Science Fiction Almanach 1981
Glasflasche an das Gitter, die ihre magische Wirkung tat, und bald war der au f geschwemmte Geist hineingesaugt und die Flasche war z u gestöpselt.
„So, so“, sagte ich. „Das ist sehr ernst. Der herrliche Gott Donsar hat Euch verlassen und will nicht zurückkehren, sagt Ihr?“
Darauf gab ich den Schwestern die Anweisung, die Wer t gegenstände des Tempels, die sie mir zu schulden glaubten, zu sammeln und sie mir eine Stunde nach der Dämmerung zu meiner Tür zu bringen. Zu dieser Zeit hätte ich dann auch mit Hilfe von tiefen Gedanken und Zaubersprüchen eine Vorstellung von dem Grund ihrer Not. Als sie sich schluc h zend entfernt hatten, legte ich mich hin und schlief friedlich bis zum Sonnenaufgang.
Zur verabredeten Zeit öffnete ich meine Tür und fand ein paar kleine Kerzenständer aus altem Silber und einen winz i gen goldenen Weihrauchbehälter. Ich verstaute sie in den verschiedenen Taschen meines Umhangs, da ich genau wu ß te, daß weiter nichts von ihrem heimlichen Reichtum folgen würde. In diesem Augenblick machte sich die Oberbraut am Gitter bemerkbar.
„Haben Eure Überlegungen Früchte getragen?“ fragte sie.
„Einen Augenblick, ich muß nur meinen Berater aktivi e ren.“ Daraufhin verfiel ich in Trance und stürzte mit kla p pernden Kerzenständern wie ein Toter zu Boden. Dann rez i tierte ich mit einer zitternden Altmännerstimme das Folge n de: „Der gnädige Gott Donsar war lange Zeit mit seinen Bräuten geduldig und hat ihnen die falsche Auslegung seiner Wünsche verziehen. Nun aber ist er wegen ihrer fortdauer n den Übertritte verstört und hat sich in eine andere Dimens i on zurückgezogen.“
„Welche Übertritte sind das?“ fragte die Oberbraut. „Wir haben die ganze Nacht nicht von Gebet und Peitsche abg e lassen.“
„Ganz genau. Der Gott möchte nicht auf diese Art verehrt werden, sondern durch Leichtigkeit, Frohsinn und fleischl i che Leidenschaft. Das ist also der Grund, die Ursache. Die Wirkung seht Ihr selbst. Die Abhilfe ist leicht. Überlaßt Euch sofort der Fleischlichkeit, der Musik, starken Geträ n ken und wollüstigen Übungen, und Euer Gott wird zu Euch zurückkehren.“
Die Oberbraut stieß einen Schreckensschrei aus und floh aus meiner Gegenwart, und bald setzten wieder das Summen von Gebeten und das Klatschen von Peitschen ein.
Gegen Sonnenuntergang senkte sich jedoch eine tiefe Sti l le über den Tempel.
Als ich in der Abenddämmerung durch den Hof ging, stand mir plötzlich die Oberbraut gegenüber.
„Guter Herr – alles ist so, wie Ihr es gesagt habt. Der Gott lehnt es ab, zurückzukehren. Also …“ – an dieser Stelle riß sie sich die Robe auf – „… biete ich mich Euch an, als den ersten Beweis für unsere Ergebenheit für Donsar. Nehmt mich – ich gehöre Euch.“
Die Oberbraut, alt und runzlig von ihrer Selbstkasteiung, gefiel mir sicherlich nicht, und außerdem verfügte ich nicht über die nötige Ausrüstung, um ihre Bitte zu erfüllen. Ich verbeugte mich daher demütig und sagte: „Madame, ich bin zutiefst geehrt, habe aber leider ein Keuschheitsgelübde a b gelegt und kann daher Euer großzügiges Angebot nicht a n nehmen. Ihr braucht jedoch nur in den benachbarten Dörfern und Bauernhöfen Bescheid zu sagen, und dann werden die lokalen Männer gern bereit sein, Eure Wünsche zu erfüllen. “
Und so kam es, daß innerhalb von drei Stunden der e r bärmliche Tempel von Lichtern glänzte und von Branntwein und Lust widerhallte. Das Refektorium war mit gebratenem Fleisch vollgestopft, und die Zellen mit quietschenden, ke u chenden Schwestern, die ihr Bestes taten, um Donsar zu e h ren.
Begleitet von diesen durchdringenden, aber, wie sie i r gendwann entdecken würden, zwecklosen Geräuschen und Anblicken schwang ich mich wieder auf mein Camarillo und ritt in die Nacht hinaus.
Nachdem ich, Wahrheit, das Waisenkind, den Bräuten Donsars entkommen war, hatte ich keine weiteren Pläne. Ich war nur auf der Ausschau nach jedem Profit oder Vergn ü gen, die ich finden könnte, um mich für die siebzehn Jahre zu entschädigen, die ich unter der Knute eines aufgefress e nen Gottes verbracht hatte.
Ungefähr einen Tag lang zog ich ohne Ziel durch das Land, nahm eine Straße, die mich ins Innere führte, ernährte mich von Bäumen und Büschen und schlief nachts in verla s senen Hütten.
Eines Abends aber führte mich die Straße zu einer felse n übersäten verlassenen Ebene.
Mein Reittier begann schon bald Anzeichen von Unruhe
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