Science Fiction Almanach 1982
bereits eine sehr große Verbreitung. Sie werden unter der Bezeichnung: ‚Bienen der geistigen Erhebung’ in den Handel gebracht. Außerdem kann ich Ihnen hier noch meine Spinner zeigen. Mich reizte lange der Gedanke, ob es nicht möglich wäre, Raupen einmal etwas anderes als Seide fabrizieren zu lassen. Und es gelang mir. Sie sehen hier den Sammetspinner in allen Stadien und die grauen, dicken, rupfigen Raupen dort drüben sind die des Lodenspinners. Ihre Nahrung ist, wie Sie sehen, Makulaturpapier, das unsere Zeitungen in reichlichem Maße liefern; eine Raupe frißt ungefähr einen Leitartikel pro Tag. Zum Abschied aber will ich Ihnen noch etwas Apartes zeigen“, sagte er, und verließ das Abteil.
Wir waren bereits wieder am Haupthaus angelangt, wo er die Verschlage einiger Käfige öffnete und sagte: „Der Hase, den Sie hier sehen, ist der eierlegende Osterhase.“
„Sie machen wohl einen Witz?“ entgegnete ich etwas unsicher.
„O nein! Der Einfall allerdings war von einem Witz kaum zu unterscheiden. Sie wissen aber, daß wir am Schnabeltier ein Säugetier haben, welches Eier legt. Dieses kreuzte ich, um die eierlegende Fähigkeit zu stärken, zunächst mit einer Henne und dieses Produkt dann erst mehrfach mit dem Feldhasen.“
„Na!“ und diesmal lächelte ich, „Sie züchten am Ende noch den kinderbringenden Storch!“
„Mensch!“ fuhr Butterblank auf, „Sie erraten meine geheimsten Gedanken! Ich bin allerdings bereits auf dem besten Wege, und ich verspreche mir im Falle des Gelingens den größten Gewinn. Denken Sie nur an die Vorteile in moralischer und pädagogischer Hinsicht. Es ist nicht auszusagen! Das Problem der sexuellen Aufklärung wäre mit einem Schlage gelöst!“
„Ich darf Sie in meinem Berichte wohl als den Edison der Tierwelt bezeichnen?“ frug ich, indem ich ihm die Hand reichte.
„O sehr schmeichelhaft! Edison erreiche ich noch lange nicht. Dem ist es gelungen, mit einer unbrauchbaren alten schwedischen Erfindung als seinem Akkumulator die Welt ein Dezennium lang in Aufregung zu halten. So etwas gelingt mir nie. Unsereinem lobt niemand ein Tier im Sacke!“ Damit schüttelte er mir kräftig die Hand und entließ mich.
Carl Grunert
Pierre Maurignacs Abenteuer
1
„Guten Tag, Pierre!“
„Ei – guten Tag, meine kleine Jeanne! Wie verläufst du dich hierher in die Schmiede Plutos?“
„Muß ich nicht in die garstige, rußige Höhle hineinkriechen, wenn ich dich einmal sehen will, du Böser! Dein Mütterchen ist schon ganz verzweifelt, weil du seit ein paar Tagen Essen und Trinken vergißt – wegen des alten Ungetüms da!“
„Dann mußt du eigentlich mit deinem künftigen Schwager, meinem aufmerksamen Bruder Andre, schelten und schmollen, kleine Jeanne! Er hat mir dies kuriose Mittelding zwischen einem Fahrrad und einem Webstuhl geschickt, weil er meine Vorliebe für allerlei mechanische Kunstwerke und Maschinen kennt. Du solltest übrigens mit ein wenig mehr Respekt von dieser Maschine sprechen; sie stammt geradeswegs vom – – Grunde des Meeres!“
„Vom Grunde des Meeres? Hältst du mich auch nicht zum besten, Pierre?“
„Aber, – liebe Jeanne! Direkt vom Grunde des Ozeans, wo die Seejungfern und Wasserteufel sie benutzt haben!“
„Pfui, Pierre! Schäm dich. Mußt du denn immer deinen Spott mit mir treiben – –“ Und die zierliche, schlanke, schwarzlockige und dunkeläugige Südfranzösin verzog schmollend den Mund.
„Nun – nun, meine kleine Jeanne – – einen Scherz darf man doch machen!“
Der hochgewachsene, blonde junge Mann sprang hinter der seltsamen Maschine hervor und umfaßte das junge Mädchen, ihr einen Kuß auf die halbabgewandten Lippen drückend. Dann führte er sie aus dem Rahmen der Eingangspforte, wo sie noch immer gestanden, näher an das „alte Ungetüm“ heran.
„Sieh dir das Wunderwerk nur erst an, kleine Jeanne! Es ist volle Wahrheit: sie stammt vom Grunde des Meeres. Du weißt, daß mein Bruder Andre bei den Hebungsversuchen des vor einigen Tagen gesunkenen Kanaldampfers „Juno“ in der Straße von Calais beschäftigt ist. Bei diesen Taucherarbeiten fand er in der Nähe des gesunkenen Schiffes, fast völlig im Meeresgrunde vergraben, diese Maschine. Da ihren Zweck niemand enträtseln konnte, auch niemand großes Interesse für sie zeigte, sandte er sie mir und wie du siehst, ist es mir gelungen, sie von dem Schlamm des Meeres und von allerlei sonstigen Unreinigkeiten zu säubern. Sieh einmal, wie
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