Science Fiction Jahrbuch 1983
ähnlichen Ebene der Ernsthaftigkeit liegen.“
Fair hatte mit einem gewissen Ausmaß von Spott und Ungeduld gerechnet, daher war er nicht abgestoßen. „Wie könnte ich die Techniken lernen?“
„In der üblichen Weise: durch emsige Studien.“
„Ah … wahrhaftig. Aber wo kann ich studieren? Wer wird mir etwas beibringen?“
Der Kobold vollführte eine wegwerfende Geste, grüne Rauchwölkchen stiegen von seinen Fingerspitzen auf und kräuselten sich in der Luft. „Ich könnte alles bewerkstelligen, da ich Ihnen indessen keinerlei verdiente Bevorzugungen schulde, werde ich auch nichts dergleichen tun. Und nun muß ich gehen.“
„Wohin gehst du?“ erkundigte sich Fair verwundert und sehnsüchtig. „Kann ich dich begleiten?“
Der Kobold zauberte einen hellgrünen Mantel aus feinstem Staub über die Schultern und schüttelte den Kopf. „Sie wären mehr als hinderlich.“
„Schon andere Männer haben die Welten der Magie erkundet!“
„Wahrlich. Zum Beispiel Ihr Onkel Gerald McIntyre.“
„Mein Onkel erlernte die Grüne Magie?“
„Bis zu den Grenzen seiner Fähigkeiten. Doch das Lernen brachte ihm keinerlei Freude ein. Sie täten wohl daran, aus seinen Erfahrungen zu lernen und Ihre Ambitionen in andere Bahnen zu lenken.“ Der Kobold wandte sich um und ging davon.
Fair sah ihm nach. Der Kobold brachte Raum und die Dimensionen hinter sich, erreichte aber nie die gegenüberliegende Wand des Raumes. In einer Entfernung von schätzungsweise fünfzig Metern sah er sich noch einmal um, wohl um sicherzustellen, daß ihm Fair nicht folgte, dann schritt er abgewinkelt weiter und verschwand.
Fairs erster Impuls war es, sich vorzusehen und seine Nachforschungen einzustellen. Er war ein Adept der Weißen Magie, und zusätzlich beherrschte er auch die Schwarze Kunst – gelegentlich beschwöre er einen Dämon, um eine gesellschaftliche Versammlung zu beleben, die ansonsten etwas langweilig geworden wäre –, aber er hatte bislang keinesfalls jedes Geheimnis der Purpurnen Magie, welche das Gefilde der verkörpernden Symbole ist, erleuchten können.
Howard Fair hätte sich wieder vom Grünen Kreis abwenden können, wären da nicht drei Faktoren gewesen.
Zunächst war da seine äußere Erscheinung. Er war unterdurchschnittlich groß und hatte ein schwärzliches Gesicht, schütteres schwarzes Haar, eine Knollennase und einen kleinen Mund mit wulstigen Lippen. Er machte kein großes Aufheben von seinem Äußeren, war aber der Meinung, daß es sich durchaus noch verbessern lassen würde. In Gedanken stellte er sich immer ein idealisiertes Abbild von sich vor: Er war sechs Zoll größer, seine Nase schmal und ebenmäßig, seine Haut des erdigen Farbtons entledigt. Eine beeindruckende Gestalt, aber immer noch als Howard Fair zu erkennen. Er dürstete nach der Liebe von Frauen, die er allerdings ohne Anwendung seiner Zauberkräfte erringen wollte. Viele Male hatte er wunderbare Mädchen mit feuchten Lippen und glänzenden Augen in sein Bett gebracht, doch waren sie alle von der Purpurnen Magie verführt worden und nicht von Howard Fair, daher brachten ihm derlei Abenteuer nur ein begrenztes Vergnügen.
Dies war der erste Faktor, der Howard Fair wieder zur Grünen Magie zog. Der zweite war seine Sehnsucht nach einem langen, möglicherweise ewigen Leben, während der dritte schlicht sein Wissensdurst war.
Die Tatsache von Gerald McIntyres Tod oder Auslöschung oder seines Verschwinden – was auch immer mit ihm geschehen sein mochte – war naturgemäß ein Anlaß zur Sorge. Wenn er ein so lohnendes Ziel erreicht hatte, weshalb war er dann so rasch verstorben? War die „grenzenlose
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