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Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1

Titel: Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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Solarskop saß, wandte seine Augen von den Linsen und schaute nach unten.
    Beta war nur mehr ein schwach glimmender Splitter. Der einst so leuchtende Ball blinzelte zum letzten Male verzweifelt durch das fast geschlossene Augenlid auf Lagash hinunter. Im Osten, wo die Stadt lag, verlor sich der Horizont in der Dunkelheit. Die Straße, die von Saro City zum Observatorium hinaufführte, war nur noch schwach als eine verschwommene rote Linie, eingesäumt von Wald, zu erkennen. Die Bäume schienen ihre Gestalt verloren zu haben; sie waren offensichtlich zu einer einzigen schattigen Masse verschmolzen.
    Aber es war die Straße, die die Aufmerksamkeit der Männer an sich zog. Denn auf ihr wälzte sich eine andere, unendlich bedrohlichere, schattenhafte Masse heran.
    „Die Wahnsinnigen aus der Stadt! Sie kommen!“ schrie
    Aton mit sich überschlagender Stimme.
„Wie lange noch bis zur völligen Dunkelheit?“ fragte
Sheerin. „Fünfzehn Minuten noch … aber sie werden in
fünf Minuten hier sein.“
„Nur ruhig Blut. Sagen Sie den Männern, sie sollen wieder an die Arbeit gehen. Wir werden sie aufhalten. Das Observatorium ist wie eine Festung gebaut. Aton, Sie behalten
unseren jungen Kultisten im Auge, nur zur Sicherheit! Theremon, Sie kommen mit mir.“
Sheerin rannte zur Tür hinaus, der Reporter dicht hinter
ihm her. Vor ihnen lag die Wendeltreppe, die sich in engen
Spiralen nach unten schlängelte, in die feuchtkalte, furchterregende Finsternis. In ihrem ersten Elan waren sie fünfzig Stufen hinuntergerannt, bis sie auf einmal merkten, daß
das gelbe flackernde Licht, das aus der offenen Tür der
Kuppel fiel, sie nicht mehr erreichte. Von oben und von
unten gleichzeitig kam der grauschwarze Schatten wie ein
alles verschlingendes Ungeheuer auf sie zu.
Sheerin blieb stehen. Seine feisten Finger krallten sich in
seine Brust. Seine Augen traten aus ihren Höhlen hervor,
und seine Stimme klang wie trockener Husten. „Ich kann …
kaum noch atmen. Gehen … Sie … allein weiter. Sperren
Sie alle Türen ab …“
Theremon ging noch ein paar Stufen weiter hinunter,
dann drehte er sich um. „Warten Sie! Können Sie noch eine Minute aushalten?“ Er selbst mußte jetzt nach Luft ringen. Wie dicke, klebrige Melasse floß die Luft in seine
Lungen und wieder hinaus. Bei dem Gedanken, allein in
das unheimliche Dunkel weitergehen zu müssen, quoll das
Gefühl wilder Panik in ihm hoch.
Er, Theremon, fürchtete sich vor der Dunkelheit! „Bleiben Sie hier stehen!“ sagte er. „Ich bin in einer Sekunde wieder zurück.“ Er schoß die Treppe wieder hinauf,
zwei Stufen auf einmal nehmend. Sein Herz klopfte ihm
bis zum Hals – aber nicht nur von der Anstrengung. Er
taumelte in die Kuppel und riß eine Fackel aus ihrem Halter. Sie stank entsetzlich, und der stechende Qualm trieb
ihm Tränen in die Augen. Aber er drückte die Fackel an
sich, als wollte er sie vor Freude küssen. Die Flamme wehte wie ein Schweif hinter ihm her, als er die Stufen wieder
hinabjagte.
Sheerin öffnete die Augen und gab ein Stöhnen von sich,
als Theremon sich über ihn beugte. Theremon rüttelte ihn
unsanft. „Alles in Ordnung. Reißen Sie sich sofort zusammen! Wir haben Licht!“
Er hielt die Fackel hoch über sich, faßte den zitternden
Psychologen beim Arm, und gemeinsam gingen sie unter
dem schützenden Lichtkreis der Fackel weiter nach unten. Die Büroräume im Untergeschoß waren noch immer von
den letzten matten Strahlen Betas erleuchtet, und Theremon spürte, wie die Panik langsam nachließ.
„Da wären wir“, sagte er mit rauher Stimme und reichte
Sheerin die Fackel. „Man kann sie schon hören.“ Deutlich waren menschliche Stimmen zu vernehmen.
Kurze Fetzen heiserer, wortloser Schreie drangen zu ihnen
herein.
Aber Sheerin hatte recht; das Observatorium war wie eine Festung ausgebaut. Noch aus dem vorigen Jahrhundert
stammend, als der neo-gavottische Architekturstil seinen
geschmacklosen Höhepunkt erreicht hatte, war es eher unter dem Gesichtspunkt der Stabilität und Dauerhaftigkeit
errichtet worden als für das Auge.
Die Fenster lagen geschützt hinter Gittern aus zolldicken
Eisenstäben, die tief in die Betonwände eingelassen waren.
Die Wände aus solidem Mauerwerk hätten sogar einem
Erdbeben standgehalten, und das Haupttor bestand aus
massivem Eichenholz, das man mit querliegenden Eisenbalken verstärkt hatten. Theremon schob die Riegel vor; sie
glitten mit dumpfem Laut in ihre Schlitze.
Am anderen Ende des Gangs stieß Sheerin

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