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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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durchqueren. Jenseits des Passes lebten Stämme, deren Sprache ich verstand.
    Als ich dies zur Sprache brachte, warf Kendricks einen zweifelnden Blick auf Kyla. „Kann sie in diesem Zustand klettern?“
    „Sollen wir sie hier zurücklassen?“ konterte ich, stand auf und ließ mich neben ihr nieder.
    „Wie schlimm ist Ihre Verletzung? Glauben Sie, daß Sie weitergehen können?“
    Aufgebracht erwiderte sie: „Natürlich kann ich klettern! Ich bin kein schwaches Mädchen, sondern eine Freie Am a zone!“ Sie fegte die Decke, die jemand über ihre Beine g e legt hatte, zur Seite. Ihre Lippen wirkten ein wenig verkni f fen, aber als sie ans Feuer ging, um sich einen Essensnac h schlag zu holen, war ihr Gang aufrecht.
    Wir brauchten nur Minuten, um das Lager wieder abz u bauen. Die herumstreunenden weiblichen Waldläufer hatten nahezu alles Tragbare weggeschleppt. Wir sahen keinen Sinn darin, das Zelt abzubauen und zu verstecken, denn sie würden zurückkehren und es sowieso finden. Zudem wü r den wir es, wenn wir mit einer Waldläufer-Eskorte zurüc k kamen, ohnehin nicht mehr benötigen. Ich gab die Anwe i sung aus, von den leichtesten Ausrüstungsstücken mal abg e sehen, alles dazulassen, und untersuchte jeden uns verbli e benen Rucksack. Wir hatten noch genug Nahrung, um eine Mahlzeit während der Nacht im Paß zu uns zu nehmen, a n sonsten gerade noch ein paar Decken, Seile und Sonnenbri l len. Ich gab den Befehl, alles andere einfach liegenzulassen.
    Der Weg wurde von nun an schwieriger. Die Sonne sank, und der Abendwind war eisig. Beinahe jeder von uns hatte irgendeine Verletzung, die ihn am Klettern hinderte. Kyla war zwar blaß und steif, schenkte sich jedoch nichts. Ke n dricks litt aufgrund der großen Höhe an Schwindelanfällen. Ich half ihm, so gut es eben ging, aber da meine Hand sich immer mehr versteifte und ich selbst auch nicht gerade vö l lig beieinander war, war das nicht viel.
    Einmal hingen wir wie krabbelnde Käfer flach an einer Felswand und suchten nach Möglichkeiten, einen Halt für Hände und Füße zu finden. Für mich war es bisher Ehrens a che gewesen, die Führung zu übernehmen, und so tat ich es; aber als wir die zehn Meter hohe Wand endlich hinter uns gebracht hatten und über einen Sims kletterten, von dem aus wir den Weg wieder aufnehmen konnten, hätte ich meine Position liebend gern abgegeben. Als wir alle auf dem Sims waren und uns versammelten, tauschte ich den Platz mit dem erfahrenen Lerrys, der sich als talentierter als mancher professionelle Bergsteiger entpuppt hatte.
    „Mir war“, sagte er, „als hätten Sie von einem Weg g e sprochen.“
    Ich versuchte meine Lippen zu einem Grinsen zu verzi e hen, glaube aber, daß mir dies nicht ganz gelang. „Für die Waldläufer ist es immer noch ein Super-Highway. Und sonst kommt niemand über diesen Weg.“
    Wir bewegten uns jetzt langsam über den schneebedec k ten Boden dahin; ein- oder zweimal mußten wir uns durch Verwehungen schlagen, und ein anderes Mal verwehrte uns ein zwanzigminütiger Schneesturm dermaßen die Sicht, daß uns nichts anderes übrigblieb, als uns an den Sims zu kla m mern und uns dem eisigen Wehen des Windes entgegenz u stemmen.
    Wir biwakierten in dieser Nacht in einer Felsspalte, die vom Schnee freigeweht worden war und ein Stück oberhalb der Baumgrenze lag, wo sich lediglich einige borstige, u n verwüstliche Dornenbüsche halten konnten.
    Einige davon rissen wir aus, stapelten sie als Windschutz auf und legten uns hinter ihnen zum Schlaf nieder; aber j e der von uns dachte mit schmerzlichem Bedauern an die b e quemen Ausrüstungsgegenstände, die wir zurückgelassen hatten.
    Jene Nacht ist in meiner Erinnerung die schlimmste, an die ich zurückdenken kann. Abgesehen von dem leichten Klingeln in meinen Ohren, machte die Höhe mir nichts aus, aber den anderen ging es nicht einmal annähernd so gut. Der größte Teil der Männer litt unter unsäglichen Kopfschme r zen, und was Kyla anbetraf, so schien die Wunde ebenfalls weit mehr zu schmerzen, als sie zugab. Kendricks’ Ber g krankheit hatte sich zur höchstmöglichen Form entwickelt; er hatte starke Krämpfe und mußte sich übergeben. Obwohl die Schwierigkeiten der anderen mir recht nahegingen, gab es nichts, das ich hätte tun können; die einzigen Mittel g e gen die Bergkrankheit wären Sauerstoff oder der Abstieg gewesen – aber keines von beiden war für uns praktikabel.
    Als der Wind seinen Höhepunkt überschritt, schlossen wir uns zu

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