Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
„Nerves“ und zeichnet sich durch einen Idealismus und eine Toleranz aus, die für die beste SF jener Jahre typisch war.
„Diese verdammten Marsmenschen!“ stieß Fats Welchs mit dünnen Lippen hervor, zutiefst verletzt in seiner Würde als Mitglied einer überlegenen Rasse. „Da sitzen wir fest, knapp über dem Mond, randvoll mit erstklassigem Iridium, wie es nie zuvor auf den Asteroiden gefördert wurde. Und der Injektor funktioniert schon wieder nicht. Wenn mir dieser Zwiebeltyp noch einmal unter die Augen tritt …“
„Ja, ja.“ Slim Lane tastete hinter seinem Rücken nach dem Schraubenschlüssel mit dem flexiblen Schaft, fand ihn und zwängte sich ächzend in die Maschinenmasse.
„Ja, ich weiß, du wirst Hackfleisch aus ihm machen. Bist du eigentlich schon mal auf die Idee gekommen, daß du dir nur selber Schwierigkeiten machst? Daß die Marsbewohner vielleicht doch denkende und fühlende Wesen sein könnten? Lyro Bmachis hat dir gesagt, es würde zwei Tage dauern, die Kontrollschaltung des Injektors zu überholen. Und da hast du ihn niedergeschlagen und seine Ahnen als dreckige Hunde bezeichnet und ihm acht Stunden Zeit gegeben, um das Ding zu reparieren. Und jetzt erwartest du, daß er sich bei der ganzen Hetzerei auch noch mächtig anstrengt und dir zuliebe eine Meisterleistung vollbringt … Ach, lassen wir’s doch, Fats. Gib mir mal den Schraubenzieher.“
Es war sinnlos. Über dieses Thema hatte er mit Fats schon ein dutzendmal diskutiert. Aber Fats wollte es einfach nicht begreifen. Er war ein guter Astronaut, aber er besaß nicht genug Phantasie, um das Gewäsch der Reorganisationsregierung über das Schicksal der Menschheit und den göttlichen Plan zu vergessen. Das alles lief ja nur darauf hinaus, andere Rassen auszubeuten. Nicht daß Fats viel davon haben würde … Slim kannte den Wert des Idealismus besser als mancher andere.
Er hatte das College mit viel Idealismus und einem Erbe verlassen, das groß genug für drei war. Erfüllt vom alten Kreuzfahrergeist, hatte er Bücher geschrieben und veröffentlicht. Reden gehalten, Regierungsbeamte interviewt, intrigiert, war organisierten Vereinen beigetreten und hatte sich einen keineswegs schmeichelhaften Ruf erworben. Nun verdiente er seinen Lebensunterhalt, indem er Ware vom Mars zur Erde transportierte, in einem raumgeschädigten Frachtschiff, das ihm zu einem Viertel gehörte. Und Fats, der als U-Bahnarbeiter angefangen und sich ohne die Mithilfe von Idealen hochgearbeitet hatte, besaß die anderen drei Viertel.
Fats beobachtete ihn, als er aus dem Laderaum kroch. „Nun?“
„Nichts. Ich kann es nicht reparieren. Ich verstehe nichts von Elektronik. Mit dem Relais, das den Zeitabstand kontrolliert, stimmt irgendwas nicht. Aber das Meßinstrument zeigt nicht an, was im Eimer ist, und ich will hier draußen nicht experimentieren.“
„Werden wir’s bis zur Erde schaffen?“
Slim schüttelte den Kopf. „Das bezweifle ich, Fats. Landen wir lieber auf dem Mond. Dann können wir vielleicht herausfinden, was los ist, bevor uns die Luft ausgeht.“
Damit hatte Fats bereits gerechnet und die Fluggeschwindigkeit gedrosselt. Er kämpfte gegen die sprunghaften Erschütterungen der Explosionen an und verfluchte die Schwerkraft des Mondes, so gering sie auch war. Aber die Bildschirme verrieten immerhin, daß er auf die Stelle zuflog, die er sich ausgesucht hatte – eine kleine Ebene, deren Zentrum überraschend frei von Schutt und Narben war.
„Wenn sie da unten wenigstens eine Notstation eingerichtet hätten“ sagte er.
„Früher war eine da“, erwiderte Slim. „Aber es fliegt ja kein Mensch zum Mond, und es besteht auch kein Grund, warum die Passagierschiffe dort landen sollten. Sie verbrauchen wesentlich weniger Treibstoff, wenn sie gleich durch die Erdatmosphäre fallen, statt erst noch hierherzujetten. Die Frachter zählen ja nicht. Komisch, wie glatt diese Fläche da unten ist! Wir sind nur mehr eine Meile entfernt, und ich kann nicht einmal eine Meteornarbe sehen.“
„Dann haben wir endlich mal Glück und werden die Landung ohne Loch im Rumpf überstehen.“ Fats blickte auf den Radio-Höhenmesser und den Fallindikator. „Aber wir werden verdammt hart aufschlagen. Wenn … He, was zum Teufel …“
Slim blickte auf den Bildschirm, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sich die Ebene in zwei Hälften teilte und geschmeidig unter ihnen davonglitt, eine Sekunde, bevor das Schiff sie berührt hätte. Und dann fielen sie langsam
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