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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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totalen Verfinsterung habe ich ohnehin nichts zu tun.“ Er hielt einen Moment inne und warf einen Blick zu dem Kultisten hinüber, der vor einer Viertelstunde ein kleines ledergebundenes Buch aus der Tasche gezogen hatte und seither intensiv darin versunken war. „Die Ratte hat euch doch nicht schon wieder Ärger gemacht, oder?“
Sheerin schüttelte den Kopf. Er hatte die Schultern zurückgeworfen und zwang sich mit vor Konzentration gerunzelter Stirn, gleichmäßig zu atmen. „Haben Sie Atemschwierigkeiten gehabt, Beenay?“
Beenay sog schnüffelnd die Luft ein. „Es scheint mir hier drinnen aber nicht stickig zu sein.“
„Ich hatte nur eben einen leichten Anflug von Klaustrophobie“, erklärte Sheerin entschuldigend.
„Ach, so! Ich verstehe. Bei mir wirkt sich das ganz anders aus. Ich habe immer mehr das Gefühl, als ob sich meine Augen in den Kopf hineindrückten. Alles scheint zu verschwimmen – die Dinge werden immer undeutlicher. Außerdem finde ich es kalt hier.“
„O ja, da kann ich Ihnen nur beipflichten. Das ist keine Einbildung“, ließ sich Theremon vernehmen. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Meine Zehen fühlen sich so an, als hätte ich sie tausend Kilometer in einem Kühlwagen transportieren lassen.“
„Was wir jetzt brauchen“, warf Sheerin ein, „ist ganz einfach Ablenkung. Wir dürfen unsere Gedanken nicht pausenlos um uns selbst kreisen lassen. Theremon, ich wollte Ihnen doch vorhin erzählen, warum Faros Experimente mit dem durchlöcherten Dach fehlschlugen.“
„Sie hatten gerade damit angefangen“, antwortete Theremon. Er umspannte sein Knie mit beiden Armen und stützte das Kinn darauf.
„Also, die beiden kamen deshalb nicht zum Erfolg, weil sie das ,Buch der Offenbarungen’ wörtlich genommen haben. Es ist ein ziemlich unsinniger Gedanke, den sogenannten Sternen wirkliche physische Existenz zuzumessen. Dabei gibt es doch eine relativ einfache und einleuchtende psychologische Erklärung dafür: Es wäre doch durchaus vorstellbar, daß bei totaler Finsternis das Bedürfnis des Menschen nach Licht so übermächtig wird, daß er sich das Licht einfach einbildet. Möglicherweise sind also die Sterne nichts weiter als eine Illusion.“
„Mit anderen Worten“, warf Theremon ein, „Sie sind der Ansicht, die Sterne sind eher das Resultat des Wahnsinns als eine seiner Ursachen. Welchen Zweck haben dann aber Beenays Fotos?“
„Zu beweisen, daß sie eine Wahnvorstellung sind; oder meinetwegen das Gegenteil. Außerdem …“
Beenay war mit seinem Stuhl ein Stückchen nähergerückt. Ein Ausdruck plötzlicher Begeisterung lag auf seinem Gesicht. „Es freut mich richtig, daß ihr beiden auf dieses Thema gekommen seid.“ Seine Augen wurden schmal, und er hob einen Finger. „Ich habe lange über diese Sterne nachgedacht, und dabei ist mir was ganz Schlaues eingefallen. Es ist natürlich reine Spekulation, eine kleine Spinnerei sozusagen, und ich habe nicht vor, das ernsthaft als Theorie herauszustellen, aber ich finde die Idee ganz interessant. Wollt Ihr sie hören?“
Er schien sich fast ein wenig zu schämen, aber Sheerin lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sagte einladend: „Na, dann schießen Sie mal los! Ich bin gespannt.“
„Stellen wir uns einmal vor, es existierten im Universum noch andere Sonnen außer unseren.“ Er unterbrach sich und grinste ein wenig verschämt. „Ich meine Sonnen, die so weit von uns entfernt sind, daß sie zu schwach leuchten, um von hier aus erkannt werden zu können. Ich glaube, ich mache auf euch schon den Eindruck, als hätte ich zuviel utopische Literatur gelesen, was?“
„Nicht unbedingt. Aber ist diese Möglichkeit nicht ausgeschlossen durch die Tatsache, daß sich gemäß den Gesetzen der Gravitation diese Sonnen zwangsläufig aufeinander zubewegen und sich damit bemerkbar machen würden?“
„Nicht, wenn sie weit genug auseinander wären“, warf Beenay ein. „Sagen wir mal, vier Lichtjahre oder noch mehr. In dem Falle wären wir niemals imstande, zum Beispiel Abweichungen von ihren Bahnen festzustellen, weil sie einfach zu klein wären. Stellen wir uns einmal vor, es gäbe eine ganze Menge solcher Sonnen in weitem Abstand von uns – ein oder zwei Dutzend vielleicht.“
Theremon stieß einen langgedehnten Pfiff aus. „Das gäbe einen tollen Artikel für die Wochenendbeilage. Zwei Dutzend Sonnen in einem Universum von acht Lichtjahren Ausdehnung! Toll! Das würde unser Universum ja zu völliger Bedeutungslosigkeit

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