Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
Unbekannte fort: „Merla, welches ist deiner Meinung nach die Psychologie hinter dem Unterfangen dieser jungen Dame? Du hast natürlich bemerkt, daß sie eine junge Dame ist und kein Knabe.“
Die volle, klangreiche Stimme einer Frau erwiderte: „Sie ist hier geboren, Jeel. Sie besitzt keine der normalen Merkmale eines Kluggs, aber sie ist eine Galaxierin, jedoch auf keinen Fall der Galaktische Beobachter. Wahrscheinlich befindet sie sich nicht allein hier. Soll ich nachsehen?“
„Nein.“ Die Männerstimme klang gleichgültig. „Wir brauchen uns über den Gehilfen eines Kluggs keine Sorgen zu machen.“
Leigh entspannte sich langsam.
Bewundernd vermerkte er die Intensität ihrer Stimme, als das Mädchen sagte: „Mein Schweigen hatte seine Ursache in der Tatsache, daß Sie die ersten Dreeghs sind, die ich jemals gesehen habe. Ich habe Sie deshalb natürlich mit einiger Neugier betrachtet. Aber ich kann Ihnen versichern, ich bin nicht im geringsten beeindruckt. Jedoch will ich in Anbetracht Ihrer außergewöhnlichen Ansichten in dieser Angelegenheit gleich zur Hauptsache kommen: Ich bin vom Galaktischen Beobachter in diesem System beauftragt worden, Ihnen mitzuteilen, daß Sie bis morgen früh verschwunden sein müssen. Wir lassen Ihnen diesen Spielraum nur aus dem einzigen Grund: Diese ganze Geschichte soll vor der Bevölkerung geheimgehalten werden. Aber verlassen Sie sich nicht darauf. Die Erde steht kurz davor, ins vierte Stadium einzutreten; und wie Sie wahrscheinlich wissen, erhalten Welten im vierten Stadium in Notfällen Galaktische Aufklärung. Diesen Notfall betrachten wir morgen bei Tagesanbruch als eingetreten.“
„Nun, nun“ – der Mann lachte zynisch –, „eine hübsche Rede, die für uns bedeutungslos ist.“
„Was hast du mit ihr vor, Jeel?“
Der Mann war ungemein selbstsicher. „Es besteht kein Grund, warum sie entkommen sollte. Sie hat Blut und mehr als die normale Menge Leben. Wir werden damit dem Beobachter mit aller Deutlichkeit unsere Verachtung für sein Ultimatum zum Ausdruck bringen. Wir werden jetzt ein einfaches, kleines Drama inszenieren. Die junge Dame wird versuchen, ihre Pistole in Anschlag zu bringen, um mich damit zu erschießen. Bevor sie jedoch überhaupt so weit kommt, werde ich meine eigene Waffe heraus haben und feuern. Die ganze Angelegenheit ist, wie sie erkennen wird, eine Sache der Nervenkoordination. Und Kluggs bewegen sich von Natur aus fast ebenso langsam wie menschliche Wesen.“
Seine Stimme verstummte. Sein Lachen versickerte. Schweigen.
Leigh kauerte im Schatten und umklammerte die Pistole, die das Mädchen ihm gegeben hatte.
Die Stille aus dem Kontrollraum des Schiffes dauerte an. Es war die gleiche seltsame Stille, die dem überstürzten Eindringen des Mädchens vor wenigen Minuten gefolgt war. Nur war es diesmal das Mädchen, von dem die Stille gebrochen wurde. Ihre Stimme klang furchtlos. „Ich bin hier, um Sie zu warnen, und nicht, um es auf eine Auseinandersetzung ankommen zu lassen. Und ich rate Ihnen, keinen Angriff zu versuchen, es sei denn, Sie wären mit der Lebensenergie von fünfzehn Menschen geladen. Schließlich wußte ich ja genau, mit wem ich es zu tun haben würde, als ich hierherkam.“
„Was meinst du, Merla? Können wir sicher sein, daß sie eine Klugg ist? Könnte sie nicht vielleicht eine Vertreterin des höheren Lenneltyps sein?“
„Klugg!“ sagte Merla im Brustton der Überzeugung. „Schenke ihren Beteuerungen keine Beachtung, Jeel. Du weißt, ich kann mich auf mein Gefühl verlassen, wenn ich es mit einer Frau zu tun habe. Sie lügt. Sie ist nichts als eine kleine Närrin, die hier hereinmarschiert kam im Glauben, wir würden uns von ihr ins Bockshorn jagen lassen. Vernichte sie!“
Jetzt gab es keinen Aufschub mehr. Leigh warf sich mit einem Sprung durch die offene Tür. Er erblickte sofort den Mann und die Frau; beide trugen Abendkleider. Der Mann stand aufrecht, die Frau saß. Die Schalttafel, von der er bereits einen kleinen Teil gesehen hatte, erwies sich jetzt als ein riesenhaftes, massives Gebilde aus glühenden Instrumenten; und dann wurde all dies ausgelöscht, als er mit harter Stimme schnarrte:
„Das genügt vollkommen. Hoch mit den Händen, los!“
Für einen Moment hatte er den Eindruck, daß sein Erscheinen eine allgemeine Überraschung bildete und daß er die Situation beherrschte. Keiner von den drei Leuten im Raum sah zu ihm hin. Der Mann, Jeel, und das Mädchen standen sich Auge in Auge gegenüber. Die
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