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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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West geben! Unsere Interessen sind dieselben. Nur als geschlossener Block erreichen wir etwas!
     
    Norweger: Wenn nicht jetzt, dann zumindest auf der nächsten Konferenz! Deshalb muß der Ausschuß eine ständige Einrichtung werden.
     
    Tschechoslowake: Sie rechnen mit weiteren Konferenzen?
     
    Norweger, Holländer, Belgier: (durcheinander) Bestimmt! – Mindestens noch zwei! – Nein, vier oder sechs …
     
    Jugoslawe: Ohne Polen sind wir in diesem Gremium nicht vollzählig. Ich beantrage Vertagung, bis Polen zu unserm Plan Stellung genommen hat.
     
    (Lärm, Widerspruch. – Ausblenden)
     
    Vlacek (halblaut): Die Vertreter Polens aber … Nun, Sie erleben das gleich selbst:
     
    (Schreibmaschinengeräusch)
     
    Polnischer Vertreter: Herr de Murville, ich darf zusammenfassen. Polen erkennt die Annexion der Saar an …
     
    C. de Murville: Pardon! Von Annexion ist nicht die Rede. Wirtschaftliche Angliederung – Zolleinheit – Münzunion …
     
    Polnischer Vertreter: Bitte! Polen unterstützt Frankreich hierin. Dafür verzichten Sie auf jede Diskussion der de facto bestehenden polnischen Westgrenze.
     
    C. de Murville: Wie im Januar in Paris besprochen.
     
    (Schreibmaschinengeräusch)
     
    Polnischer Vertreter: Einig sind wir in der unbedingten Ablehnung deutscher Delegierter auf dieser und den folgenden Konferenzen. Der Schuldige kann nicht Richter sein!
     
    C. de Murville: Solange keine deutsche Zentralregierung besteht, sind wir derselben Meinung. Aber – sprechen wir jetzt von der Ruhrfrage …
     
    (Ausblenden)
     
    Vlacek: Sicher ist auch Ihnen aufgefallen, wie klar und sachlich hier geredet wurde. Sollten wir bei dieser Besprechung unter vier Augen dem eigentlichen Zweck solcher Konferenzen näher gewesen sein? Sollten diese stillen Gespräche vielleicht die eigentliche Weltgeschichte machen?
    Lassen wir uns nicht irreführen. Wenn wir den späteren Ablauf des 20. Jahrhunderts bedenken, werden wir doch ganz andere Kräfte in Rechnung stellen. Davon sogleich ein kleines Beispiel. Worte, die aus einer anderen Welt klingen – und doch in jenen selben Tagen gesagt wurden …
     
    (Leises Stimmengewirr – Glocke)
     
    Stimme (Versammlungsleiter): Das Schlußwort hat: Mrs. Hannah Arendt.
     
    Hannah Arendt: Der französische Denker Peguy nannte den Familienvater den „Abenteurer des 20. Jahrhunderts“. Heute wissen wir: Der Spießbürger ist auch der Verbrecher des Jahrhunderts. Er will Sicherheit. Um jeden Preis. Fühlt er diese bedroht, dann tut er buchstäblich alles, was von ihm verlangt wird; vorausgesetzt, daß man ihm die Verantwortung abnimmt, ihm befiehlt. – Hitler rechnete also nicht mit Sadisten, sondern mit Kleinbürgern vom Schlage Himmlers …
     
    (Wegblenden)
     
    Vlacek (halblaut): Dies ist eine kleine New Yorker Versammlung. Emigranten, deutsche Juden, Menschen, die mehr als alle anderen durch Hitler gelitten haben. Auch sie forschen nach der Schuld. Aber – hören Sie, wie hier das Thema formuliert wird:
     
    Hannah Arendt: Es ist richtig: In Deutschland gedieh der neue, mörderische Spießertypus besonders üppig. Aber er ist international. Wir täten gut, ihn nicht in der Annahme, nur der deutsche Spießer sei solch furchtbarer Taten fähig, in Versuchung zu führen … Oft sagten mir Deutsche, sie schämten sich, Deutsche zu sein. Ich habe geantwortet: Ich schäme mich, Mensch zu sein.
    Denn: Die Idee der Menschheit – gereinigt von aller Sentimentalität – hat politisch die schwerwiegende Konsequenz, daß wir für alle von Menschen begangenen Verbrechen, daß die Völker für alle von Völkern begangenen Untaten die Verantwortung tragen …
     
    (Ausblenden)
     
    Vlacek: Auch das – eine Stimme von 1947. Freilich, sie klang nur leise mit im Chor der lauten, offiziellen Töne jener Tage …
     
    Ansager: Radio Moskau. – Heute abend begrüßte Generalissimus Stalin die in Moskau versammelten Delegierten im Kreml. In einem Trinkspruch feierte er den gemeinsamen Sieg und brachte die Hoffnung auf vollen Erfolg der Konferenz zum Ausdruck.
     
    2. Ansager: Hier ist die Stimme Amerikas. – Nach seiner bereits gemeldeten Ansprache unterhielt Generalissimus Stalin sich nahezu eine Stunde mit General Marshall. Es sollen dabei einige wichtige Punkte der Tagesordnung bereits in freundschaftlicher Form erörtert worden sein.
     
    3. Ansager: Hier ist England. – Minister Bevin äußerte sich auf dem Empfangsabend im Kreml zuversichtlich. „Wir werden rasche und gründliche Arbeit

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