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Science Fiction Almanach 1983

Science Fiction Almanach 1983

Titel: Science Fiction Almanach 1983 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ich, daß ich un­ge­wöhn­li­ches Glück hat­te: denn der Ge­dan­ken­strom, den ich auf­fing, lau­te­te et­wa:
    „So was Dum­mes –???? Ver­ges­sen – jetzt den gan­zen Nach­mit­tag oh­ne???? – ach was, kann ich noch rasch ho­len – so­wie­so Un­sinn, das Wa­che­ste­hen hier – die Ro­bo­ter pas­sen ja auf –“
    Ich konn­te nicht her­aus­be­kom­men, was das Erd­we­sen ver­ges­sen hat­te – ir­gend­ei­ne Art kleb­ri­ger Ma­te­rie, die man in den Mund steck­te, aber nicht aß – doch ich konn­te spü­ren, wie es sich ent­fern­te – und wie es sich ver­ge­wis­ser­te, daß es nie­mand auf sei­nem Weg sah –
    – und so sah auch mich nie­mand, als ich durch die Ein­stiegs­lu­ke glitt.
    Ob­wohl ich noch nie in dem Er­den­schiff ge­we­sen war, kann­te ich sein In­ne­res gut ge­nug – aus den Ge­dan­ken der Erd­we­sen, die in ihm zu tun hat­ten: Der Ro­bot- und Nach­rich­ten­tech­ni­ker. Ich kann­te den Weg zu den Räu­men des Welt­ko­or­di­na­tors, und ich wuß­te so­gar, wie er aus­sah – frei­lich nur so, wie er sich den Au­gen der Erd­we­sen dar­ge­bo­ten hat­te, aus de­ren Er­in­ne­run­gen ich schöpf­te: Für die fünf Ku­gelau­gen ei­nes Ryl sah das al­les er­heb­lich an­ders aus. Doch als Mit­glied der Kon­takt­de­le­ga­ti­on war ich dar­in ge­schult, die Bil­der zu über­set­zen …
    So stand ich end­lich – er­mat­tet, aber oh­ne je­den stö­ren­den Zwi­schen­fall – vor der Tür zu den Räu­men des Welt­ko­or­di­na­tors.
    Jetzt, da ich das lan­ger­sehn­te Ziel er­reicht hat­te, über­fie­len mich schwe­re Zwei­fel. Was ich ge­tan hat­te war zwei­fel­los ein Bruch all un­se­rer Ver­ein­ba­run­gen; ich wuß­te zwar, daß ich nur ein fried­li­ches Ge­spräch such­te – aber die Erd­we­sen konn­ten mei­ne Ge­dan­ken ja nicht le­sen. Man konn­te ge­nau­so gut glau­ben, ich hät­te die Ab­sicht, zu spio­nie­ren oder gar den Ko­or­di­na­tor tät­lich an­zu­grei­fen! Und was das – in der oh­ne­hin ge­spann­ten La­ge – be­deu­ten konn­te …
    Ge­räusche jen­seits der Tür lie­ßen er­ken­nen, daß der Ko­or­di­na­tor in sei­nem Raum war – aber warum spür­te ich sei­ne Ge­dan­ken­strö­me nicht? Ich spann­te mei­ne Auf­merk­sam­keit voll an, als sich die Tür öff­ne­te …
    „Nun – das ist ein un­er­war­te­ter Gast!“ Die Stim­me klang voll und an­ge­nehm – aber ich ver­stand die Wor­te fast nicht vor fas­sungs­lo­ser Ver­blüf­fung: jetzt hät­te ich doch Ge­dan­ken auf­neh­men müs­sen – Über­ra­schung, Sin­nes­ein­drücke, viel­leicht so­gar Be­un­ru­hi­gung; aber ich emp­fing nichts – nichts!
    Die Au­gen des hoch­ge­wach­se­nen Ko­or­di­na­tors mus­ter­ten mich von oben bis un­ten. „Gon­dor Ry­an, ver­mu­te ich? Sie sind der Spre­cher Ih­rer De­le­ga­ti­on, nicht wahr?“
    Ich ver­such­te zu ant­wor­ten, aber es ge­lang mir nicht, Lau­te zu for­men. In mei­nem Hirn jag­ten sich die Ge­dan­ken: Gab es un­ter den Erd­we­sen auch Nicht­te­le­pa­then? Das schi­en fast un­mög­lich – die Fä­hig­keit der Te­le­pa­thie be­ruht auf Ei­gen­schaf­ten des Denk­pro­zes­ses, die un­trenn­bar mit je­dem über­haupt le­ben­den Ge­hirn ver­bun­den sind. Oder – hat­ten die Erd­we­sen einen te­le­pa­thi­schen Schirm ent­deckt – ähn­lich der gol­de­nen Mas­ke des Schwei­gens, die un­se­re Ho­hen Pries­ter, die Rich­ter und die Prü­fer der ho­hen Schu­len be­nut­zen durf­ten? Aber warum dann die ste­te Wei­ge­rung der Erd­we­sen, mit uns di­rekt zu ver­han­deln – un­ter Hin­weis auf die Vor­tei­le, die uns die Te­le­pa­thie brin­gen wür­de?
    „Ich wür­de gern sa­gen, daß ich mich über Ih­ren Be­such freue – „fuhr der Ko­or­di­na­tor fort, „aber ich kann es nicht. Ich weiß nicht, wie Sie hier­her ge­langt sind – aber bald wer­den Sie ver­ste­hen, warum ich ge­ra­de das jetzt schon Wo­chen hin­durch zu ver­hin­dern such­te; und ich kann nur hof­fen, daß …“
    Plötz­lich nahm ich Ge­dan­ken wahr – aber es wa­ren nicht die des Ko­or­di­na­tors, son­dern die ei­nes an­de­ren We­sens, das den Raum be­tre­ten hat­te. Jetzt sah es mich – und ei­ne Flut wir­rer, er­schro­cke­ner

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