Science Fiction Almanach 1983
verstärkt in die Augen stach. Auch das Wiesel an seiner Seite wimmerte leise. Stoh stürzte mehrmals, wurde aber von Lichtklinge jedesmal grob wieder hochgerissen.
„Nimm dich zusammen, Alter, wir sind gleich bei den Wolkenbergen.“
Die lodernde Glut verschattete sich leicht, fast wie in der Dämmerung. Der Alte stöhnte erleichtert.
„Ein Paß durch das Wolkengebirge, er ist schnurgerade. Alles ist gerade, kantig und heiß wie die Wüste, nur der tiefere Schatten mißfällt mir.“
,Ja, alles gerade und kantig, die rektanguläre Wüste’, dachte Stoh, ‚manchmal bin ich fast froh, daß ich blind bin. Die Glut peinigt nur, die Rechtwinkligkeit würde mich auf die Dauer wahrscheinlich wahnsinnig machen.’
Sie wanderten lange durch den Paß, die ehemalige Häuserschlucht. Nach einiger Zeit bemerkte der Alte, wie Lichtklinge unruhig wurde und langsamer ging, oftmals stockte und schließlich nur noch lautlos vorwärts schlich.
„Es ist grell am Ende der Schneise“, knurrte er mehrmals hart und drohend.
Stoh sah die Grelle in seinem gedämpften Blickfeld als einen hohen sich ständig verbreiternden Streifen auf sich zukommen.
Und dann tönten aus dem gleißenden Licht zwei Stimmen: „He, Flachländer, hier ist euer Revier zu Ende!“ drohte die eine, hoch und grell. „Wollt ihr uns das Wiesel als Geschenk bringen?“ höhnte die andere, die wie ein Kratzen über Steine klang.
Lichtklinge reagierte wie ein Peitschenhieb: „Keinen Schritt weiter, ihr kommt aus dem Hellen, Fremde, und eure Hände sind nicht waffenleer!“
„Er sieht uns“, flüstert die steinscharrende Stimme wie Sandrieseln, „er muß einen hellen Blick haben. Die Nomaden der Ebenen haben nie einen so hellen Blick, daß sie am Ende eines Passes unsere Wächter ausmachen können.“
„Ach was!“ meinte der Hohe-Grelle abfällig. „Ein Irrer, der auch noch einen blinden Ahnen mit sich herumschleppt.“ Seine Stimme fistelte hoch: „Laß das Wiesel hier, Flachländer, nimm das vertrocknete Gerippe und verschwinde.“
Eine Weile geschah nichts. Die Frau drängte sich an Stoh, der einige Schritte zurückgewichen war.
Dann erklang wieder die grelle Stimme wie die Modulation auf dem Kreischen einer Säge: „Verschwinde, Flachländer, sonst schneiden wir deine Lichtdornen ab!“
Eine so grausame Drohung war selbst Lichtklinge bisher unbekannt geblieben, ein so furchtbarer Gedanke war nicht einmal ihm gekommen. Irgendwie schien es ihm, als brächen diese Fremden das Selbstverständlichste. Maßloser Zorn knurrte aus den Tiefen seines mächtigen Körpers.
Stoh, noch entsetzter wegen dieser furchtbaren Drohung, bemerkte, wie der Boden neben ihm unter Lichtklinges Zorn erbebte. Dann sprang dieser aus dem Schatten des Passes ins Licht der Feinde. Ein grausames Lärmen setzte ein: Das Kreischen einer Säge, die sich durch Sandsteine frißt, schnelle, harte, metallische Aufschläge.
,Wie eine grauenhafte Zerstörungsmaschine’, dachte Stoh. „Was siehst du?“ fragte er die Frau.
„Nichts.“
Der Kampflärm in dem breiten, grellen Streifen endete mit einem überschrillen Kreischen des Sägetons und einem anschließenden, steinerweichenden Geheul, das sich schnell entfernte.
Schritte kamen auf sie zu, wie immer unerkennbar für den Alten, da das Wiesel an seiner Seite ruhig blieb, fürchtete er dieses Mal nicht die Annäherung eines Feindes.
„Der eine hatte das Glück, daß ich ihn töten mußte“, sagte Lichtklinge gleichmütig, „mit dem anderen machte ich, was sie mir androhten, jetzt hat er bald den blassen Star wie du.“
Noch während der Jäger vom Ausgang des grausamen Kampfes berichtete, waren sie einige Schritte weitergegangen. Ein dunkler Fleck schob sich in das
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