Science Fiction Almanach 1983
einzige echte Mensch, der noch im Management der IBM sitzt. Wohlgemerkt: der einzige!“
„Warum betonen Sie das so laut? Sie irren sich doch, wissen Sie das noch nicht?“
„Ich mich irren? Mr. Watson, jetzt scherzen Sie. Sie wollen bluffen, wollen vielleicht die Sicherheitsabteilung verständigen. Wollen andere sogenannte Maßnahmen ergreifen. Es wird Ihnen nichts nützen. Niemand wird Ihnen diese Geschichte abkaufen. Weil Sie ganz einfach der letzte echte Mensch im Management der IBM sind.“
Der Amerikaner drückte sich vom Schreibtisch weg. Er war jetzt ganz froh, daß die Antgra-Spulen unter dem Gebäude zwei Drittel Erdgravitation simulierten. Jedenfalls hatte Grande Gurrsa Klock den Eindruck, daß der Amerikaner festen Boden unter den Füßen gut brauchen könnte.
„Ich sage Ihnen doch, Grande, daß Sie sich irren“, sagte eine neue Stimme. Die vier Sirianerköpfe fuhren mit kaum merklicher Verzögerung herum. Es war wie in einem futuristischen Ballett. Durch den Lichtvorhang war Watson IV eingetreten. Ein zweiter Watson IV.
„Was …“
„Mein lieber Grande“, sagte der neue Watson IV, „Ihr Plan war sehr gut durchdacht. Mein Kompliment. Ihr Institut arbeitet wirklich ausgezeichnet. Aber Sie haben uns Menschen doch ein wenig unterschätzt.“
„Ich verstehe nicht, wieso …“
„Sie werden gleich verstehen. Pseudomenschliche Robots konnten wir schon bauen, als Sie bei uns noch nicht einmal Lehrling waren. Unsere Fabriken hätten sie schon vor über einem Jahrzehnt am laufenden Band ausstoßen können. In beliebiger Stückzahl. Damals faßten wir den vielleicht ersten vernünftigen Entschluß, zu dem Menschen fähig gewesen sind, seit ihre affenähnlichen Brüder sich auf die Hinterbeine gestellt haben. Wir sahen nämlich ein, daß solche Maschinen, allen intellektuellen Gegenargumenten zum Trotz, unser Ende als Rasse bedeuten würden. Vielleicht nicht so sehr in körperlicher Hinsicht – viel, viel mehr in kultureller Hinsicht. Aber diese Probleme sind Ihnen ja sicherlich nichts Neues.“
Die vier Sirianerköpfe sahen sich gegenseitig an. Auf ihren Gesichtern spiegelten sich innere Regungen wider, die ein Mensch nicht deuten konnte. Zu schnell veränderten sich die Falten und Runzeln in diesen verwaschenen blauen Hautflächen, zu ungewohnt waren die Anspannungen und Entspannungen von Muskelsträngen, die kein Gegenstück in der menschlichen Anatomie hatten.
„Schade“, sagte Grande Gurrsa Klock. „Schade, daß das Experiment nicht geglückt ist.“
Der sitzende Sirianer war jetzt ebenfalls aufgestanden. Mit kaum verhehlter Belustigung beobachtete Watson IV, wie beide sich mit großer Geschwindigkeit durch das Zimmer bewegten, einmal hierhin und einmal dahin. Es war zu offenkundig, was sie vorhatten.
„Sie bemühen sich umsonst“, sagte Watson IV. Man wußte nicht genau, welcher von den beiden Amerikanern, denn auch sie hatten Ihre Plätze gewechselt. Man konnte nie vorsichtig genug sein.
„Wir haben Ihr Doppel unverwechselbar gekennzeichnet. Es wird uns keinerlei Mühe bereiten, den echten Grande Gurrsa Klock zu identifizieren.“
Resigniert stellte der eine Sirianer den anderen ab. „Verfügen Sie über mich. Jetzt ist zu Scherzen nicht mehr die richtige Gelegenheit – und Stimmung.“
Auch der eine Watson IV stellte sein Doppel ab. „Sie sind in Wirklichkeit Sozialhistoriker, nicht wahr?“ fragte er.
Der Sirianer streckte in einer Geste der Resignation seine drei Arme von sich. Dann deuteten beide Köpfe eine leichte Verbeugung an.
„Genauer gesagt: Ich bin Professor der experimentellen Soziohistorik. Ihre Rasse
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