischer Kauz, sondern auch noch komplexbehaftet? Tatsächlich le i det er heute noch unter einem recht widerwärtigen, wenn auch schon lange zurückliegenden Scheidungsprozeß, und seine Zutraulichkeit ist nur darauf zurückzuführen, daß er jetzt meine Psyche für unweiblich und mich demzufolge für ungefährlich hält. Im allgemeinen hat er vor Frauen eine Heidenangst. Aber altmodisch ist er nicht, im Gegenteil, er vertritt doch Ansichten, die – wenn die Prognosen stimmen – in der Zukunft Allgemeingut werden.
Wir können es daraus schließen, daß die Frau so oft in der Rolle der recht- und schutzlosen Sklavin dargestellt wird, aber ebenso daraus, daß ein Thema in der Science-fiction-Literatur völlig fehlt: Die Macht, die die ausgesprochen weibliche, attraktive Frau auf Männer ausübt als Einzelfall und
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