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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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ein, in einer fremden Sprache. Und dann hörte Cliff den Roboter zum erstenmal sprechen. Die Silben stürzten hervor, wie aus menschlichen Emotionen geboren, und der verwirrte Ausdruck in Klaatus Augen wich einer staunenden Bewunderung. Sie unterhielten sich einige Minuten lang, dann sank Klaatu, sichtlich ermüdet, zurück, richtete sich aber sofort wieder auf, als er Cliff entdeckte. Gnut begann wieder zu sprechen, Klaatu winkte Cliff zu sich, und der junge Mann gehorchte.
„Gnut hat mir alles erzählt“, sagte Klaatu mit leiser, sanfter Stimme, dann sah er Cliff schweigend an, mit einem schwachen, müden Lächeln.
Hundert Fragen lagen Cliff auf der Zunge, aber er wagte es nicht, den Mund aufzumachen.
„Aber …“, begann er schließlich in respektvollem Ton, „Sie sind doch nicht der Klaatu, der im Grab lag?“
Das Lächeln des Mannes erlosch, und er schüttelte den Kopf. „Nein.“ Er sah zu dem Roboter auf und sagte etwas in seiner Muttersprache.
Gnuts metallische Gesichtszüge verzogen sich schmerzlich. Dann wandte sich Klaatu wieder an Cliff. „Ich sterbe“, erklärte er ganz schlicht, als müßte er seine Worte vereinfachen, um sie einem Erdenmann begreiflich zu machen. Wieder glitt dieses schwache, müde Lächeln über sein Gesicht.
Cliffs Zunge war wie gelähmt. Er konnte den Mann nur anstarren, auf eine Erleuchtung hoffen. Klaatu schien seine Gedanken zu lesen.
„Sie verstehen das nicht“, sagte er. „Obwohl er anders ist als wir, verfügt Gnut doch über große Fähigkeiten. Als der Flügel gebaut war und die Vorlesungen gehalten wurden, hatte er eine wunderbare Inspiration. Eines Nachts stellte er diesen Apparat her, und nun hat er auch mich neu erschaffen – aus der Stimme, die Ihr Volk aufgenommen hat. Sie müssen wissen, daß jeder Körper charakteristische Laute hervorbringt. Gnut hat in mühsamer und langwieriger Arbeit einen Apparat konstruiert, der den Tonaufnahmeprozeß in umgekehrter Reihenfolge ablaufen läßt, und auf diese Weise kann aus einer Stimme der dazu passende Körper entstehen.“
Cliff schnappte nach Luft. So war das also …
„Aber Sie müssen doch gar nicht sterben!“ rief er plötzlich voller Eifer.
„Ihre Stimme wurde aufgenommen, als Sie aus dem Schiff gestiegen waren, und da waren Sie noch kerngesund. Erlauben Sie mir, Sie in eine Klinik zu bringen! Unsere Ärzte sind sehr tüchtig.“
Kaum merklich schüttelte Klaatu den Kopf.
„Sie verstehen es noch immer nicht“, sagte er langsam und mit schwächerer Stimme. „Die Tonbandaufnahme war unvollkommen. Vielleicht waren die Fehler nur geringfügig – aber sie haben das Produkt beeinträchtigt. Gnuts Experimentalgeschöpfe sind alle schon nach wenigen Minuten gestorben. Er hat es mir gesagt … Und auch ich muß sterben …“
Plötzlich verstand Cliff den Ursprung der „Experimente“. Er erinnerte sich, daß ein Angestellter der Smithsonian Institution an dem Tag, als der neue Museumsflügel eröffnet worden war, eine Aktentasche verloren hatte. Darin hatten sich Tonbänder befunden, mit Aufnahmen von Tierstimmen. Und hier auf dem Tisch lag eine Aktentasche.
Die beiden Stillwells mußten aus den Tonbändern entstanden sein, die in der Schublade des paneelierten Tisches im Ausstellungsraum gelegen hatten.
Mit schwerem Herzen sah er Klaatu an. Er wollte nicht, daß dieser Fremde starb. Und langsam nahm ein Gedanke in seinem Kopf Gestalt an, mit wachsender Erregung erklärte er, was er vorhatte.
„Sie sagen, daß die Aufnahme unvollkommen war. Und das war sie auch, weil das Aufnahmegerät unvollkommen war. Wenn Gnut den Apparat hätte, mit dem Ihre Stimme aufgezeichnet wurde, könnte er die Fehler ausmerzen – und Ihnen ein neues Leben schenken.“
Kaum waren die letzten Worte über Cliffs Lippen gekommen, als Gnut zu ihm herumwirbelte und seinen Arm packte. Echte menschliche Erregung schimmerte in den Metallmuskeln seines Gesichts.
„Holen Sie mir den Originalapparat – damit ich die Fehler ausschalten kann!“ befahl er – in akzentfreiem Englisch. Er wollte Cliff zur Tür schieben, aber Klaatu hob die Hand.
„Es ist zu spät für mich“, sagte er mit ruhiger Stimme. „Wie heißen Sie, junger Mann?“
„Cliff Sutherland.“
„Bleiben Sie bei mir – bis zum Ende“, bat Klaatu. Er schloß die Augen und schwieg eine Weile. Dann lächelte er, ohne die Augen zu öffnen. „Seien Sie nicht traurig, denn vielleicht werde ich wieder leben – und das wird Ihr Verdienst sein. Ich habe keine Schmerzen …“

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