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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Paaren zusammen und teilten sowohl die Decken als auch unsere Körperwärme miteinander. Bevor ich mich zu Kendricks legte, sah ich mich noch einmal in unserer Höhle um und sah, daß das Mädchen allein und etwas a b seits von den anderen lag. Ich wollte etwas sagen, aber Ke n dricks kam mir zuvor.
    „Du kriechst besser mit unter unsere Decke, Mädchen“, meinte er und fügte kühl, aber nicht unfreundlich hinzu: „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, daß uns irgendwelche komischen Anwandlungen überfallen.“
    Kyla bedachte mich mit einem ansatzweisen Lächeln, und mir wurde plötzlich klar, daß sie mich auf der darkovan i schen Seite eines Witzes sah, der sich gegen diesen großen Mann, der keinerlei Ahnung von der hiesigen Etikette hatte, richtete. Aber ihre Stimme war kühl und klar, als sie „Da r über mache ich mir keine Sorgen“ sagte und ihren schweren Umhang löste, bevor sie zwischen uns in unser Deckennest kroch.
    Ich fühlte mich schmerzlich beengt und fror trotz der wärmeentwickelnden Überwürfe. Wir schmiegten uns eng aneinander, und Kylas Kopf ruhte auf meiner Schulter. Ich fühlte, wie sie im Halbschlaf, nach Wärme suchend näher an mich heranrückte und stellte bei mir fest, daß es mir gefiel und ihr Verhalten mich glücklich machte. Eine gewöhnliche Frau hätte das Angebot, die Decken mit zwei fremden Mä n nern zu teilen, zurückgewiesen – und sei es auch nur, um die Formen zu wahren. Mir wurde klar, daß Kylas Geschlecht viel mehr an Aufmerksamkeit zuteil geworden wäre, hätte sie sich so verhalten, anstatt sachlich zu reagieren und zu handeln wie ein Mann.
    Sie zitterte erbärmlich, und ich sagte: „Schmerzt Ihre Se i te? Oder frieren Sie?“
    „Ein bißchen. Es ist lange her, seit ich mich in Höhen wie diesen aufgehalten habe. Aber was mich wirklich bewegt – ich muß ständig an diese Frauen denken.“
    Kendricks hustete und bewegte sich unruhig. „Ich verst e he nicht … Diese Geschöpfe, die uns angriffen … Waren das Frauen?“
    Ich gab ihm eine kurze Erklärung. „Wie überall, werden auch bei den Leuten des Himmelsvolkes mehr weibliche als männliche Exemplare geboren. Aber das Leben der Wal d läufer verläuft in dermaßen ausgeglichenen Bahnen, daß sie keinen Platz für überzählige Frauen in ihren Nestern – den Städten – haben. Wenn also ein Mädchen des Himmelsvo l kes zur Frau wird, wird es von den anderen Frauen mit Tri t ten und Schlägen aus der Stadt vertrieben und muß sich im Wald einen Unterschlupf suchen, bis ein Mann ihr folgt, ein Angebot macht und sie zu sich nimmt. Von diesem Tag an kann sie zwar nie wieder fortgejagt werden, aber wenn sie keine Kinder gebärt, kann sie dazu gezwungen werden, den anderen Frauen des Mannes zu Diensten zu sein.“
    Kendricks gab einen verächtlichen Ton von sich.
    „Sie halten es für grausam“, sagte Kyla mit unerwarteter Leidenschaft, „aber sie können in den Wäldern leben und sich von ihnen ernähren, ohne verhungern und sterben zu müssen. Viele der Mädchen leben lieber in den Wäldern als in einem Nest und verjagen jeden Mann, der sich ihnen auch nur nähert. Wir, die wir uns Menschen nennen, haben für unsere überzähligen Frauen meistens weit weniger Vorso r gebereitschaft übrig.“
    Sie schwieg und stöhnte, wie unter Schmerzen. Von e i nem nichtssagenden Grunzen abgesehen, gab Kendricks keine Antwort. Um mich davon abzuhalten, Kyla zu stre i cheln, riß ich mich zusammen, dachte an das, was sie war, und sagte schließlich: „Wir sind jetzt besser still. Wenn wir schon nicht schlafen, sollen es wenigstens die anderen tun.“
    Kurz darauf hörte ich Kendricks schnarchen und Kylas Atem regelmäßiger werden. Schläfrig fragte ich mich, we l che Gefühle wohl Jay in dieser Situation bewegt haben wü r den, wenn er, der Darkover haßte und jeden Kontakt mit anderen menschlichen Wesen mied, sich plötzlich von einer darkovanischen Amazone und einer bunt zusammengewü r felten Gruppe von Rauhbeinen umgeben sah. Ich wischte den Gedanken beiseite, denn ich fürchtete mich davor, ihn auf diese Weise irgendwie wieder zum Leben zu erwecken.
    Aber um die Tatsache zu verdrängen, daß der Kopf dieser Frau auf meiner Brust lag und ihr warmer Atem meinen nackten Hals streichelte, mußte ich an irgend etwas denken. Nur mit größter Willensanstrengung schaffte ich es, mich davon abzuhalten, meine Hand über ihre warmen, sich unter dem dünnen Pullover abzeichnenden Brüste zu legen. Ich stellte mir die

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