Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
Seele. Es schien unglaublich, daß ihn ein Fremder aus einem Grund zu sprechen wünschte, der nicht mit dem Zweck seines Hierseins zusammenhing. Er wartete, bis das lähmende Frösteln in ihm vergangen war. Dann sagte er: „Führen Sie mich bitte nach Privat-Drei.“
Kurz darauf nahm er die luxuriöse Zimmerflucht in Augenschein. „Ich bin froh, daß Sie groß und stark sind“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm. „So viele Reporter sind mager und klein.“
Die Stimme unterschied sich in gewisser Hinsicht von der, die am frühen Nachmittag über das Telefon zu ihm gesprochen hatte. Der Unterschied beruhte auf berechneter Absicht. Er trat auch im äußeren Aussehen des Körpers zutage, wie er bemerkte, als er sich umwandte. Der Unterschied eines Frauenkörpers von dem eines Jungen, der kunstvoll, aber nicht vollständig unter seinem gut geschneiderten Herrenanzug verborgen war. Tatsächlich war sie natürlich von Gestalt recht knabenhaft, jung, zierlich gebaut. Und tatsächlich hätte er ihr wahres Geschlecht niemals vermutet, wenn sie nicht absichtlich mit ihrer normalen weiblichen Stimme gesprochen hätte. Kalt echote sie seine Gedanken.
„Ja, ich wollte, daß Sie es erfahren. Aber jetzt ist keine Zeit, Worte zu verschwenden. Sie wissen gerade so viel, wie Sie für alles Weitere wissen müssen. Hier ist eine Pistole. Das Raumschiff liegt unterhalb dieses Gebäudes vergraben.“
Leigh traf überhaupt keine Anstalten, die Waffe zu nehmen oder sie überhaupt eines Blickes zu würdigen. Der erste Schock war vorüber.
Er ließ sich auf den seidenen Stuhl vor dem Toilettenspiegel nieder, lehnte sich mit dem Rücken gegen den Tisch, zog die Augenbrauen in die Höhe und sagte: „Betrachten Sie mich als einen Nachrichtenmann mit langer Leitung, der genau erfahren möchte, was hier eigentlich vorgeht. Warum dieser ganz Hokuspokus?“
3
Er sah nach einem Moment, daß das Mädchen von kleiner Gestalt war. Und das schien seltsam, überlegte er lange und sorgfältig. Denn sein erster Eindruck war der einer beträchtlichen Körperlänge gewesen. Oder vielleicht – er erwog jetzt die Möglichkeit unbeirrt und bedächtig – bildete dieser zweite Effekt ein weiteres beabsichtigtes Resultat ihrer männlichen Verkleidung.
Er ließ das Problem als vorläufig unlösbar fallen. Bei genauerer Überlegung war die Größe des Mädchens völlig unwichtig. Sie besaß lange, schwarze Wimpern und dunkle Augen, die ihn aus einem stolzen, beinahe hochmütigen Gesicht anglühten. Und das war es! Das war die Essenz ihrer Persönlichkeit.
Beißend sagte sie:
„Ich habe Sie ausgewählt, weil jede Zeitung, die ich heute gelesen habe, Ihre Story der Morde gebracht hat, und weil es mir schien, daß jemand, der bereits aktiv an dem Fall arbeitet, die wesentlichen Einzelheiten mit der erforderlichen Schnelligkeit erfassen würde. Was die dramatischen Vorbereitungen betrifft, so hielt ich sie für überzeugender als jede Erklärung. Ich sehe, daß ich mich geirrt habe.“ Sie befand sich jetzt ganz dicht bei ihm. Sie beugte sich halb über ihn, legte ihren Revolver neben seinem Arm auf den Toilettentisch und schloß fast gleichgültig: „Hier ist eine sehr wirkungsvolle Waffe. Sie schießt keine Kugeln, aber sie besitzt einen Abzugbügel und wird wie jede andere Pistole in Anschlag gebracht. Sollten Sie die Anfangsstadien von Mut entwickeln, kommen Sie mir so rasch wie möglich in den Tunnel hinunter nach, aber platzen Sie nicht in den Raum hinein, in dem ich mich mit einigen Leuten unterhalten werde. Bleiben Sie versteckt! Handeln Sie nur, wenn ich bedroht werde.“
Tunnel. Leigh überlegte stumpf, als sie mit leichtem Schritt den Raum verließ. Ein Tunnel hier in diesem Apartment Privat-Drei. Entweder war er verrückt oder sie.
Er erkannte plötzlich, daß er sich über die Art und Weise ärgern sollte, in der sie mit ihm gesprochen hatte. Er war verstimmt über ihren Trick, den Raum zu verlassen. Indem sie ihn allein zurückließ, beabsichtigte sie, seine Neugier anzustacheln. Er lächelte kläglich, nahm die Pistole und verharrte dann einen Augenblick bewegungslos, als das trockene, gedämpfte Geräusch einer sich nur widerstrebend öffnenden Tür an seine Ohren drang.
Er fand sie im Schlafzimmer zur Linken des Speisesalons. Er empfand nur gelinde Überraschung, als er sah, daß sie das Ende eines dicken Teppichs zurückgerollt hatte und daß im Boden zu ihren Füßen ein Loch gähnte. Das Viereck des Fußbodens, das den Deckel des
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