Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
hielten, sie nicht umspa n nen konnten. Sie erhoben sich an die hundert Meter hoch in den Himmel, und dort erst breiteten sich ihre Äste aus. Von u n serem Standort aus zeigte sich nichts als absolute Schwärze.
    Trotzdem war das Innere des Gehölzes nicht dunkel. Es wurde erleuchtet vom wundersam phosphoreszierenden Glanz der auf den Stämmen wachsenden Schwämme, die bizarre, ornamentreiche Formen angenommen hatten. In K ä figen aus transparentem Gewebe summten leise handtelle r große Leuchtinsekten vor sich hin. Während ich sie be o bachtete, ließ sich ein bis auf eine Kopfbedeckung und einen schmalen Gürtel nackter Waldläufer von dem Stamm herab, ging von Käfig zu Käfig und fütterte die Leuchtinsekten mit kleinen Happen eines leuchtenden Schwamms, die er einem über seinem Arm hängenden Korb entnahm.
    Ich rief ihn in seiner Sprache an, und er ließ mit einem Ausruf den Korb fallen. Sein zartgebauter Körper vibrierte. Offenbar war er unschlüssig, ob er die Flucht ergreifen oder Alarm schlagen sollte.
    „Ich gehöre zu diesem Nest“, rief ich ihm zu und nannte die Namen meiner Zieheltern. Er kam auf mich zu und e r griff mit seinen warmen, langen Fingern zur Begrüßung meinen Unterarm.
    „Jason? Ja, ich habe von dir gehört“, sagte er mit einer freundlich zwitschernden Stimme. „Du bist hier zu Hause. Aber die anderen?“ Er deutete nervös auf die ihm fremden Gesichter. „ Es sind meine Freunde“, versicherte ich ihm. „Wir sind gekommen, um den Alten um ein Gespräch zu bitten. Wenn meine Eltern uns empfangen wollen, möchte ich die heutige Nacht gerne bei ihnen verbringen.“
    Der Waldläufer hob den Kopf, stieß einen leisen Ruf aus, und kurz darauf kletterte ein schlankes Kind den Stamm herab und übernahm den Korb. Der Waldläufer sagte: „Ich bin Carrho. Vielleicht wäre es besser, wenn ich dich zu de i nen Eltern bringen würde, damit euch niemand aufhält.“
    Ich holte beruhigt Luft. Zwar kannte ich Carrho nicht pe r sönlich, aber er kam mir liebenswürdig und bekannt vor. Unter seiner Führung kletterten wir einer nach dem anderen die im Inneren des Baumstammes befindliche dunkle Treppe hinauf und erreichten durch einen hellen, quadratischen Ausgang eine Umgebung, die, überdacht von den höchsten Baumwipfeln, von einem hellgrünen Zwielicht erfüllt war. Ich fühlte mich gleichzeitig müde und zufrieden.
    Kendricks setzte ängstlich einen Fuß auf den schwanke n den Unterboden, der leicht unter ihm nachgab, und stieß in der Sprache, die zum Glück außer Rafe und mir kein anderer verstand, einen unbändigen Fluch nach dem anderen aus. Neugierige Waldläufer umsäumten die Baumstraße, äuße r ten zwitschernd ihre Überraschung und hießen uns wil l kommen.
    Rafe und Kendricks unterdrückten sichtlich ihre Verac h tung, als ich überschwenglich meine Zieheltern begrüßte. Die beiden waren bereits ziemlich alt, was mich ein wenig traurig machte. Ihr Fell hatte eine graue Färbung angenommen, ihre Greifzehen und Finger wiesen alle Anzeichen von rheumat i schen Beschwerden auf, und ihre rötlichen Augen hatten an Glanz verloren. Sie hießen mich willkommen und sorgten dafür, daß die anderen aus meiner Gruppe in einem leerst e henden Haus in der Umgebung untergebracht wurden. Natü r lich hatten sie darauf bestanden, daß ich unter ihrem Dach s chlafen sollte, und Kyla mußte natürlich bei mir bleiben.
    „Könnten wir nicht besser unser Lager unten auf dem Boden aufschlagen?“ fragte Kendricks, der das unzulängl i che Quartier mit einem unwilligen Blick begutachtete.
    „Es würde unsere Gastgeber beleidigen“, sagte ich mit f e ster Stimme. Ich selbst konnte an ihrer Unterkunft nichts Störendes entdecken. Sie war mit einem Dach aus Baumri n de versehen und mit einem Moosteppich ausgelegt. Zudem war die Hütte verlassen, und wenn sie auch etwas abgesta n den roch, war sie auf jeden Fall wasserdicht und erschien mir bequem genug.
    Das erste was wir tun mußten, bestand darin, einen Boten zu dem Alten zu schicken und von ihm den Gefallen zu e r bitten, uns zu empfangen. Nachdem dies von einem meiner Ziehbrüder übernommen worden war, setzten wir uns zu einer Mahlzeit nieder, die aus Knospen, Insekten und V o geleiern bestand und mir, der ich noch an den Geschmack der Nahrung meiner Kindheit gewöhnt war, ausgezeichnet mundete. Von den anderen aß nur Kyla mit Appetit. Regis Hastur zeigte zumindest eine interessierte Neugier.
    Nachdem den Anforderungen der Gastfreundschaft

Weitere Kostenlose Bücher