Science Fiction Almanach 1983
erzeugte ein beruhigendes Gefühl, sie beschäftigten sich mit ihm, sorgten sich um ihn.
Nach einer Weile schien die Analyse abgeschlossen zu sein, eine Reihe geheimnisvoller Zahlen blieb auf dem Bildschirm stehen. Die Stimme von Knife kam hart, kaum moduliert, unpersönlich aus einer einfachen Lautsprecherbox in der Wand.
Es ist dir bekannt, begann Knife, daß unsere moderne, fortgeschrittene Welt unerhörte Errungenschaften kennt, die allen Bürgern von Vorteil sind. Freilich zahlen wir alle unseren Preis. Eine Produktion ist nicht denkbar ohne Ausfall und Ausschuß. Die Natur leidet in hohem Maß. Du weißt wie verschmutzt Bremen ist, Deutschland, Europa, die Welt. Der Atlantik stinkt, im Pazifik holt man sich den Tod. Selbst vor der Sonne macht das keinen Halt. Die erste wirklich moderne Krankheit war der Krebs, der erste furchterregende Schatten, den unsere Zivilisation über die Menschheit warf. Im Gefolge des Krebses, dieser ist ja längst gebannt, sind neue, unbekannte, unerklärliche Krankheiten aufgetaucht. Wir kämpfen an vielen Fronten zugleich. Aber wir haben kein Vieh fürs Labor, und welcher Mensch ist schon freiwillig zu einem wissenschaftlichen Opfer bereit? So geht der Kampf nur mühsam voran. Hier liegt das Problem für dich. Du leidest unter einer bisher unbekannten Pest, wir wissen zu wenig über deinen Fall, um entschlossen vorgehen zu können. In deiner jetzigen Gestalt ist deswegen Hilfe nicht möglich. Wir wissen auch nicht, ob sich das alles verschlimmern wird, ob sich deine Krankheitsfrequenz noch erhöht oder deine Anfälle sich in die Länge ziehen. Es gibt freilich einen einfachen Ausweg, den du sehr gut kennst. Nur dein natürlicher Körper ist den Anfällen ausgesetzt. Die Verseuchung der Umwelt geht so schnell voran, daß die Evolution nicht Schritt halten kann. Aber mit unseren wissenschaftlichen Methoden imitieren wir die Evolution, konstruieren die synthetischen Körper und ziehen so mit einer agonistischen Welt wenigstens gleich. Natürlich setzt das bei jedem einzelnen die Bereitschaft voraus, dem Fortschritt zu folgen und sich dieser Welt, wie sie ist, anzupassen, indem er einen leistungsfähigeren, immunen Körper aus unserem Programm erwählt.
Und gibt es gar keinen anderen Weg? forschte Robert voll verhaltener Vorsicht.
Nein, es gibt keinen anderen Weg. Du solltest auch bedenken, daß die Konsumgesetzgebung sehr streng ist und wenig Nachsicht kennt mit Individuen, die ihren Pflichten gegenüber der Gesellschaft nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenken.
Das ist mir wohl bekannt, warf Robert hastig ein, darum geht es auch nicht. Ich bin finanziell nicht imstande, einen mir angemessenen Körper so schnell zu erwerben.
Wir kennen dein Vermögen und gewähren dir einen günstigen Kredit, wenn du es nicht vorziehst, wie du sagst, einen der preiswerteren Körper zu erwerben.
Ein guter Körper kostet mindestens fünfzigtausend Mark, auf der Bank habe ich zwölftausend, wenn ich meinen Wagen verkaufe, sind es zwanzigtausend.
Du bist als zuverlässiger Arbeiter bekannt, du hast Erfolg, man hat den Eindruck, daß du aufsteigen wirst. Mache dir also keine Sorgen darum. Die Zinsen sind gering, sie liegen derzeit unter vierzig Prozent, und die Tilgungen haben Zeit, du läufst uns ja nicht weg.
Das war dennoch ein schwerer Entschluß. Roberts Herz schlug jetzt, da er merkte, daß sie Ernst machen wollten, wild und aufgeregt in seinem Hals.
Es gibt allerdings noch etwas, das du wissen mußt. Seit der Erfindung des künstlichen Gehirns kommt es nicht mehr vor, daß ein Kunde ausschließlich einen synthetischen Körper kauft, man trägt heute auch Gehirn. Wir geben seit einiger Zeit nur noch
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