Science Fiction Almanach 1981
leistungsfähige Frauen in traditionell männlichen Enklaven gibt, so kennen wir doch den Unterschied zwischen Alibifunktion und Gleic h stellung.
Frauen als Nicht-Autorinnen von SF -
Was ist schon ein Name, George Eliot?
Wie viele von Ihren Lieblingsautoren sind Frauen? Wie vi e le weibliche Autorinnen können Sie nennen? Manche Leser können ohne Zögern die Namen von zwanzig oder dreißig männlichen Schriftstellern herunterrasseln. Kürzlich aber fragte ein junger Mann, der sich selbst als Fan bezeichnete, in vollem Ernst: „ Gibt es überhaupt Autorinnen?“ (So viel für euch, Ursula, Zenna, Joanna und Kate.) Proportional gibt es weit weniger Autorinnen als Autoren. Vor der Mitte der sechziger Jahre gab es fast keine. Und bis vor ungefähr zehn Jahren konnten die wenigen produktiven Autorinnen nur selten von der Autorenbezeichnung her als Frauen identif i ziert werden. Männer schreiben selten unter Frauennamen, obwohl es bei Kriminalromanen und in der Gothic Novel vorkommt. Einige Generationen von SF-Autorinnen ve r wendeten hingegen männliche Pseudonyme, nannten statt ihrer Vornamen nur Initialen oder hatten Vornamen, die zweideutig genug waren, um das Geschlecht des Autors nicht zu enthüllen.
Wie Sie sich das vielleicht schon gedacht haben, stehen alle Namen in dem Quiz Die unsichtbare Frau für Frauen: Leigh Brackett, Catherine L. Moore, Kit Reed, Wilmar Sh i ras und Chelsea Quinn Yarbro. Es gibt immer noch dann und wann Skeptiker, die es nicht glauben wollen, aber die meisten Leser wissen inzwischen, daß Andre Norton Alice Mary Norton, „eine Bibliothekarin einer Kinderbücherei im Ruhestand aus Cleveland, Ohio“ 17 ist. Anne McCaffrey meint in ihrem Essay Romance and Glamour in Science-fiction: „Schon vor den Kampagnen für Gleichberechtigung in den fünfziger und sechziger Jahren gab es Science-fiction-Autorinnen. Manche hielten es für klüger, zweideut i ge Namen zu verwenden, um die männliche Leserschaft nicht gegen eine Story einzunehmen, die offensichtlich von einer Frau verfaßt war.“ 18 Ursula Le Guin auf der anderen Seite hatte ihre einzige schlechte Erfahrung mit Sexismus bei Herausgebern außerhalb des Gebiets. Ihre Story Nine Lives wurde 1969 im Playboy veröffentlicht, und zwar „u n ter dem einzigen veränderten Namen, den ich je verwendet habe: U. K. Le Guin. Der Herausgeber fragte mich höflich, ob man das Initial des ersten Vornamens benutzen dürfte, und ich gab meine Zustimmung … Das war das erste (und ist bis jetzt das einzige) Mal, wo ich auf etwas gestoßen bin, was ich als sexuell bedingtes Vorurteil verstanden habe, als ein Vorurteil gegen mich als Autorin, und zwar von irgen d einem Herausgeber oder Verlagschef.“ 19
Es ist nicht schwer, zahlenmäßig die ungleiche Verteilung von Autoren und Autorinnen zu demonstrieren. Von den sechsundzwanzig klassischen Geschichten in The Science Fiction Hall of Fame sind anderthalb von Frauen verfaßt. Catherine L. Moore ist die Hälfte eines zweiköpfigen Teams, das unter dem Pseudonym Lewis Padgett schreibt, und eine Geschichte über Mutterliebe (die sich als dem Wahnsinn benachbart herausstellt) 20 stammt von Judith Me r ril. Eine Widerlegung der zu einfachen Erklärung, daß Fra u en bloß „keine Lust hatten“ oder „nicht gut genug waren“, um als Autorinnen den Männern Konkurrenz zu machen, würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit weit überschreiten. Diese Argumentationsweise wird in den meisten feminist i schen Artikeln aufgedeckt. Als ein Beispiel die Worte von Carrie Chapman Catt von 1902:
Diese Welt hat den Frauen nichts Nützliches beigebracht und dann gesagt, ihre Arbeit sei wertlos. Sie gestattete ihnen keine Meinung und sagte, sie könnten nicht denken. Sie ve r bat ihnen, in der Öffentlichkeit zu sprechen und sagte, das weibliche Geschlecht habe keine Rednerinnen. Sie verwe i gerte ihnen den Zugang zu Schulen und sagte, das weibliche Geschlecht habe keine Genies. Sie hat ihnen jede Spur von Verantwortung genommen und hat sie dann schwach g e nannt. Sie brachte ihnen bei, daß jedes Vergnügen als eine Gunst von den Männern zu kommen habe und daß sie sich mit Farben und feinen Federn schmücken müßten, wenn sie es haben wollten, und als sie das machten, was man ihnen beigebracht hatte, nannte man sie eitel. 22
Wie die Rechtfertigungen auch aussehen mögen, so ist es doch eine Tatsache, daß die Leserschaft die Welten der SF durch die Überlegungen von männlichen Autoren erforschen
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