Science Fiction Almanach 1983
naturwissenschaftliche Hintergrund abgeht. Die Krönung der wissenschaftlichen Erkenntnisse dieser Serie dürfte wohl die in vielen Heften wiederholte Feststellung sein, nach der Ionen (im Gegensatz zu neutralen Atomen) aus „As-Onen“ bestehen, deren Eigenschaften die „As-Onen-Triebwerkstechnik“ und damit den lichtschnellen Raumflug ermöglichen.
Noch nachteiliger auf den „Lesegenuß“ wirkte sich aber aus, daß sich Brand & Co. vorgenommen hatten, ganz besonders spannende Hefte zu schreiben und sich dazu eines besonders berüchtigten Tricks bedienten: Jedes Heft pendelt zwischen mehreren Schauplätzen (in der Regel 3-4, aber auch 6 bis 7 Handlungsschauplätzen in einem Heft waren keine Seltenheit) hin und her. Immer dann, wenn es an einem Ort besonders „spannend“ wird, werden selbstverständlich vor dem Auflösen der Spannung die anderen Schauplätze abgeklappert. Nun ist ein gelegentlicher Schauplatzwechsel sicher ein durchaus legitimes Mittel bei der Konstruktion einer Romanhandlung, aber bei Ren Dhark wurde dieses Mittel so häufig verwendet, daß der erwünschte Effekt ausblieb. Erschwerend kam noch hinzu, daß die vielen parallel laufenden Handlungsfäden nur in den seltensten Fällen zu einem Handlungsfaden zusammenliefen. Häufig hatte man daher den Eindruck, nicht in einem Heft, sondern in einem Zusammenschnitt aus mehreren Heften zu lesen. Mithin kann man die RD -Hefte kaum als Romane bezeichnen, sondern eher als chronologisch angeordnete Dokumentationen der Geschehnisse im Räuberpistolenstil.
Um auf die gewünschte Anzahl von parallel laufenden Handlungen zu kommen, sahen sich die Autoren genötigt, massiv Anleihen bei anderen Unterhaltungsgenres zu machen, insbesondere beim Kriminal- und beim Agentenroman. Anleihen gab es aber auch beim Arzt- und beim Westernheft; in diesem Zusammenhang ist es beispielsweise (unfreiwillig) recht lustig, daß in Band 28 Figuren wie Tex Clifford und Ohio Kid vorkommen, deren Handlungsweise durch ihre Namen schon vollständig beschrieben ist. Die Mittel des häufigen Schauplatzwechsels und der massiven Anhäufung von Action-Elementen führte aber nicht zu der von den Autoren vorgesehenen Spannungssteigerung, sondern im Gegenteil zu einer Übersättigung des Lesers; die Romane sind daher so unübersichtlich und langweilig, daß es auch einem Heftleser schwerfallen dürfte, ein RD- Heft bis zum bitteren Ende zu lesen.
Auch der eigenwillige Stil, in dem die Hefte geschrieben sind, macht die Lektüre mühsam. Brand und Mitautoren bevorzugten einfach gebaute, kurze Sätze, wobei die „Sätze“ häufig nicht einmal Sätze in grammatischem Sinne sind. Ein wahllos herausgegriffenes Beispiel:
„Eine rechts vor ihm, die andere an der linken Seite.
Da fühlte Kerr Berührung, und in diesem Moment waren die Leuchtflächen verschwunden.
In seinem Kopf zuckten Blitze!
Er wollte schreien und konnte es nicht. Panik schnürte ihm die Kehle zu. Die Angst war unmenschlich. Er versuchte seine Arme zu bewegen.
Gelähmt! Die Beine auch! Ebenso die Finger! Sein ganzer Körper, nicht einmal mehr den Kopf konnte er drehen.
Und diese grellen Blitze hinter seiner Stirn.
Da gellte ein Schrei unter dem Klarsichthelm.“ (RD 74, S. 28)
Diese handwerklichen Mängel (Zerrissenheit der Handlung und stilistisches Unvermögen) dürften noch mehr zum Scheitern der Ren Dhark- Serie beigetragen haben als die inhaltlichen Schwächen. Doch es gibt auch Positives über die RD- Hefte zu berichten, denn die redaktionelle Aufmachung stellte sämtliche Konkurrenten Ren Dharks weit in den
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