Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
Vom Netzwerk:
anpaßte und tat, was von ihm verlangt wurde.
    Ach was. Er spuckte aus. Die Psychiater hatten ihm bescheinigt, daß er pervers war, und er wollte lieber zum Abschaum der Menschheit zählen, als daß er anderen in den Arsch kroch. Er konnte nicht wie die anderen sein, aber er wollte es auch gar nicht.
    Eines allerdings gab ihm in letzter Zeit zu denken. Das Asozialenviertel war unzweifelhaft gewachsen, gerade in den letzten Monaten sogar rapide. Da kamen Leute, die eigentlich ganz normal waren, Leute, die konsumieren und arbeiten wollten, die man aber nicht mehr konsumieren und arbeiten ließ. Aber die meisten blieben nicht lange, auch das war eigenartig. Männer in schwarzen Uniformen holten sie ab: die Schergen der Chirurgischen Gerichtsbarkeit, der CG. Oder sie hängten sich auf, wurden dann aber auch von der CG abgeholt, wenn man sie rechtzeitig entdeckte und ihre Organe noch verwerten konnte. Oder sie meldeten sich zur Auswanderung zu den Alpha-Centauri-Planeten in den Büros der Rust AG oder des Vertitrust. Eines Tages würden die CG-Schergen auch ihn holen, das wußte Wermser, denn er würde niemals zu den Sternen gehen, selbst dann nicht, wenn seine Gesundheit dies zulassen würde. Er studierte auch die kleingedruckten Meldungen in den Zeitungen: Neue Gesetze waren in Vorbereitung. Asozialenviertel gab es vielleicht gar nicht mehr so lange. Aber die Asozialen, die gab es dann auch nicht mehr. Was sich nicht für die Planeten eignete, würde am Fleischerhaken baumeln.
     
    Alfred Beck kam – zwei Wochen nach der Begegnung seines Sohnes Gigger mit dem Vertreter (von der dieser allerdings zu Hause nichts erzählt hatte) – aus dem Büro. Er war totenbleich, zitterte und hatte deutliche Symptome eines aufziehenden Herzinfarktes. Seine Augen hatten jenes begeisterte Funkeln gänzlich verloren, das er täglich mit drei Tropfen »Starrs Augenglanz« (DM 127, –, preiswerter in der dekorativen Dreifachpackung zu DM 329, –) hervorzulocken suchte.
    Mit wenigen mechanischen Schritten schleppte er sich zum Sofa (DM 12 500, –), das er zusammen mit dem farblich darauf abgestimmten Plastik-Farbfernseher (DM 27 450, –) erstanden hatte, als der alte Fernseher nach viermonatiger Benutzung endgültig schrottreif geworden war, und ließ sich in die Polsterung fallen.
    So völlig erschöpft und mit fegendem Puls fand ihn seine Frau Elke, als sie mit zwei fast leeren Einkaufsbeuteln zurückkehrte.
    »Um Gottes willen, Alfred, ist dir nicht gut?« rief sie. »Freddie, antworte doch!«
    Sie sah selbst einigermaßen mitgenommen aus, denn die sorgfältig getürmte Frisur war verschwitzt und zerzaust, die einstudierte Marylin-Monroe-Stimme (Fernkursus, 4 Langspielplatten und zwei Lehrbücher sowie ein Farbfoto der Verblichenen für nur 23 156, –) war längst wieder jenseits der samtenen Süße brüchig und alltäglich geworden.
    »Ist etwas passiert? Nun rede doch!« Sie ließ die Einkaufsbeutel auf den Teppich fallen (DM 30250, –, bequem in 1500 Monatsraten abzahlbar); einer platzte auf und ließ mehrere dickbändige Bücher herauspurzeln.
    »Ich bin völlig fertig mit den Nerven!« würgte Beck hervor. »Korger hat mich im Büro heruntergeputzt, weil ich angeblich nicht mehr die Leistung bringe wie früher, und angedeutet, daß ich mich nach einer neuen Stellung umsehen möge. Ausgerechnet Korger, dieses Arschloch! Korger, der bei mir als Stift begonnen hat und dem ich erst das Arbeiten beigebracht habe!«
    Beck hielt schnaufend inne. »Aber das ist noch längst nicht alles, obwohl das schlimm genug ist, denn wer nimmt mich schon, wenn ich meinen Job verliere? Ich bin schon Ende dreißig! Ich müßte irgendwo als ungelernter Arbeiter anfangen. Aber wie gesagt, es kommt noch dicker. Mir ist heute nach Büroschluß nicht ein einziger Einkauf geglückt. Verstehst du mich: Man wollte mir nichts verkaufen, absolut nichts!«
    Elke saß nur stumm in ihrem Sessel und blickte ihn an.
    »Ich war bei Model, wie wir es gestern abgemacht hatten, und wollte den neuen Tiger 2500 kaufen. Ich machte eine Probefahrt, wurde freundlich bedient, wie immer. Schließlich kaufen wir dort nicht den ersten Wagen. Es hieß ›Hier, Herr Beck‹ und »Bitte, Herr Beck‹ und ›Gewiß, Herr Beck‹. Model selbst bediente mich. Als wir dann den Teilzahlungsvertrag ausfüllen wollten, stellte mir Model die Routinefragen. Du weißt ja: wie weit unsere Verschuldung geht usw. Die übliche Quatscherei eben. Ich sagte, daß wir jetzt bei Giggers Urenkeln

Weitere Kostenlose Bücher