Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition)

Titel: Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. R. Rodin

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spielen. Einen realen Feind, der existiert und eine tatsächliche Bedrohung darstellt.«
    Jakob schüttelte ungläubig seinen Kopf. »Das ist verrückt«, sagte er grinsend. »Was sollte das bringen?«
    »Es raubt den Mächtigen ihre größte Lüge.«
    »Indem du sie durch eine weitere Lüge ersetzt?«
    »Ja. Eine Lüge, die wir beeinflussen können. Und nicht sie.«
    »Aber wie stellst du dir das vor? Sollen wir andere Schiffe überfallen? Sie ausrauben und zerstören?«
    »Ganz genau«, bestätigte William. »Wir wären moderne Piraten, die sich hinter der Maske des erfundenen Feindes verstecken.«
    »Auch wenn ich mich wiederhole«, sagte Jakob nüchtern. »Was sollte das bringen?«
    »Wie glaubst du, würden die Mächtigen reagieren, wenn ihr erfundener Feind mit einem Mal real wird? Und mit ihm auch die Gefahr. Wenn ihnen bewusst wird, dass sie nicht mehr alles unter Kontrolle haben. Das es etwas gibt, mit dem sie nie gerechnet hätten.«
    »Sie würden Angst bekommen.«
    »Oh ja, das würde sie.«
    »Und sie würden eine Armee losschicken, um uns zu vernichten. Sie würden uns jagen, bis jeder einzelne tot ist«, erklärte Jakob.
    »Du meinst, bis jeder Feind tot ist.«
    »Ja. Aber wir sind der Feind.«
    »Nein Jakob, wir sind Menschen auf einem Raumschiff der Flotte. Die Armee, von der du sprachst, würde wohl eher Ausschau halten nach insektenartigen Außerirdischen, die auf ihrem Mutterschiff einen Angriff auf die Erde vorbereiten. Und nicht nach ein paar einfachen Angestellten der Flotte, die ihrer Arbeit nachgehen.«
    Jakob sah William an und grinste zufrieden. Es war die erste Emotion, die er seit Beginn des Gesprächs offen zeigte.
    »Dein Plan ist wirklich gut«, sagte Jakob schließlich. »Nur hat er leider eine entscheidende Schwäche.«
    »Die wäre?«
    »Wenn alles genau so von statten geht, wie du es gerade beschrieben hast, was wäre dann das Resultat von diesem Plan? Das wir ein Leben als Piraten führen? Menschen töten und Raumschiffe zerstören? Und alles nur mit einer umgedrehten Lüge?«
    Dieses Mal war es William der zufrieden grinste. Nicht weil Jakobs Worte lustig waren, sondern weil er genau mit diesem Argument gerechnet hatte.
    »Es wäre viel mehr als eine umgedrehte Lüge«, sagte er voller Zuversicht. »Es wäre unsere Lüge. Wir könnten sie jederzeit beeinflussen und sie jederzeit aufdecken. Was würde wohl geschehen, wenn der vermeintliche Feind sich plötzlich zu erkennen gibt und anstelle von riesigen und gruseligen Außerirdischen einfach nur Menschen zum Vorschein kämen? Menschen wie du und ich.«
    Das Grinsen verschwand genau so plötzlich aus Jakobs Gesicht, wie es erschienen war. »Die Lüge würde zur Wahrheit werden«, musste er erstaunt feststellen.
    »Ganz genau. Die Bewohner der Erde müssten einsehen, dass der Feind nie existiert hat, sondern nur eine Gruppe von einfachen, wie du sagtest, Piraten war. Piraten, wie es sie schon seit jeher gab. Gefährlich, ja. Aber kein übermächtiger Feind aus den tiefen des Weltraums. Die Mächtigen wären so ihrer größten Lüge beraubt und somit auch ihrer mächtigsten Waffe«, schloss William seine Erklärung ab.
    Jakob reagierte nicht sofort. Mit starrem Blick sah er William an, nickte kaum merklich und dachte nach.
    »Was brauchst du für die Realisierung deines Planes?«, fragte Jakob auf einmal, als hätte er bereits entschieden Williams Idee nachzugehen.
    »Ähm, wir bräuchten Raumschiffe. Ein Dutzend vielleicht. Männer, die die Raumschiffe fliegen könnten und natürlich auch Waffen«, zählte William aus dem Kopf heraus zusammen.
    Wieder zögerte Jakob kurz mit starrem Blick.
    »Wir sind einverstanden«, sagte er schließlich, wie aus dem Nichts heraus.
    »Wir?«, fragte William und sah sich verwirrt um.
    »Meine Freunde auf den anderen Schiffen haben unser Gespräch die ganze Zeit über mitverfolgt.«
    »Was? Wie?«
    »Jedes Mitglied unserer kleinen Gruppe ist mit einem Direkt-Kommunikator ausgestattet.« Jakob tippte mit seinem rechten Zeigefinger auf eine Stelle neben seiner Schläfe. »Ein kleines Gerät, das den stetigen Austausch von Gedanken über jede nur erdenkliche Entfernung erlaubt. Ich habe mich mit ihnen beraten und wir sind bereit deinem Plan eine Chance zu geben«, erklärte Jakob. William hatte bereits von diesen Geräten gehört. Sie wurden hauptsächlich auf der Erde benutzt, um Spione und Agenten mit ihnen auszustatten. So war es ihnen möglich, geheime Informationen schweigend weiterzureichen, ohne