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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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Seit der Tat ist jetzt mehr als ein Tag vergangen. Irgend etwas muß doch inzwischen festgestellt worden sein.“
    Leigh hörte es kaum. Der Körper der Frau, der zur Einbalsamierung elektrisch gewärmt wurde, fühlte sich unter seiner Berührung erschreckend lebendig an. Erst nach einem langen Moment bemerkte er, daß ihre Lippen tiefe, fast brutale Verletzungen aufwiesen.
    Sein Blick huschte zum Kopf des Mannes. Und dort waren die gleichen Halseinschnitte, die gleichen zerrissenen Lippen. Er blickte auf. Fragen bebten auf seiner Zunge. Sie blieben unausgesprochen, als die ruhige Stimme des Wärters sagte:
    „Wenn die elektrischen Einbalsamierer angewandt werden, macht sich normalerweise ein Widerstand bemerkbar, der auf der statischen Elektrizität des Körpers beruht. Eigenartigerweise war dieser Widerstand in keinem der beiden Körper feststellbar.“
    Jemand fragte: „Und was bedeutet das?“
„Diese statische Kraft ist tatsächlich eine Form von Lebenskraft, die aus dem toten Körper nur sehr langsam entweicht und im Durchschnitt dazu einen Monat benötigt. Wir kennen keinen Prozeß, mit dem sich dieser Vorgang beschleunigen läßt, aber die Lippen zeigen deutliche Verbrennungen, die sehr bezeichnend sind. Vermutlich könnte ein anomal Veranlagter mit derartiger Gewalt geküßt haben.“
„Ich dachte“, entgegnete Leigh bestimmt, „es gibt keine anomal Veranlagten mehr, seit Professor Ungarn die Regierung veranlaßt hat, seine Methode der mechanischen Psychologie in allen Schulen einzuführen und somit unter Mord, Diebstahl, Krieg und allen unsozialen Perversionen für alle Zeit einen Schlußstrich zu setzen.“
Der Wärter im schwarzen Gehrock zögerte und sagte dann: „Einer der gefährlichsten scheint jedoch übersehen worden zu sein.“ Er schloß: „Das ist alles, meine Herren. Keine Fingerzeige, kein Versprechen einer baldigen Verhaftung, und nur diese letzte Tatsache: Wir haben Professor Ungarn per Radio verständigt, und das Glück hat es gewollt, daß wir ihn auf seinem Flug zur Erde von seinem Meteorwohnsitz in der Nähe des Jupiters erreicht haben. Er wird kurz nach Einbruch der Dunkelheit in wenigen Stunden landen.“
Die Deckenlampen verdunkelten sich. Als Leigh stirnrunzelnd zusah, wie die Leichen hinausgerollt wurden, drangen einige Worte aus dem anwachsenden Gewirr der Stimmen an sein Ohr:
„… der Kuß des Todes …“
„Ich sage euch“, meinte eine andere Stimme, „der Captain dieses Raumlinienschiffes schwört, daß es wahr ist. Das Raumschiff schoß mit einer Geschwindigkeit von einer Million Meilen pro Stunde an ihm vorüber, und es verlangsamte seinen Flug, beachtet das, Leute! – Es verlangsamte seinen Flug vor zwei Tagen.“
„Der Vampir-Fall! So werde ich in Zukunft sicherlich die Geschichte nennen …“
Als Leigh im Schein der Spätnachmittagssonne auf die Straße hinaustrat, beschäftigte nichts anderes seine Gedanken.
Um ihn herum begann sich das Gewimmel der Menschen zu verdichten. Zweimal spürte Leigh das Zupfen an seinem Arm, bevor ihm der Gedanke kam, daß jemand nicht rein zufällig gegen ihn stieß.
Er wandte sich um und blickte auf ein Paar brennende Augen hinunter, die in einem braunen, runzligen Gesicht saßen. Der kleine Mann winkte ihm mit einem Stoß von Papieren.
„Sensation!“ sagte der kleine Mann. „Professor Ungarns Logbuch, alles über ein Raumschiff, das von den Sternen kam. Teufel an Bord, die Blut trinken und Leute zu Tode küssen!“
„Hören Sie mal!“ begann Leigh ärgerlich und verstummte dann. Ein seltsam frostiger Hauch durchwehte ihn. Er stand unbeweglich und taumelte ein wenig, als sich der Schock des Gedankens auswirkte, der in seinem Gehirn erstarrt war:
Die Zeitungen mit jenen Details von „Blut“ und „Kuß“ waren noch gar nicht erschienen!
Der Mann sagte: „Sehen Sie, Professor Ungarns Name steht in Goldbuchstaben am Kopf jeder Seite, und es handelt sich um das Raumschiff, das er achtzehn Lichtjahre entfernt entdeckt hat, und wie es diese ganze Distanz in wenigen Stunden zurückgelegt hat … und er weiß, wo es jetzt ist, und …“
Leighs Reportergehirn wirbelte in einem Schwarm von Gedanken, die sich plötzlich schlagartig zu einem harten Muster formten.
Er sagte: „Lassen Sie mich mal sehen!“ und griff zu, noch während er sprach.
Die Papierblätter befanden sich im nächsten Moment in seiner Hand, aber Leigh beachtete sie mit keinem Blick. Sein Gehirn war kristallklar, seine Augen kalt. Er sagte: „Ich weiß

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