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Science Fiction Almanach 1981

Science Fiction Almanach 1981

Titel: Science Fiction Almanach 1981 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Donsar bittet“, sagte ich und legte mir dazu eine tiefe, heisere Stimme zu.
    Nach einigem Gemurmel wurde die Tür geöffnet und ich durfte eintreten. Da sie mich für einen Mann hielten, brac h ten sie mich hastig in ihr winziges Gästehaus. Dort band ich mein Tier an und erhielt eine Schale Fischsuppe und eine magere Kerze. In die Wand war ein Gitter eingelassen, durch das ich die Oberbraut befragen konnte, falls ich dies wünschte, ohne ihr Gesicht mit meinem Anblick zu b e schmutzen. Wie ich es mir gedacht hatte, kam die neugierige alte Schachtel schon bald angeraschelt, ob ich ihre Gesel l schaft wünschte oder nicht, denn sie war gierig auf Klatsch.
    „Bitte klärt mich darüber auf“, sagte sie, „welche Art von Seher Ihr seid.“
    „Nun, Madame, ich sehe Ursache, Wirkung und Abhilfe. Ich bin in der Schule der Weißen Lärche ausgebildet worden und könnte Euch bei Bedarf sagen, warum die Sonne au f geht, welche Resultate sich aus diesem Ereignis ergeben und was man dagegen tun kann.“ „So, so. Eine schwere Last von Wissen für einen so grünen Jungen“, sagte sie mit gehöriger Strenge.
    „Keineswegs. Die Weisheit ist nicht von mir, und das Lob für sie gebührt nicht mir. Wenn ich sehe, ergreift der Genius eines uralt Weisen meinen Körper und spricht durch meinen Mund.“
    „Aha! Das ist lobenswert“, sagte die Oberbraut.
    Nach einiger weiterer Unterhaltung äußerte ich meinen innigen Wunsch, meine Gebete zu dem Gott des Tempels zu beginnen, und die Oberbraut, zwischen Ärger und Frö m migkeit hin und her gerissen, zog sich zurück.
    Sobald sie weg war, holte ich die blaue Glasflasche he r aus und zog vorsichtig den Stöpsel heraus, um den Dämon in den Raum zu schütteln. Ich sah nichts, spürte aber einen plötzlichen Luftzug und hörte einen schrillen Schrei, und die Flamme meiner Kerze verschwand. Darauf folgten e i nige wütende Quietschlaute, als der Dämon sich durch das Gitter zwängte und eine Straße der Finsternis hinter sich herzog. Ich ging aus dem Gästehaus in den Hof hinaus und folgte dem Weg dieser Dunkelheit, bis sie vollständig war. Dann kam aus der Richtung des Allerheiligsten ein lauter unmenschlicher Schrei und ein blauer Lichtblitz. Es schien so, als habe der Dämon das Licht Donsars gefunden und es für genießbar eingestuft. Ich hastete in mein Zimmer z u rück.
    In der Entfernung hörte ich Geheul und Weinen, dem verzweifelte Gesänge und der monotone Rhythmus vieler Peitschen folgten. Das dauerte zwei Stunden lang an.
    Endlich näherten sich verschiedene Fußtritte meinem Gi t ter, die von dem Licht trüber Fackeln begleitet waren.
    Ich legte mich auf das Bett und fing an zu schnarchen, wurde aber schon bald durch die Rufe der Schwestern aus meiner vorgetäuschten Besinnungslosigkeit geweckt.
    „Lieber Herr“, kam die angsterfüllte Stimme der Obe r braut aus dem Gitter, „seid Ihr wach?“
    „Ich glaube schon“, sagte ich.
    „Ihr habt davon gesprochen, daß Ihr ein Seher von Urs a che und Abhilfe seid – wir haben Eure Hilfe dringend n ö tig.“
    „Ich bin gern dazu bereit, Euch zu helfen“, sagte ich, „selbstverständlich. Zunächst muß ich Euch allerdings mit meinen Gebühren vertraut machen.“
    Darauf folgte bei den Schwestern einige Bestürzung, aber schließlich sagte die Oberbraut streng: „Der Gedanke b e trübt uns, daß Ihr von dem Tempel Bezahlung verlangt, der Euch doch so gastfreundlich bewirtet hat. Die Einsicht, daß Ihr dem Gott dient, sollte doch sicherlich eine Belohnung in sich selbst sein?“
    „Das ist zweifellos richtig, Madame, aber ich bin durch meine beruflichen Bestimmungen dazu angehalten, Gebü h ren zu verlangen, wenn ich das auch äußerst ungern tue. Wenn ich es unterlassen würde, dann würden mich ve r schiedene Schandbuben und anderes Diebsgesindel, die äh n lichen Berufen nachgehen, beschuldigen, ich wolle sie u n terbieten, und mich daher aus meiner Zunft ausstoßen la s sen.“
    „Nun gut, unsere bescheidenen Mittel stehen zu Eurer Verfügung.“
    „Dann sagt mir, was Euch bedrückt“, sagte ich.
    „Geister der Finsternis haben unsere Lichter gelöscht“, rief die Oberbraut, „und der Gott hat sich abrupt aus uns e rem Allerheiligsten zurückgezogen und verweigert unseren Gebeten sein Gehör.“
    In diesem Augenblick sauste der Dämon, der seine v o rausgegangene Mahlzeit teilweise verdaut hatte, durch den Gang und verschlang die Fackeln. Die Schwestern kreisc h ten. Ich hielt in der Dunkelheit die blaue

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