Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
Seine Stimme wurde immer schwächer. Und obwohl so viele Fragen auf Cliffs Zunge brannten, konnte er den Sterbenden nur stumm ansehen. Wieder schien Klaatu seine Gedanken zu lesen.
„Ich weiß“, flüsterte er, „ich weiß. Wir hätten einander so viele Fragen zu stellen … über Ihre Kultur … und Gnuts Kultur …“
„Und Ihre“, sagte Cliff.
„Und Gnuts Kultur“, wiederholte die sanfte Stimme. „Vielleicht … eines Tages … wenn ich zurückkomme …“
Reglos lag er da – für lange Zeit, und schließlich erkannte Cliff, daß Klaatu tot war. Tränen stiegen ihm in die Augen. Innerhalb weniger Minuten hatte er diesen Mann lieben gelernt. Er sah Gnut an. Auch der Roboter wußte, daß Klaatu tot war, aber in seinen roten Augen glänzten keine Tränen. Sie waren auf Cliff gerichtet, und der junge Mann wußte, was Gnut dachte.
„Gnut“, sagte er ernsthaft, als würde er einen heiligen Eid schwören. „Ich hole den Originalapparat – jetzt gleich.“
Wortlos führte Gnut ihn zur Luke. Er gab die Laute von sich, die das Schloß öffneten. Als die Tür aufschwang, drängten sich lärmende Menschen zum Ausgang zu.
Der Ausstellungsraum war hell erleuchtet. Cliff ging die Rampe hinab.
An die nächsten beiden Stunden hatte Cliff später nur vage, traumhafte Erinnerungen. Es war, als sei das mysteriöse Labor, in dem der Tote friedlich ruhte, die Wirklichkeit, der Mittelpunkt seines Lebens, als sei diese Szene mit den lärmenden Menschen nur ein barbarisches Zwischenspiel. Er stand nicht weit von der Rampe entfernt und erzählte nur einen Teil seiner Geschichte. Man glaubte ihm. Er wartete gelassen, während die höchsten Beamten seines Landes ihren ganzen Einfluß geltend machten, um ihm den Apparat, den der Roboter verlangt hatte, möglichst schnell zu beschaffen.
Als er das Gerät in Empfang genommen hatte, trug er es in das kleine Vestibül hinter der Luke. Gnut erwartete ihn. In seinen Armen hielt er die schlanke Gestalt des zweiten Klaatu, die er dem jungen Mann behutsam übergab. Wortlos nahm Cliff den Toten entgegen, als sei das alles zuvor besprochen worden. Er spürte, daß dies ein Abschied war.
Von allen Fragen, die er Klaatu hatte stellen wollen, ging ihm nur eine einzige nicht aus dem Kopf. Und jetzt, wo der große grüne Roboter vor ihm stand, eingerahmt von der Luke des grünen Schiffes, nutzte er die Gelegenheit.
„Gnut“, sagte er mit ernster Stimme, den schlaffen Körper an sich gedrückt, „du mußt mir einen Gefallen tun. Hör mir jetzt ganz genau zu. Erzähl deinem Herrn – dem Herrn, der wieder leben wird –, daß es ein unglückseliger Unfall war, den der erste Klaatu erlitten hat – ein Unfall, den alle Erdenmenschen grenzenlos bedauern. Wirst du das tun?“
„Ich habe es schon immer gewußt“, antwortete der Roboter sanft.
„Aber du versprichst mir, es deinem Herrn zu sagen – mit meinen Worten –, sobald er wieder am Leben ist?“
„Sie mißverstehen das alles“, sagte Gnut, immer noch sanft, und dann fügte er mit ruhiger Stimme vier weitere Worte hinzu. Als Cliff sie hörte, glitt ein Nebel über seine Augen, und sein Körper erstarrte.
Als er aus seiner Erstarrung erwachte und der Schleier von seinen Augen fiel, sah er das große Schiff verschwinden. Es war plötzlich nicht mehr da. Er taumelte einen Schritt zurück. In seinen Ohren dröhnten Gnuts letzte Worte wie schwere Glocken.
Niemals – niemals würde er sie seinen Mitmenschen verraten, bis ans Ende seiner Tage nicht.
„Sie mißverstehen das alles“, hatte der mächtige Roboter gesagt. „Ich bin der Herr.“
1941
Isaac Asimov Einbruch der Nacht (Nightfall)
Robert A. Heinlein Im Kreis (By His Bootstraps)
1941 …
Hitlers Minister Rudolf Heß springt mit dem Fallschirm über England ab, um Verhandlungen zu führen. Die Nazis erklären ihn für geistesgestört, die Briten setzen ihn gefangen. Das Soldatenlied „Lily Marleen“ wird auf beiden Seiten der Front zu einem riesigen Hit. Das Schlachtschiff „Bismarck“ versenkt die „H. M. S. Hood“ und wird wenig später selbst versenkt. Unter General Rommel bringt das deutsche Afrikakorps die britischen Truppen in Bedrängnis. Deutsche Truppen marschieren in Griechenland ein und erobern Kreta. Bert Brecht schreibt im amerikanischen Exil „Mutter Courage und ihre Kinder“, eine Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg. Das „Unternehmen Barbarossa“ beginnt: Deutsche Truppen greifen die Sowjetunion an. Nach großen Anfangserfolgen der Deutschen bringt
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