Science Fiction Jahrbuch 1983
wurde damit verbracht, ihm eine Kodesprache beizubringen – eine Zwischenstufe zwischen der Lautsprache der Erde und den Bedeutungsmustern des grünen Gefildes, wo einhundert Symbolflocken (jede ein passender Fleck delikaten Leuchtens) nicht ungewöhnlich für eine einzige bedeutende Aussage waren. Während dieser Zeit wurden Howard Fairs Augen und sein Gehirn umgewandelt, damit er die vielen neuen Farben wahrnehmen konnte, ohne die die Bedeutungsflocken nicht verstanden werden konnten.
Das waren die ersten Schritte. Vierzig Jahre lang studierte er die Flocken, von denen es fast eine Million gab. Weitere vierzig Jahre waren elementaren Permutationen und Veränderungen gewidmet, anschließend weitere vierzig für die Parallelisierung, Abschwächung, das Verschwindenlassen und die Ausdehnungen; gleichzeitig wurde er während dieser Zeit in die Bedeutung von Flockenmustern und bestimmten offensichtlicheren Darstellungen eingeweiht.
Von da an sah er sich imstande, ohne Wiederholung der Kodesprache zu lernen, wodurch er raschere Fortschritte machte. Nach weiteren zwanzig Jahren war er imstande, kompliziertere Bedeutungen zu erfassen, daher wurde er in ein nuancenreicheres Programm eingeführt. Er schwebte über dem Feld des Falterflügelmosaiks, in dem immer noch die Fußspuren des Golems zu sehen waren. Er schwitzte vor Verlegenheit, als er das ganze Ausmaß seiner bösartigen Willkür vor Augen sah.
So verstrichen die Jahre. Howard Fair lernte soviel von der Grünen Magie, wie sein Hirn verkraften konnte.
Er erkundete viel vom grünen Gefilde und fand dabei soviel Schönheit, daß er fürchtete, sein Gehirn müsse bersten. Er schmeckte, er hörte, er fühlte, er tastete, und dabei war jeder seiner Sinne gegenüber vorher hundertfach gestärkter. Nahrung konnte er in tausenderlei verschiedenen Formen aufnehmen: als rosa Eier, die zu süßem Gas zerstoben, welches seinen ganzen Körper durchdrang, oder aber, indem er einfach durch einen Regen gleißender Metallkristalle schritt oder ein entsprechendes Symbol aussprach.
Das Heimweh nach der Erde nagte zusehends an ihm. Manchmal wurde es fast unerträglich, und dann war er bereit, alles zu vergessen, was er bisher gelernt hatte, und seine Hoffnungen für die Zukunft zu begraben. Zu anderen Zeiten aber überwältigte ihn die Schönheit des grünen Gefildes, und der Gedanke an eine Trennung schien ihm wie eine Gestalt gewordene Todesdrohung.
Seine neuerlangten Fähigkeiten indessen boten ihm wenig Anlaß für Stolz, denn zwischen seiner ungeschickten Unbeholfenheit und der poetischen Eleganz der Kobolde klaffte ein schier unüberwindlicher Abgrund – und nun empfand er seine unglaubliche Unterlegenheit noch viel heftiger als jemals zuvor in seinem alten Leben. Schlimmer noch, seine eifrigsten Versuche vermochten nicht, seine Techniken zu verbessern, und manches Mal, wenn er die ätherische Anmut einer improvisierten Erscheinung eines der Kobolde betrachtete und diese mit seinen eigenen unfertigen Konstruktionen verglich, fühlte er sich minderwertig und beschämt.
Je länger er im grünen Gefilde verweilte, desto heftiger wurde das Gespür für seine eigene Minderwertigkeit, und er begann, sich wieder nach der einfachen Umgebung der Erde zu sehnen, wo nicht jede seiner Taten und Handlungen nach Unvollkommenheit und vulgärer Unzulänglichkeit schrie. Zu Zeiten beobachtete er die Kobolde (in der ihnen natürlichen Form zarter Gespinste) beim Spielen unter den Perlblütenblättern, oder er sah, wie sie,
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