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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Frage, wieso Forth mich undiszipliniert g e nannt hatte. Ich konnte es einfach nicht riskieren, meine A u torität als Bergführer dadurch zu untergraben, indem ich unserer vertraglich angeheuerten Führerin zu nahe rückte – mochte sie nun eine Amazone oder sonst jemand sein.
    Irgendwie schien das Mädchen zum A ngelpunkt meiner Gedanken zu werden. Sie gehörte weder zum Bereich des Terranischen Hauptquartiers, noch war sie sonst ein Teil jener Welt, die Jay Allison gekannt haben mochte. Sie g e hörte ganz und gar zu Jason, zu meiner Welt. Zwischen Schlafen und Wachen verlor ich mich in einem Traum, in dem ich vogelgleich zwischen den Baumstraßen dahinflog und der fernen Gestalt eines Mädchens hinterhereilte, das man am gleichen Tag mit Schlägen und Flüchen aus dem Nest vertrieben hatte. Irgendwo im Blattwerk würde ich es finden, und wir würden zusammen in die Stadt zurückke h ren, ihr Haar geschmückt mit der roten Blütenkette einer Auserwählten, und die gleichen Frauen, die sie mit Stei n würfen fortgetrieben hatten, würden sich versammeln und sie nach ihrer Rückkehr willkommen heißen. Die Frau, die vor mir dahinflog, sah sich mit Kylas Augen nach mir um; dann verwandelte sich ihre Gestalt, und Dr. Forth versperrte mir den Weg, und der Äskulapstab, der auf seinem Jackett abgebildet war, baute sich zwischen uns auf wie ein u n überwindliches Hindernis. Kendricks – angetan mit der Un i form der Raumflotte – bedrohte uns mit einem Laser, und Regis Hastur, der jetzt die gleiche Kleidung trug, sagte u n entwegt „Jay Allison, Jay Allison“, während die Baumstraße unter unseren Füßen zersplitterte, wir einen Wasserfall h i nunterfielen und stürzten, stürzten, stürzten …
    „Aufwachen“, flüsterte Kyla und stieß mir einen Ellbogen in die Seite. Ich öffnete die Augen, starrte in die zusamme n geballte Dunkelheit und schnappte unter dem Eindruck des sich verflüchtigenden Alptraums nach Luft. „Was ist pa s siert?“
    „Sie haben gestöhnt. Hat Sie die Höhenkrankheit auch erwischt?“
    Ich brummte etwas, stellte fest, daß mein Arm sich um i h re Schulter gelegt hatte, und zog ihn rasch zurück. Kurz da r auf schlief ich wieder ein, diesmal ungestört.
     
    Vor Sonnenaufgang krochen wir zerschlagen aus dem B i wak. Wir waren verkrampft, fühlten uns steif und nicht im mindesten ausgeruht, aber wir rissen uns dennoch zusa m men und gingen weiter. Der Schnee war gefroren, und im herrschenden Zwielicht erwies sich der Weg als nicht allzu schwierig. Nach all den Schwierigkeiten auf den niedrigeren Rücken hatte ich den Eindruck, daß selbst die Amateure je g lichen Geschmack an vorgeblich abenteuerlichen Kletterpa r tien verloren; auf keinen Fall gab es einen Ton des Beda u erns darüber, daß die Durchquerung des Dämmerungs-Passes ohne den geringsten Höhepunkt verlief und zu ke i nerlei Zwischenfällen führte.
    Als wir den Paß erreichten, war die Sonne gerade im B e griff aufzugehen, und wir blieben einen Moment stehen und sammelten uns in der Senke, die von den beiden Steilwä n den überragt wurde.
    Hjalmar musterte die Gipfel mit einem sehnsüchtigen Blick.
    „Ich wünschte, wir könnten sie bezwingen.“
    Regis lächelte ihn kameradschaftlich an. „Irgendwann – und dazu hast du das Wort eines Hastur – wirst du zu der Expedition gehören, die diese Berge bezwingen wird.“ Die Augen des riesigen Burschen leuchteten auf. Regis wandte sich zu mir um und sagte herzlich: „Was halten Sie davon, Jason? Wollen wir es ausmachen? Sollen wir es alle zusa m men machen – im nächsten Jahr?“
    Ich versuchte zurückzulächeln, aber plötzlich rührte sich in meinem Inneren ein blaßdunkles Gespenst voll wilder Wut. Wenn unsere Mission beendet war, wurde mir plöt z lich klar, würde es mich nicht mehr geben. Ich würde mich aufgelöst haben, denn ich war nichts anderes als ein Surr o gat, ein Stellvertreter, eine Abspaltung Jay Allisons, die nach Beendigung ihres Auftrages von Forth und seinen F ä higkeiten wieder an jenen Platz versetzt werden würde, der seiner Meinung nach der richtige für mich war – ins Ni r gendwo. Nie wieder würde sich mir die Gelegenheit bieten, einen Berg zu besteigen. Dieses Mal – wo wir gegen die Zeit und die Unumgänglichkeit anrannten – würde das einzige Mal bleiben. Ich preßte die Lippen aufeinander und sagte: „Lassen Sie uns darüber reden, wenn wir zurück sind – falls wir es schaffen. Ich schlage vor, daß wir jetzt weitergehen. Einige

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