Science Fiction Almanach 1981
sein“, sagte der Mann. „Ich habe die Verletzung für ernsthafter geha l ten.“ Er hob den Blick. „Sie erinnern sich nicht einmal mehr an meinen Namen, nicht wahr, Dr. Allison?“
„Sie wissen, wer ich bin?“
„Dr. Forth hat mich nicht eingeweiht. Aber wir Hasturs verfügen über telepathische Gaben, Jason … Entschuldigen Sie, ich meinte Dr. Allison. Ich habe vom ersten Augenblick an gewußt, daß Sie entweder von einem Gott oder von e i nem Dämon besessen waren.“
„Das ist abergläubischer Unfug“, schnappte Jay. „Und für einen Darkovaner typisch.“
„Es ist nichts weiter als eine umgangssprachliche B e zeichnung“, sagte der junge Hastur und ignorierte die U n höflichkeit. „Ich glaube schon, daß ich Ihre Terminologie lernen könnte, wenn ich überzeugt davon wäre, es würde die Anstrengung lohnen. Ich habe eine Psi-Ausbildung genossen und kenne den Unterschied, wenn die Hälfte einer Me n schenseele von der anderen ausgeschaltet wird. Vielleicht könnte ich Sie wieder zu sich selbst zurückfinden lassen …“
„Wenn Sie glauben“, entgegnete Jay aufgebracht, „ich würde zulassen, daß irgendein darkovanischer Spinner mit meinem Bewußtsein herumspielt …“ Er brach ab. Unter R e gis’ zwingendem Blick fühlte er sich von einer unbekannten Woge der Niedrigkeit überspült. Diese Männer brauchten einen Führer, der er, Jay Allison, offensichtlich nicht war. Er bedeckte die Augen mit einer Hand.
Regis beugte sich vor und legte verständnisvoll eine Hand auf Jays Schulter. Allison schüttelte sie ab, und als er seine Stimme endlich wiederfand, klang sie bitter, abwehrend und kalt.
„In Ordnung. Der Zweck heiligt die Mittel. Ich bringe es nicht fertig, Jason aber wohl. Sie haben parapsychische F ä higkeiten. Wenn Sie mich abschalten können, dann tun Sie es!“
Ich fuhr mir mit der Hand über die Stirn und starrte Regis an. „Was ist passiert?“ fragte ich – und dann, in einem Aufwallen plötzlicher Erkenntnis: „Wo ist Kyla? Sie ist verletzt …“
„Es geht ihr gut“, sagte Regis. Dennoch stand ich sofort auf, um mich selbst davon zu überzeugen. Kyla war dra u ßen. Man hatte sie in warme Decken eingepackt, und sie hatte sich gerade auf einen Ellbogen gestützt, um irgend e t was Heißes zu trinken. Der Geruch von Essen lag in der Luft. Ich musterte Regis eingehend und fragte: „Ich bin doch wohl nicht wegen dieses kleinen Kratzers umgekippt?“ Ich warf einen sorglosen Blick auf die zerschundene Hand.
„Warten Sie …“ Regis zog mich zurück. „Gehen Sie noch nicht hinaus. Erinnern Sie sich nicht mehr an das, was passierte, Dr. Allison?“
Ich starrte ihn mit wachsendem Entsetzen an. Meine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bestätigt. Mit leiser Stimme sagte Regis: „Sie … hatten sich verändert. Mögl i cherweise lag es an dem Schock, mitansehen zu müssen …“ Er brach mitten im Satz ab, und ich sagte: „Das letzte, woran ich mich erinnere, ist, daß ich sah, wie Kyla blutete und wir ihr die Kleider öffneten. Aber – bei allen Göttern, ein paar Blutstropfen haben mir noch niemals Angst eingejagt, und Jay Allison ist ein Chirurg. Kann es sein, daß dieser Anblick ihn auf den Plan gebracht hat?“
„Das kann ich nicht beantworten.“ Regis erweckte in mir den Eindruck, als wisse er mehr, als er zugeben könne. „Ich glaube nicht, daß Dr. Allison – der Ihnen übrigens nicht sonderlich ähnlich ist – sich allzu viele Gedanken um Kyla gemacht hat. Und Sie?“
„Das kann man wohl sagen. Ich möchte absolut sicher sein, daß es ihr gutgeht …“ Ich hielt plötzlich inne. „Regis … Haben die anderen es alle mitbekommen?“
„Nur Kendricks und ich“, erwiderte er. „Aber wir werden nichts darüber verlauten lassen.“
Ich sagte „Danke“ und schüttelte ihm die Hand. Ob er nun ein Halbgott oder ein Prinz war, ich mochte ihn.
Ich ging hinaus, ließ mir aus dem Kessel eine Mahlzeit reichen und hockte mich zum Essen zwischen Kyla und Kendricks nieder. Ich war aufgewühlt und fühlte mich zie m lich schwach. Außerdem war mir jetzt klar, daß wir hier nicht bleiben konnten. Der Platz bot zu gute Angriffsmö g lichkeiten, und wir stellten in unserem gegenwärtigen Z u stand die besten potentiellen Opfer dar. Wenn wir einen Gewaltmarsch ansetzten, um noch am gleichen Abend in die Nähe des Dämmerungs-Passes zu gelangen, konnten wir ihn am nächsten Morgen, und zwar in aller Frühe, bevor die Sonne den Schnee aufweichte,
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