Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
Tales zu beziehen statt vom Sonnenlicht. Jedes Jahr hatten sie weniger Junge eingepflanzt, und von den wenigen erwies sich ein immer geringerer Prozentsatz als fruchtbar, so daß die ursprüngliche Anzahl von einer Million auf ein paar Tausende geschrumpft war, dann auf einige Hundert, und schließlich hatten nur noch verschwindend wenige Individuen ein trauriges Dasein gefristet.
Sie hatten die Gefahr des Aussterbens erst erkannt, als es zu spät gewesen war, dagegen anzukämpfen. Als Lhin aufgewachsen war, hatten nur noch drei Ältere gelebt, und sein Samen war als einziger fruchtbar gewesen. Die Älteren waren schon vor vielen Jahren gestorben, und nun hatte Lhin den ganzen Krater für sich allein. Das Leben bestand aus Schlaf und Nahrungssuche, aus ständig gleichbleibenden Gedanken, während sich Lhins tote Welt immer wieder dem Licht zudrehte, sich immer wieder davon abwandte. Die Monotonie hatte seine Rasse langsam getötet. Aber nun, wo das Werk beinahe vollbracht war, existierte diese Monotonie nicht mehr. Lhin war zufrieden mit seinem Lebensstil und immun gegen die Langeweile.
Seine Füße hatten sich so träge wie seine Gedanken bewegt, und nun hatte er den Eingang der Felsenhöhle erreicht, in der er wohnte. Er steckte sich noch eine Handvoll Steine und Flechten in den Mund, ließ sich noch ein paar Minuten lang vom diffusen Sonnenlicht bescheinen, dann ging er in seine Höhle. Er brauchte kein Licht, denn die Felswände waren in der fernen Jugend seiner Rasse radioaktiviert worden, und seine Augen waren an alle Lichtverhältnisse gewöhnt. Rasch durchquerte er den Vorraum, der ein Bett aus gewebten Flechten und einfache Möbel enthielt, und betrat das kombinierte Kinder- und Arbeitszimmer, in das ihn immer wieder eine unlogische, aber unauslöschliche Hoffnung zog.
Aber es war wie immer sinnlos. In der mit nahrhaftem, sorgfältig gewässertem Lehm gefüllten Kiste regte sich kein Leben. Nicht einmal eine winzige rote Knospe gab ihm neue Hoffnung auf die Zukunft. Seine Saat war unfruchtbar, und der Zeitpunkt, wo alles Leben in diesem Tal sterben würde, rückte immer näher. Verbittert wandte er dem Kinderbett den Rücken zu.
So wenig fehlte – und doch so viel. Wenn er ein paar Hundert Moleküle Kupfersalz zu sich nehmen könnte, würde sein Samen wieder fruchtbar werden. Und wenn er dem Wasser einige Kupfermoleküle beifügen könnte, würde die jetzige Saat zu einem kräftigen Mann oder einer Frau heranwachsen. Die Mitglieder von Lhins Rasse besaßen männliche und weibliche Elemente und konnten die Saat, aus der Kinder entstehen sollten, allein oder zu zweit zeugen. Solange ein Mitglied der Rasse lebte, konnte es jedes Jahr hundert Junge im sorgsam gehüteten Brutkasten aufziehen, wenn ihm die lebenswichtigen Hormone, die im Kupfer enthalten waren, zur Verfügung standen.
Aber Lhin hatte kein Kupfer. Er inspizierte seinen Apparat, den er mühsam aus handgearbeiteten Steinschüsseln und Rohren, aus schlanken Gerten zusammengefügt, gebaut hatte, und seine Herzen wurden schwer. Das schwache Feuer aus getrockneten Flechten und Gummiharz brannte immer noch, und langsam, Tropfen um Tropfen, träufelte eine Flüssigkeit aus der letzten Röhre in eine der Schüsseln. Doch sie roch nicht nach Kupfersalzen. Nun, er hatte es versucht, und es war mißlungen. Sorgsam hatte er das Wasser untersucht, das die Erde im Brutkasten befeuchtete, aber es enthielt zu wenig lebensnotwendige Mineralien. Seufzend steckte er die Metallrollen, auf denen die wissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Rasse festgehalten waren, in ihren Zylinder zurück und begann die chemischen Teile seines Labors auseinanderzunehmen.
Nun mußte er die andere Möglichkeit ausprobieren – die riskantere. Aber es war notwendig geworden. Wie er den Metallrollen entnommen hatte, gab es irgendwo oben in der Nähe des Daches Kupfer in geringen Mengen, oberhalb des Raums, der konzentrierte lebenswichtige Luft enthielt. Das bedeutete, daß er sich mit einem Helm und Lufttanks ausrüsten mußte, mit Werkzeugen, um den verschütteten alten Treppenaufgang freizulegen, mit Instrumenten, um das Kupfer aufzuspüren, und einer Pumpe, um die Tanks zu füllen. Dann mußte er die Tanks nach oben schleppen, sie irgendwo deponieren, mußte weitere Vorratsdepots anlegen, in regelmäßigen Abständen, bis seine Kette von Luftvorräten das Dach erreichte, wo er – vielleicht – Kupfer finden würde.
Er wollte nicht daran denken, wie lange es dauern würde, diese
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