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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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es!“
Paradine zeichnete zwei miteinander verbundene Bogen mit der Wölbung nach innen.
„Der kleinste gemeinsame Nenner“, meinte Holloway nickend. „Wir haben die natürliche Neigung zu vereinfachen. Vor allem, wenn ein Kind etwas zum erstenmal sieht und keine Vergleichsmaßstäbe hat. Es versucht, die neue Sache mit bereits Vertrautem zu vergleichen. Haben Sie schon mal darauf geachtet, wie ein Kind das Meer zeichnet?“ Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern fuhr fort: „Eine Reihe gezackter, kurzer Linien. Wie die oszillierende Linie auf einem Seismographen. Als ich den Pazifik zum erstenmal sah, war ich drei Jahre alt. Ich erinnere mich ziemlich deutlich daran. Er sah – schräg aus. Eine flache Ebene, die in einem Winkel gekippt war. Die Wellen waren regelmäßige Dreiecke mit der Spitze nach oben. Nun, ich sah ihn nicht so stilisiert, aber als ich mich später erinnerte, mußte ich irgendeinen vertrauten Vergleichsmaßstab finden. Und das ist die einzige Methode, die Vorstellung von einer völlig neuen Sache zu gewinnen. Das Durchschnittskind versucht, diese regelmäßigen Dreiecke zu zeichnen – aber seine Koordination ist dürftig. Es erhält ein Seismographen-Muster.“
„Und was bedeutet das alles?“
„Ein Kind sieht das Meer. Es stilisiert es. Es zeichnet ein bestimmtes begrenztes Muster, das für es das Meer symbolisiert. Vielleicht sind Emmas Kritzeleien auch Symbole. Ich will damit nicht sagen, daß für sie die Welt anders aussieht – klarer vielleicht und schärfer, lebhafter und mit schwächer werdender Wahrnehmung oberhalb der Augenhöhe. Was ich damit sagen will: Ihre Denkprozesse sind anders, so daß sie das, was sie sieht, in abnormale Symbole überträgt.“
„Sie glauben immer noch …“
„Ja, genau das. Ihr Verstand wurde ungewöhnlich konditioniert. Es kann sein, daß sie das, was sie sieht, in einfache, offensichtliche Muster zerlegt und diesen Mustern eine Bedeutung zumißt, die wir nicht verstehen. Nehmen Sie den ,Abakus’. Sie erkannte ein Muster darin, obwohl es sich für uns um reine Zufallsprozesse handelte.“
Paradine beschloß ganz plötzlich, das gemeinsame Mittagessen mit Holloway allmählich einzustellen. Der Mann war ein notorischer Pessimist. Seine Theorien wurden immer fantastischer und kurioser, und er zog alles mögliche an den Haaren herbei, um sie zu stützen – ob es nun paßte oder nicht.
Höhnisch meinte er: „Wollen Sie sagen, daß Emma sich mit Scott in einer unbekannten Sprache verständigt?“
„In Symbolen, für die sie keine Worte hat. Ich bin sicher, daß Scott einen großen Teil dieser … Kritzeleien versteht. Für ihn mag ein gleichschenkliges Dreieck irgendeinen Faktor darstellen, wahrscheinlich aber ein konkretes Substantiv. Könnte ein Mensch, der absolut keine Ahnung von der symbolischen Schreibweise in der Chemie hat, die Bedeutung von „H 2 O“ verstehen? Könnte er begreifen, daß dieses Symbol ein Abbild des Meeres hervorrufen kann?“
Paradine antwortete nicht. Statt dessen erwähnte er Scotts seltsame Bemerkung, daß die Landschaft vom Hügel aus völlig falsch aussehe.
Einen Augenblick später neigte er bereits wieder dazu, diese Anwandlung zu bedauern, denn der Psychologe legte schon wieder los.
„Scotts Denkmuster bauen sich zu einer Gesamtheit auf, die dieser Welt nicht entspricht. Vielleicht erwartet er im Unterbewußtsein, die Welt zu sehen, von der diese Spielsachen stammen.“
Paradine hörte ihm nicht mehr zu. Was zuviel war, war zuviel. Mit den Kindern war inzwischen alles in Ordnung, Holloway selbst war der einzige störende Faktor. An diesem Abend jedoch entwickelte Scott ein Interesse an Aalen, das später bedeutungsvoll werden sollte.
In der Naturgeschichte gab es nichts offensichtlich Schädliches. Paradine sprach von Aalen.
„Aber wo legen sie eigentlich ihre Eier? Oder legen sie überhaupt welche?“
„Das ist noch ein Rätsel. Man kennt ihre Laichgründe nicht. Vielleicht das Sargasso-Meer oder die Tiefsee, wo der Druck ihnen dabei hilft, die Nachkommenschaft aus dem Körper zu pressen.“
„Komisch“, sagte Scott und dachte darüber nach.
„Die Lachse tun mehr oder weniger dasselbe. Sie schwimmen zum Laichen flußaufwärts.“ Paradine ging ins Detail. Scott war fasziniert.
„Das ist es, Vati. Sie werden im Fluß geboren, und wenn sie schwimmen können, gehen sie ins Meer. Und dann kommen sie zurück, um ihre Eier zu legen, hmm?“
„Richtig.“
„Nur, wenn sie nicht zurückkommen würden“,

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