Science Fiction aus Deutschland
und Nächte in seiner Höhle und ernährte sich immer wieder auf seinem Pfeil und dachte über die großen Geister nach, die hoch über den Wolken den ganzen Stern Vesta beherrschten und beglückten. Und er kam zu der Überzeugung, daß bösartige Geister, wie einige Vestaner glauben wollten, da oben nicht herrschen könnten.
Das wollte er allen Vestanern mit großem Eifer, sobald er wieder unten war, verkünden.
Und er las eifrig in seinen Manuskripten, die er bei seiner Abreise von seiner Insel um seinen Pfeil gewickelt und glücklich in seine Höhle gebracht hatte; man hatte sie schließlich sämtlich gefunden.
Und er sah immer wieder aus seiner Höhle hinaus – zu den schwimmenden Inseln hinunter – in das große so oft phosphoreszierend aufleuchtende Meer – und dann zu den großen Wolken, die am Tage oft ganz bunte Farben zeigten, als wäre ein Licht hinter ihnen – ein großes gewaltiges Licht …
»Aber wir wissen nicht«, sagte Malwu, »ob da hinter den Wolken wirklich ein Licht ist. Wir wissen es nicht. Doch – kann da wohl nur Finsternis herrschen, wenn’s von hier aus gesehen da oft so hell ist?«
Als er das sagte, donnerte es am hellen lichten Tage – was sehr selten geschah.
Und Malwu erschrak.
Und als Malwus Gliedmaßen wieder ganz groß waren und er wieder hinunterkam auf seine Insel – da begrüßten alle Vestaner seinen großen Einfall mit gewaltiger Begeisterung.
Und bald saßen alle Bewohner der Vesta auf ihren Leuchttürmen – auf altem stahlhartem Gebein unter dem blitzenden Wolkenhimmel – ganz nahe dem großen Donner – der großen Geistersprache.
Und sie glaubten bald alle, jetzt viel mehr von der Welt zu verstehen als bisher. Und die Länge ihrer ganz ganz dünnen Bandmanuskripte wurde täglich länger.
Ganz unten in der Tiefe rauschte und strudelte das Meer um schwimmende Inseln herum, auf denen niemand mehr wohnte … .
Peter T. Vieton / Martin Beranek
Tobacco Road
I
Als er die Diskothek zum erstenmal betrat, trug er einen gelben Pullover, braune Cordhosen und hochhackige Lederstiefel. Die Leute starrten. Auf der Vorder- und Rückseite seines Pullovers war eine dicke, schwarze Dreizehn abgebildet. Sein Haar war lang und lockig; er sah aus wie Prinz Arne aus den Eisenherz-Comics. Wie die meisten, die keinen Sitzplatz abbekommen hatten, stellte er sich in der Nähe der Tanzfläche hin, bestellte und trank zwei Flaschen Bier und ging gegen Mitternacht, ohne ein einziges Mal getanzt zu haben.
II
Am nächsten Sonnabend erschien er wieder. Alles war wie beim erstenmal. Er nahm seinen Stehplatz ein, trank Bier, sah die Mädchen an, ging auch einmal umher, sprach mit dem bärtigen Kellner, als er ein Bier bestellte, und tanzte nicht. Er trug einen gelben Pullover mit einer dicken schwarzen Zwölf. Der Diskjockey spielte »Little By Little« von den Stones, »Maggie May« von Rod Stewart und »One, Two, Three, Four – we don’t want your fuckin’ War« von Joe MacDonald. Es war warm, angenehm laut, und die Lichtorgel verblitzte rotes und grünes Licht.
III
Am folgenden Wochenende trug er eine Elf, am darauffolgenden eine Zehn, dann eine Neun, dann eine Acht. Es war der einzig wesentliche Unterschied zu den vorhergehenden Abenden. Mittlerweile war er einigen Stammgästen aufgefallen, die sich fragten, ob die Sache nun so weitergehen würde, was sie wohl zu bedeuten habe. Manche unterhielten sich darüber, was wohl nach der Eins oder der Null kommen würde. Allgemein hielten sie die Sache für einen Gag zwischen gut und mäßig und amüsierten sich ein bißchen darüber.
IV
Als er die Sieben trug, sprach er zum erstenmal ein Mädchen an. Es war eine kleine Blondine mit einem Gesicht wie France Gall, während aus den Lautsprechern »Mama Loo« von den Les-Humphries-Singers ertönte. Er sagte so etwas wie »Wollen wir mal tanzen?«, aber im Lärm der Musik waren seine Worte sowieso nicht zu verstehen. Das Mädchen schüttelte den Kopf. Er sah in eine andere Richtung, trank noch ein Bier, dann ging er – eine Stunde früher als üblich. Im Ausschankraum krachte an diesem Abend ein Regal mit über hundert Gläsern zusammen und bei der Stereoanlage fielen nach 23 Uhr zwei Lautsprecherboxen aus.
V
Die nächsten beiden Sonnabende erschien er nicht. Drei Wochen nach seinem letzten Besuch kam er wieder. Er trug diesmal eine Vier und sah verändert aus. Seine Haare waren strähnig und wirkten fettig und ungepflegt. Er hatte tiefe Ränder unter den
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