Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction Almanach 1983

Science Fiction Almanach 1983

Titel: Science Fiction Almanach 1983 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
um ihn vor Sa­bo­ta­ge­ak­ten zu schüt­zen.
    Ro­bert brauch­te ei­ne vol­le Stun­de, bis er al­le Kon­trol­len über­wun­den hat­te, dann, schließ­lich, ritt er auf ei­nem mäch­ti­gen An­tischwe­re­feld em­por zu dem ova­len Ein­stieg, der sich ihm er­war­tungs­voll öff­ne­te wie der Schoß ei­ner Frau.
    Das In­ne­re von Kni­fe war spar­ta­nisch, ganz nach Zweck­mä­ßig­keit ge­baut. Ein nüch­ter­ner, weiß glän­zen­der, et­was schmud­de­li­ger Auf­ent­halts­raum, in sei­ner un­per­sön­li­chen Aus­deh­nung und At­mo­sphä­re an Bahn­hofs War­te­sä­le frü­he­rer Zei­ten er­in­nernd, war das Sam­mel­be­cken, aus dem man die Pa­ti­en­ten zu den För­der­bän­ken schick­te, die sie in ih­re Ka­bi­nen brin­gen wür­den.
    In die­sem Saal dräng­ten sich weit mehr als die zwei­tau­send Men­schen, für die er aus­ge­legt war. Ein dump­fes Stim­men­ge­wirr er­füll­te die Luft wie das Blö­ken ei­ner Vieh­her­de, die man zu­sam­men­ge­pfercht hat, um sie als­bald zur Schlacht­bank zu trei­ben, und wie das Vieh To­des­angst emp­fin­det, be­vor man ihm den Stahl­bol­zen ins Ge­hirn schießt, so spür­te man hier den Druck, der auf den Men­schen lag. Die Vor­stel­lung von wil­len­lo­sem, dump­fem Vieh ver­stärk­te sich noch, als Ro­bert sich durch die Men­ge drän­gel­te und da­bei ih­re mat­ten, trau­ri­gen, be­wußt­lo­sen Au­gen sah.
    Die Leu­te tru­gen fast aus­nahms­los Plas­tik­kör­per, und al­le Mo­de­far­ben der letz­ten Jah­re schim­mer­ten auf ih­rer Haut. Am wei­tes­ten ver­brei­tet wa­ren rot und braun, die Mo­de­far­ben der letz­ten bei­den Jah­re, Spren­kel aus grü­nen, gel­ben, schwar­zen und El­fen­bein­lei­bern run­de­ten das zwar ma­le­ri­sche, gleich­wohl trü­ge­ri­sche Bild. Ver­steht sich, daß auch sol­che De­mons­tra­tio­nen einen An­reiz bil­de­ten, den neues­ten Kör­per zu tra­gen, sym­bo­lisch dar­ge­tan durch die letz­te Far­be.
    Ro­bert stell­te sich vor, die ei­gen­tüm­li­che Stim­mung schlü­ge in Pa­nik um. Doch Kni­fe kämpf­te da­ge­gen an mit der un­sicht­ba­ren, laut­lo­sen Strah­lung, die man nicht zu er­ken­nen ver­moch­te und die wie ei­ne sat­te Opi­um wöl­ke in ih­re Ge­hir­ne kroch, in ih­re ver­ängs­tig­ten Her­zen, die ih­re Ener­gi­en dämpf­te und zu­gleich ein Ge­fühl von Un­ter­wür­fig­keit und Dank­bar­keit er­zeug­te, das sie vor­be­rei­te­te zum Op­fer­gang. Hier fiel auch Ro­bert das Den­ken schwer.
    Man hat­te nicht viel für die Pa­ti­en­ten­kund­schaft ge­tan. Ein paar Bän­ke, ei­ni­ge pri­mi­ti­ve Klapp­stüh­le, ein knap­pes Dut­zend Was­ser­spei­er, mit de­ren Hil­fe zwei­tau­send Men­schen die schwü­le Feuch­tig­keit be­kämp­fen soll­ten.
    Im Hin­ter­grund klan­gen die Na­men der Pa­ti­en­ten, die an der Rei­he wa­ren, wie Peit­schen­hie­be auf. Auch hier war die Hel­fen­de Hand öko­no­misch kor­rekt. Wer sich in die­sem Saal dräng­te, war ent­we­der be­reits als Kun­de ge­won­nen oder hat­te es, wie Ro­bert, aus an­de­ren Grün­den bit­ter nö­tig, hier zu sein. Ver­schwen­dung al­so, für die Ab­hän­gi­gen auch nur einen Pfen­nig mehr in die Ein­rich­tung zu in­ves­tie­ren als un­be­dingt er­for­der­lich war. Ganz an­ders da­ge­gen üb­ri­gens die Ver­kaufs­stel­len der Hel­fen­den Hand, in de­nen man die Kun­den in­ten­siv um­warb. Dort setz­te man De­tek­to­ren auf die Kund­schaft an, er­forsch­te ins­ge­heim ih­re öko­no­mi­sche Struk­tur, um­schmei­chel­te sie mit psy­cho­lo­gisch ge­schick­tem In­te­rieur, da­mit die Kli­en­tel der Hel­fen­den Hand sich öff­ne wie Blu­men, auf die war­mer Son­nen­schein fällt.
    Ro­bert Bach­mann, D-20-5-48-28-67!
    Ro­bert sprang auf das För­der­band, schar­rend trug es ihn mit im­mer grö­ße­rer Ge­schwin­dig­keit da­von, ein wein­ro­tes Por­tal saug­te ihn auf, man entließ ihn in einen win­zi­gen Raum, ei­ner un­ge­müt­li­chen Zel­le gleich. In der Mit­te stand ei­ne Pin­ka­s­ap­pa­ra­tur, vor ihr ein Sche­mel, von sei­nem Vor­gän­ger noch warm. Lich­ter blitz­ten, Zah­len husch­ten auf dem An­zei­gen­feld, Far­ben sprüh­ten. Ro­bert ver­stand nichts da­von, doch es

Weitere Kostenlose Bücher