Science Fiction Almanach 1982
drückte auf einen Knopf. Auf der rechten Seite des Luftschiffes schoben sich die außen angebrachten Berylliumplatten von den dicken Glasscheiben der Fenster und in demselben Augenblick flutete eine solche Menge unendlich grellen Lichtes herein, daß sie die Augen schließen und Egon tastend einen anderen Knopfdrücken und die Fenster wieder verdunkeln mußte. Nun ließ er auf der linken Seite der Rakete die Fenster sich enthüllen, und nachdem die Augen der drei Männer sich wieder angepaßt hatten, sahen sie ein überwältigend fremdartiges Bild.
Um sie war ein tiefschwarzer Raum. Kein blauer oder wolkiger Himmel, wie sie ihn auf der Erde kannten, sondern nichts als ein tiefes Schwarz.
Und aus diesem Schwarz leuchteten hart, kalt, scharf in ihren Konturen umrissen, die Sternbilder auf, während hinter ihnen, genau im Rücken, die Erde als eine riesige, im Sonnenlicht gleißende Scheibe zu sehen war, auf der sie ganz deutlich die verschiedenen Erdteile zu erkennen vermochten.
Korus schüttelte den Kopf.
„Wie unglaublich das ist. Wir sind senkrecht nach oben gefahren, mit der Spitze voran, die Erde liegt also unter uns, wir sehen sie aber im Rücken. Wir müßten doch eigentlich mit den Füßen auf der Hinterwand stehen und den Kopf der Spitze zuwenden, die für uns oben ist.“
Egon verneinte. „In dieser Lage waren wir auch, solange wir uns im Bereich der Erde befanden. Ich sagte Ihnen doch bereits, daß für uns jetzt nur noch der Schwerpunkt der Rakete maßgebend ist. Für uns ist stets das Ziel unserer Fahrt vorn die Spitze, und der Ort, den wir verlassen, diesmal also die Erde, in unserem Rücken.“
„Die Rakete ist ein Wunder.“
„Sie ist nur ein in die Praxis übersetztes Ergebnis längst bekannter wissenschaftlicher Forschung.“
„Noch ein anderes Wunder, um dessen Erklärung ich bitten muß.“
„Bitte.“
„Wir sind zur Zeit der furchtbaren Hitze der Sonnenstrahlen ausgesetzt, die von keiner Luftschicht gemäßigt, auf unsere Rakete niederprallen. Wie ist es möglich, daß wir nicht vollständig verschmachten, und daß nicht ganz einfach das Metall unserer Rakete schmilzt?“
Egon lächelte. „Das ist freilich ein Geheimnis Meister Apels. Wir haben nicht nur jetzt die außerordentliche Hitze, sondern während der Nachtzeit die Kälte des Weltenraums mit ihren zweihundert-dreiundsiebzig Graden unter Null zu ertragen. Das ganze Fahrzeug ist nicht nur schwarz gestrichen, sondern auch mit einer Masse überzogen, die absolut undurchlässig für Wärme und Kälte ist, so daß wir hier in unserer Kabine ganz unabhängig von der Außenwelt stets die Temperatur haben, die wir selbst uns erzeugen.“
Der Amerikaner fragte: „Und wie ist es auf dem Monde?“
„Das kann ich Ihnen selbst nicht sagen. Ich bin selbst zum erstenmal auf dem Wege dorthin.“ Das Lächeln, das Egons Mund bei diesen Worten umspielt hatte, verschwand wieder. „Die Astronomen sind darüber verschiedener Meinung. Wenn Hörbiger mit seiner jedenfalls ganz genial erdachten Welteislehre recht hat, dann ist der Mond ein vollständig vereister Körper ohne jede Luftschicht und dauernd mit der angenehmen Temperatur der erwähnten zwei-hundertdreiundsiebzig Grad unter Null.“
Korus, der schon zum begeisterten Forscher geworden, fragte bedauernd: „Dann ist also, selbst wenn wir dorthin gelangen und sogar landen könnten, jedes Aussteigen unmöglich. Bei einer solchen Kälte müßten wir im Bruchteil einer Sekunde erstarren.“
„Nicht so ganz. Eben weil keine Luftschicht dort ist, kann sich die Kälte uns nicht mitteilen, sobald wir selbst nur über unsere Haut einen Anzug aus demselben wärmeundurchlässigen Stoff tragen, mit dem die Rakete überzogen ist, so daß wir also unsere eigene Körperwärme nicht abgeben. Natürlich müssen wir auch mit dem gleichen Stoff bezogene, völlig luftdicht schließende Taucherhelme mit Sauerstoffbomben tragen, die unseren Lungen dort das Atmen ermöglichen.“
Jetzt fragte der Amerikaner: „Noch ein letztes: In dieser Kabine ist andauernd gute Luft, sie wird also wahrscheinlich durch künstliche Sauerstoffzufuhr immer wieder verbessert. Nun sagten Sie aber, daß wir nur noch sehr wenig Sauerstoffbomben besitzen. Es wird also bald die Zeit kommen, in der wir ganz einfach ersticken.“
„Vorläufig nicht.“
„Wieso?“
„Wir sind hier weiter ausgebauten Vorschlägen und Gedanken Hermann Oberths gefolgt. Die verbrauchte Luft strömt durch ein schwarzes, mit Calium causticum
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