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Science Fiction Almanach 1982

Science Fiction Almanach 1982

Titel: Science Fiction Almanach 1982 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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in Bestellung gegeben wurde. Sie war schon so weit fortgeschritten, daß auf dem Beutel die Züge des österreichischen Wappens deutlich zu erblicken waren. Ferner die Prophetenbart-Gemse, ein begehrter Artikel für den Orient, den stimmlosen Dobermann-Pinscher, das Heliotroptier, hervorgegangen aus dem Moschustier, wobei nur der Moschus der Afterdrüsen durch den Heliotrop ersetzt wurde. „Ich hoffe, dieses so klein zu züchten“, sagte Butterblank, „daß es die Damen in ihren heutzutage ohnehin großen Muffen verbergen können. Sie brauchen dann nur mit dem Taschentuch auf die Drüse zu tupfen, um es frisch parfümiert zu bekommen.“ Besonders muteten mich die Boa-Kaninchen an. Das waren Karnickel mit so riesigen Ohren, daß sie zweimal um den Hals einer Dame geschlungen werden können, einem kleinen Leib und einem herrlichen Pelz. Der Verschluß entsteht dadurch, daß die Tiere sich selbst in die Ohrenenden beißen. Sie erzielten enorme Preise.
    Ich war mit meinen Ausdrücken der Bewunderung noch nicht zu Ende, als merkwürdige Töne aus den nächsten großen Glashäusern meine Aufmerksamkeit erregten. „Dürfte ich fragen“, sagte ich, „was diese vielen Grammophone in der Nachbarschaft für eine Bedeutung haben?“
    „Das sind keine Grammophone, das sind meine Singvögelzuchten: Caruso-Amseln, Nachtigallen, welche Isoldes Liebestod schlagen, Auf-in-den-Kampf-Torero-Spechte usw. Aber Grammophone habe ich auch. Die werden gespielt und die Vögel müssen singen, während die Wärter kontrollieren, ob alle Töne richtig getroffen werden. Manche Vögel treffen gewisse Töne gar nicht, und da muß ich so lange züchten, bis ich ein Exemplar gefunden habe, das den Ton trifft. Sie sehen, es ist eine furchtbare Arbeit, ich beschäftige dabei fünfzehn Leute. Vor allem muß die Begattung vorsichtig überwacht werden. Es passierte einmal, daß sich eine Liebestod-Nachtigall mit einer Walzertraum-Nachtigall paarte. Die Mißtöne aus den Kehlen der Jungen können Sie sich denken. An Vögeln bin ich überhaupt am reichhaltigsten, hier sehen Sie den Kindergeschrei-Papagei. Sie werden fragen, ob so etwas jemand wünscht. O ja! Es bestand schon früher eine steigende Tendenz nach stark schreienden Papageien. Manches kinderlose Ehepaar, sogar manche Jungfrau, wie unsere Spinsters, wünschen nun Kindergeschrei an Stelle der früher üblichen Metalltöne. Sie sehen noch die Abendgebet-Eule, den stundenschlagenden Kuckuck, eines der einfachsten Produkte, und als praktischsten Fall die Stahlfedern-Gans, welche statt der Kielfedern Stahlfedern trägt. Für Pfarrhöfe und Männerklöster den Schnupftabakvogel; sein Stammvater ist der Nashornvogel, dessen hornartiger Aufsatz in eine Schnupftabakdose umgezüchtet wurde. Vor allem aber meine Quartett-Raben für Leichenbegängnisse. Sie tragen frackartiges Gefieder und singen den weihevollen Chor Storchs: Über den Sternen, da wird es klar.“
    Ich staunte.
    „Haben Sie schon vergessen, daß der Rabe ein Singvogel ist“, lächelte Butterblank, „übrigens kann ich sofort eine Probe vorsingen lassen.“
    „Ich danke, ich danke, ich habe dieses Lied sicherlich schon an die zweihundertmal bei diesen Anlässen singen hören, mein Gehirn könnte bei einer neuerlichen Wiederholung leicht in einen Vomitiven Zustand gelangen.“ „Mit den anderen Tierklassen bin ich nun schlechter bestellt“, meinte mein Führer, und damit verließen wir den Raum. „Von den Fischen habe ich gar nur zwei, den Roten-Tinten-Fisch, der ja eigentlich eine Molluske ist, für Mittelschulzwecke, und die Nachtgeschirr-Goldfische für Milliardärstöchter. Ich glaube, ich führe Sie geschwind in die Insektengärten.“
    „Hu, eine Brillenschlange!“ prallte ich zurück, als wir eintraten.
    „Sie sehen in Ihrer Angst doppelt“, lachte Butterblank, „der Stammvater ist allerdings die giftige Brillenschlange, aber diese hier ist ein harmloser Spielkamerad für aristokratische Kreise, meine Monokelschlange. Gelt!“ und strich ihr mit seinen Fingern putzend über ihr großes Augenglas.
    „Was für ein Wunder Ihrer Schöpfungstätigkeit enthalten die zahllosen Kuppen dort drüben auf den sicherlich 30 Etagen übereinander und die aussehen, als wären sie Bienenstöcke?“ wagte ich zu fragen, nachdem ich mich vom ersten Schrecken erholt hatte.
    „In diesen Stöcken wohnen die Likörbienen; sie fabrizieren statt Honig grünen Likör und besitzen in denjenigen unserer Staaten, welche das Alkoholverbot haben,

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