Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
nicht, worauf Sie hinauswollen. Ich möchte drei Dinge wissen, beeilen Sie sich mit Ihren Antworten! Erstens: Wie konnten Sie mich mit Namen, Beruf und allem aus der Menschenmenge herauspicken, auf der überfüllten Straße einer Stadt, in der ich seit einem Jahr nicht mehr gewesen bin?
Zweitens: Professor Ungarn wird auf seinem Flug vom Jupiter in zwei Stunden hier landen. Wie erklären Sie Ihren Besitz dieser Papiere, die er vor weniger als zwei Tagen geschrieben haben muß?“
„Hören Sie, Boß“, schnatterte der Mann, „Sie haben mich völlig mißverstanden …“
„Meine dritte Frage“, sagte Leigh grimmig, „lautet: Wie werden Sie eigentlich der Polizei Ihre genauen Kenntnisse der Morddetails erklären, die der Öffentlichkeit noch nicht bekanntgegeben worden sind?“
Die Augen des kleinen Mannes waren glasig, und zum erstenmal spürte Leigh Mitleid in sich aufdämmern. Er sagte fast sanft: „Nun, mein Junge, raus mit der Sprache!“
Die Worte kamen überstürzt, und zuerst waren es nur sinnlose Laute. Aber langsam schälte sich ein Zusammenhang heraus. „… und genau so war es, Boß. Ich stehe dort, und dieser Junge kommt zu mir und deutet auf Sie und gibt mit fünf Dollar und diese Papiere hier und sagt mir, was ich Ihnen sagen soll, und …“
„Dieser Junge“, sagte Leigh, „könnte er Ihrer Meinung nach in einem College sein?“
„Stimmt, Boß. Genau das! Genau so sah er aus. Sie kennen ihn, eh? Okay, dann habe ich nichts mehr mit der Sache zu tun und werde jetzt gehen …“
„Warten Sie!“ rief Leigh. Aber der kleine Mann verschwand um eine Ecke und ließ sich nicht wieder sehen.
Leigh runzelte die Stirn und las den dünnen Stoß Papiere durch. Es war eine vage Serie von Eintragungen auf losen Notizblättern. Von Hand niedergeschrieben, ermangelte die Geschichte über das Raumschiff und seine Besatzung jeglicher Tiefe und Nüchternheit. Mit jeder verstreichenden Sekunde machte sie einen unglaubwürdigeren Eindruck.
Das Gefühl, das Opfer eines dummen Streichs geworden zu sein, wuchs so überwältigend in ihm an, daß Leigh ärgerlich dachte: Wenn dieser Collegejunge sich tatsächlich einen Scherz erlaubt hat, wird das Interview heute nachmittag, um das er mich gebeten hat, nur sehr kurz sein.
Leigh betrat das prunkvolle Foyer, das den riesenhaften und großartigen Palast Constantines eröffnete. Im hochragenden Portal blieb er stehen, um die ausgedehnte, glitzernde Fläche der Tische zu überblicken und die hängenden Gärten der Teeräume.
Leigh nannte seinen Namen und meinte: „Ein Mr. Patrick hat einen Tisch reservieren lassen.“
Das Mädchen entgegnete: „O ja, Mr. Leigh. Mr. Patrick hat Privat-Drei reserviert. Er rief gerade an und läßt Ihnen sagen, daß er in wenigen Minuten hier sein wird. Unser Empfangschef wird Sie begleiten.“
Leigh wandte sich ab. Die überschwengliche Art des Mädchens verwunderte ihn. Dann durchzuckte ihn ein Gedanke. Er sah das Mädchen wieder an. „Einen Moment“, meinte er, „sagten Sie Privat-Drei? Wer bezahlt dafür?“
Das Mädchen erwiderte: „Es wurde telegrafisch bezahlt. Viertausendfünfhundert Dollar!“
Leigh stand unbeweglich. Konnte es sich um ein närrisches, reiches Jüngelchen handeln, das darauf aus war, einen starken persönlichen Eindruck auf ihn zu machen?
Seine Augen verengten sich, als ihm eine Idee kam. „Wo ist Ihr Telefon?“ fragte er kurz.
Eine Minute später sagte er in die Sprechmuschel: „Ist dort das Sekretariat der Vereinigten Universitäten? Ich möchte mich erkundigen, ob ein Mr. Patrick in einem Ihrer lokalen Colleges registriert ist und falls dies zutrifft, ob er von irgendeiner Studentenzeitung autorisiert worden ist, William Leigh vom Planetarischen Nachrichtendienst zu interviewen oder nicht. Hier spricht Leigh.“ Es dauerte sechs Minuten, und dann kam die Antwort zurück: „Es gibt drei Mr. Patriks in unseren siebzehn College-Einheiten. Alle nehmen zur Zeit in ihren offiziellen Wohnsitzen das Abendessen ein. Es gibt ferner vier Miß Patricks, die von unserem Sekretariatsstab ebenfalls als anwesend gemeldet wurden. Keiner von diesen sieben steht in irgendwelcher Weise mit einer Universitätszeitung in Verbindung. Wünschen Sie unsere Hilfe in Ihrem Vorgehen gegen den Betrüger?“
Leigh zögerte. „Nein“, sagte er und hing ein.
Er trat aus der Telefonzelle, von seinen eigenen Gedanken erschüttert. Es gab nur einen Grund, warum er zu dieser Zeit in dieser Stadt weilte. Mord! Und er kannte kaum eine
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