Science Fiction Anthologie Band 3 - Die Vierziger Jahre 1
„Okay, Slim. Du kannst den Eingeborenen ja noch ein bißchen verhätscheln und ihn ausfragen. Ich schau mit inzwischen diese radioaktiven Wände an, bis du bereit bist, mit der Reparatur anzufangen. Wenn die Radios in diesen Frachtern nicht so verdammt knapp wären – dann könnten wir einen Hilferuf durchgeben.“
Er schlenderte davon, aber Lhin und Slim merkten es kaum. Sie widmeten sich der problematischen Aufgabe, eine Kommunikationsmöglichkeit zu schaffen, was vor allem dadurch erschwert wurde, daß sie fast keine gemeinsame Basis hatten. Lhin war mit einer komplizierten Sprache aufgewachsen, die ihm so selbstverständlich erschien wie das Atmen. Nun verzerrten sich seine Lippen, um die fremden Laute zu bilden, prägte sich ihre Bedeutung unauslöschlich ein.
Fats fand sie schließlich in Lhins Höhle, wohin ihn der Klang der Stimmen gelockt hatte, und setzte sich, um die beiden zu beobachten, wie ein Erwachsener einem Kind zusah, daß mit einem Hund spielte. Er hegte keinen Groll gegen Lhin, aber er betrachtete den Mondmann nur als ein kluges Tier, genauso wie die Mars- und die primitiven Venusbewohner. Aber wenn es Slim Spaß machte, Lhin als seinesgleichen zu behandeln, wollte Fats ihm die Freude nicht verderben – zumindest vorläufig nicht.
Lhin war sich dieser und anderer noch schlimmerer Gedanken vage bewußt, aber er achtete kaum darauf, so sehr nahm ihn das Erlebnis gefangen, nach fast einem Jahrhundert wieder Kontakt mit einem anderen Wesen zu haben. Er wedelte mit dem Schwanz, breitete die Arme aus und kämpfte mit den Erdenlauten, während Slim ihn aufmerksam beobachtete und ihm zuhörte, so gut er konnte.
Schließlich nickte der Erdenmann. „Ich glaube, jetzt hab ich’s. Außer dir sind alle tot, und es paßt dir nicht, daß deine Rasse mit dir aussterben soll. Hm … Würde mir auch nicht gefallen. Und nun hoffst du, daß diese ‚Großen’, die wir Götter nennen, uns geschickt haben, um dir zu helfen. Aber wie sollen wir dir denn helfen?“
Lhin strahlte. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer grimmigen Freudengrimasse, bevor ihm klar wurde, daß Slim diese Miene mißverstehen konnte, und er glättete die Falten rasch wieder. Slim meinte es gut. Wenn er wußte, was Lhin brauchte, würde er ihm das Kupfer sicher gern geben. Vor allem, da ja in den alten Berichten stand, daß die dritte Welt ungewöhnlich reich an Mineralien war.
„Ich brauche Nra. Ich kann mein Leben mit Hilfe von einfachen Dingen erhalten – mit Luft, Flüssigkeit, Nahrung –, all das habe ich, und so lebe ich. Aber um neues Leben zu schaffen, brauche ich Nra. Ich weiß das englische Wort nicht …“
Er wartete ungeduldig, während Slim das langsam verdaute. „Ist das ein Hormon oder ein Vitamin – wie das Vitamin E 6 ? Vielleicht können wir es herstellen, aber …“
Lhin nickte. Wie gut die Großen waren. Seine Herzen erwärmten sich bei dem Gedanken, wie viele der sorgfältig aufbewahrten Saaten heranwachsen würden, wenn er erst einmal das Kupfer hatte. Und der Erdenmann war bereit, ihm zu helfen. Nur noch eine kleine Weile – dann würde alles gut werden.
„Man muß es nicht herstellen“, schrillte er glücklich. „Es entsteht in mir. Aber dazu brauche ich Nra. Schau!“ Er nahm eine Handvoll Steine aus einem Korb, zerkaute sie langsam und zeigte Slim, wie sie sich in seinem Mund verändert hatten.
Nun war Fats’ Interesse geweckt. „Mach das noch einmal, Affe!“
Lhin gehorchte und stellte überrascht fest, daß die Erdenmenschen offenbar nur Dinge aßen, die fremdes Leben hervorgebracht hatte.
„Verdammt! Steine – simple Steine! Und er ißt sie. Hat er vielleicht einen Kropf wie ein Vogel, Slim?“
„Er verdaut die Steine. Wenn du von diesen Halbtieren und Halbpflanzen gelesen hättest, von denen die Marsbewohner abstammen, wüßtest du, wie sein Stoffwechsel aussieht. Hör mal, Lhin, ich glaube, du meinst ein Element. Natrium, Kalzium, Chlor? Nein, ich glaube, das hast du alles. Vielleicht Jod? Hm …“
Er nannte noch ein Dutzend Elemente, die seiner Meinung nach für die Entstehung des Mondlebens erforderlich sein könnten, aber Kupfer war nicht dabei. Allmählich schlich sich Furcht in Lhins Gedanken. Sollte diese seltsame Kommunikationsbarriere alles zunichte machen?
Er suchte nach einer Verständigungsmöglichkeit – und atmete erleichtert auf. Natürlich! Wenn auch kein gebräuchliches Wort dafür existierte, das Element war simpel genug in seiner Struktur. Hastig blätterte er in den Seiten
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