Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
Paradine Scotts dunklen Kopf bewegungslos auf dem großen Kissen liegen.
Jane stand neben ihm, er legte seinen Arm um sie.
„Die armen kleinen Würmchen“, flüsterte sie. „Und Holloway nannte sie verrückt. Ich glaube, wir sind diejenigen, die verrückt sind, Denny.“
„Mhm. Wir sind überdreht.“
Scott schrak im Schlaf hoch. Ohne aufzuwachen, sagte er etwas – offensichtlich eine Frage, obwohl sie in keiner erkennbaren Sprache gestellt wurde. Emma stieß einen kurzen wimmernden Schrei aus, dessen Tonhöhe abrupt wechselte.
Sie war nicht aufgewacht. Und die Kinder lagen völlig ruhig.
Aber mit einem plötzlichen Unbehagen dachte Paradine, daß die Szene sich genauso abgespielt hatte, als ob Scott Emma etwas gefragt und sie geantwortet hätte.
Hatte sich ihr Verstand so verändert, daß sogar Schlaf – anders für sie war?
Er verwarf den Gedanken. „Du wirst dich erkälten. Komm, wir gehen wieder ins Bett. Möchtest du einen Drink?“
„Ich glaube ja“, sagte Jane, während sie Emma beobachtete. Ihre Hand streckte sich nach dem Kind aus; sie zog sie zurück. „Komm schon, sonst wecken wir die Kinder noch auf.“
Sie tranken einen kleinen Weinbrand, aber sie sagten nichts. Später weinte Jane im Schlaf.
Scott war nicht wach, aber sein Verstand arbeitete – langsam und vorsichtig. So:
Sie werden uns die Spielzeuge wegnehmen. Der fette Mann … Vielleicht gefährliche Listawa. Aber die GhorikRichtung wird sich nicht … Epankrus Mahnung-hat-nichtsie. Neulingotion … hell und glänzend. Emma. Sie ist jetzt kopranscher als … Ich weiß immer noch nicht, wie man … Sawara linxi dorb …
Ein wenig von Scotts Gedanken war immer noch verständlich, aber Emma war viel schneller auf X konditioniert worden.
Sie überlegte auch.
Nicht wie ein Erwachsener oder wie ein Kind. Nicht einmal wie ein Mensch. Es sei denn wie ein Mensch, dessen Art dem genus homo erschreckend unähnlich ist. Manchmal hatte Scott selber Schwierigkeiten, ihren Gedanken zu folgen.
Wäre Holloway nicht gewesen, hätte das Leben zur Alltagsroutine zurückkehren können. Die Spielsachen erinnerten nun nicht mehr an die Geschehnisse. Emma freute sich immer noch über ihre Puppen und den Sandkasten, ihr Vergnügen daran war völlig normal. Scott war mit Baseball und seinem Chemiekasten zufrieden. Sie taten alles, was andere Kinder auch tun, und zeigten nur wenige (wenn überhaupt welche) Anzeichen von Abnormalität. Doch Holloway schien ein Schwarzseher zu sein.
Er hatte die Spielsachen untersuchen lassen – mit ziemlich idiotischen Ergebnissen. Er zeichnete endlos Karten und Diagramme, korrespondierte mit Mathematikern, Ingenieuren und anderen Psychologen und wurde fast verrückt bei dem Versuch, im Aufbau der Geräte ein Schema oder einen Sinn zu finden. Der Behälter selbst mit seiner geheimnisvollen Apparatur sagte gar nichts. Die Verbrennungshitze hatte zuviel zu Schlacke werden lassen. Aber die Spielsachen …
Das Zufallselement brachte die Untersuchung aus dem Konzept. Sogar das war eine semantische Frage. Denn Holloway war überzeugt, daß es nicht wirklich Zufall war. Es waren einfach nicht genug Faktoren bekannt. Zum Beispiel konnte kein Erwachsener mit dem ,Abakus’ arbeiten. Und nach einiger Überlegung verzichtete Holloway darauf, ein Kind mit dem Ding spielen zu lassen.
Der Kristallwürfel war ähnlich geheimnisvoll. Er zeigte ein verrücktes Farbmuster, das sich manchmal bewegte. Darin ähnelte es einem Kaleidoskop. Aber es wurde weder vom Gleichgewichtsmoment noch von Schwerkraft beeinflußt. Schon wieder der Zufallsfaktor.
Oder besser: Das Unbekannte. Das X-Muster. Schließlich fielen Paradine und Jane in so etwas wie Beschaulichkeit zurück; sie hatten nunmehr das sichere Gefühl, daß nun, da die wesentliche Ursache beseitigt war, die Kinder von ihrer geistigen Eigenart geheilt waren. Die verschiedenen Beschäftigungen Emmas und Scotts gaben ihnen jetzt allen Grund, sich nun keine Sorgen mehr zu machen.
Denn die Kinder vergnügten sich mit Schwimmen, Radfahren, Fernsehen, Spielen, mit allen normalen Spielzeugen dieses bestimmten Zeit-Sektors. Zwar kamen sie mit manchen komplizierten, mechanischen Aufgaben, die einige Berechnung erforderten, nicht zurecht; zum Beispiel mit dem dreidimensionalen Kugel-Puzzle, das Paradine aufgetrieben hatte. Aber das fand er selber sehr schwierig.
Ab und zu gab es Ausrutscher. Eines Sonntagnachmittags radelte Scott zusammen mit seinem Vater ins Blaue, auf der Kuppe eines Hügels machten sie
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