Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
Frau, Merla, saß in einem tiefen Sessel und hatte ihren Kopf zurückgeworfen, so daß er ihr feines Profil sehen konnte. Sie war es, die, ohne auch nur zu ihm herüberzublicken, die Worte sprach, die sein kurzes Gefühl des Triumphes erstickten. Sie sagte zu dem verkleideten Mädchen:
„Sie reisen wahrscheinlich in niedriger Gesellschaft, mit einem törichten, minderwertigen menschlichen Wesen. Sagen Sie ihm, es soll verschwinden, bevor es zu Schaden kommt.“
Das Mädchen meinte: „Leigh, es tut mir leid, daß ich Sie in diese Sache verwickelt habe. Jede Bewegung, die Sie beim Hereinkommen gemacht haben, wurde gehört, beobachtet und als unwichtig abgetan, noch bevor Sie sich überhaupt der Szene anzupassen vermochten.“
„Sein Name ist Leigh?“ fragte die Frau scharf. „Ich dachte mir doch gleich, als er hereinkam, daß ich ihn schon irgendwo gesehen haben muß. Er ist seinem Foto über seiner Zeitungsspalte sehr ähnlich.“ Ihre Stimme wurde seltsam straff: „Jeel, ein Zeitungsreporter!“
„Wir brauchen ihn jetzt nicht mehr“, entgegnete der Mann. „Wir wissen, wer der Galaktische Beobachter ist.“
„Eh?“ sagte Leigh. Sein Verstand stürzte sich blitzschnell auf diese erstaunlichen Worte. „Wer? Wie haben Sie es herausbekommen? Was …“
„Die Information“, meinte die Frau, und er erkannte plötzlich, daß die seltsame Klangfarbe in ihrer Stimme Begierde war, „wird für Sie nicht von Nutzen sein. Ganz gleich, was mit dem Mädchen geschieht, Sie bleiben hier.“
Sie warf dem Mann einen raschen Blick zu, als ob sie sich seiner Zustimmung vergewissern sollte. „Du weißt, Jeel, du hast es mir versprochen.“
Es schien so bedeutungslos, daß Leigh kein Gefühl persönlicher Gefahr empfand. Sein Verstand beachtete die Worte kaum. Seine Augen konzentrierten sich auf eine Einzelheit, die bis zu diesem Moment seiner Aufmerksamkeit entgangen war. Er sagte sanft: „Sie gebrauchten soeben die Phrase: Ganz gleich, was mit dem Mädchen geschieht. Als ich hereinkam, sagten Sie: ,Sagen Sie ihm, es soll verschwinden, bevor es zu Schaden kommt’.“ Leigh lächelte grimmig. „Ich brauche wohl kaum festzustellen, daß dies ein himmelweiter Unterschied von der Drohung sofortigen Todes ist, die vor wenigen Sekunden über uns hing. Und ich habe soeben den Grund bemerkt.
Vor kurzer Zeit hörte ich unseren lieben Jeel meine kleine Freundin hier herausfordern, sie solle ihre Pistole heben. Ich stelle jetzt mit großer Freude fest, daß sie sie erhoben hat. Mein Erscheinen hat also tatsächlich eine Wirkung gehabt.“ Er wandte sich vertrauensvoll an das Mädchen. „Wollen wir schießen oder uns zurückziehen?“
Es war der Mann, der darauf antwortete. „Ich würde Rückzug empfehlen. Ich könnte noch immer gewinnen, aber ich bin nicht der heroische Typ, der das Risiko eingeht, das sich aus einer etwas gewagten Situation ergibt.“ Er fügte, zu der Frau gewandt, hinzu: „Merla, wir können uns diesen Mann Leigh jederzeit schnappen, jetzt, da wir wissen, wer er ist.“
Das Mädchen sagte: „Sie zuerst, Mr. Leigh.“ Und Leigh hielt sich nicht damit auf, Einspruch zu erheben.
Metallene Türen schlugen hinter ihm zu, als er den Tunnel entlangjagte. Nach einem Moment wurde er des Mädchens gewahr, das leicht und geschmeidig neben ihm herlief.
Das seltsam unwirkliche kleine Drama war vorüber; es endete ebenso phantastisch, wie es begonnen hatte.
4
Außerhalb des Hotels Constantine umfing sie graues Dämmerlicht. Sie befanden sich in einer Seitenstraße. Im matten Zwielicht der fortgeschrittenen Dämmerung sah seine Begleiterin ganz wie ein Junge aus.
„Was war das eigentlich alles?“ fragte er. „Sind wir nun um Haaresbreite entronnen? Oder haben wir einen Sieg davongetragen? Was veranlaßte Sie, zu denken, Sie könnten wie Gottvater handeln und jenen beiden hartgesottenen Sündern zwölf Stunden zugestehen, das Sonnensystem zu verlassen?“
Das Mädchen schwieg, als er gesprochen hatte. Sie ging jetzt ein Stück vor ihm, den Kopf im Zwielicht gesenkt. Dann wandte sie sich um. Sie sagte: „Ich hoffe, Sie sind klug genug, um davon abzusehen, irgend jemandem von all dem zu erzählen, was Sie gerade gesehen und gehört haben.“
Leigh entgegnete: „Dies ist die größte Story seit …“ Ihre Stimme klang bedauernd, als sie sagte: „Sie werden kein Wort davon veröffentlichen, denn in etwa zehn Sekunden werden Sie erkennen, daß niemand in der Welt auch nur etwas davon glauben wird.“ Leigh lächelte
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