Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition)
ganzes Leben war sinnlos gewesen. Alles für das er lebte, was ihn ausmachte, war nicht real. War nur eine Illusion.
»Sie versuchen uns langsam von der SFM zu trennen, indem sie unsere Ruhetage erweitern, doch es hat keinen Sinn«, erklärte O´Mally weiter. »Wir wurden für die SFM erschaffen. Ohne sie und den Komm-Anzug gehen wir ein. Wie ein Mensch, der keine Nahrung zu sich nimmt. Wir nennen diesen Zustand…«
»Das Drohnen-Fieber«, vollendet Brian den Satz.
»Ja. Diese Krankheit gilt nur uns. Sie hilft uns in der SFM und macht uns außerhalb dieser Maschine krank. Ein Mensch kann diese Krankheit gar nicht erst bekommen. Uns dagegen wurde sie bereits in die Wiege gelegt. Sie ist Fluch und Segen zugleich. Ohne das Fieber wären wir nichts weiter als gewöhnliche Menschen. Doch mit dem Drohnen-Fieber sind wir die einzigen Soldaten, die in eine SFM steigen können.«
»Und auch müssen«, sagte Brian folgerichtig.
»Ja. Das ist wahr. Wenn wir der Maschine zu lange fern bleiben, dann gehen wir ein. Wenn wir ihr zu lange ausgesetzt sind, dann verlieren wir unseren Rest an Menschlichkeit.«
»Wir werden also sterben?« schlussfolgerte Brian.
»Früher oder später, ja«, antwortete O´Mally schlicht.
Brian sagte nichts mehr. Unendlich viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Er war erfüllt von Wut, Trauer und Angst. Die Gefühle übermannten ihn. All diese Dinge waren einfach zu viel für seinen Verstand, der für solch eine Situation einfach nicht erschaffen wurde.
»Es gibt aber noch mehr Brian. Es gibt eine Möglich…«
Doch Brian hatte genug gehört. Mit einem plötzlichen Ruck stand er auf, schob Thomas energisch beiseite und verließ den Raum. O´Mally rief ihm noch etwas hinterher, doch Brian konnte, und wollte ihn auch nicht mehr verstehen.
Er hatte einen Ausweg entdeckt. Eine Möglichkeit zu leben. Auch wenn es kein wirkliches Leben war. Doch es gab keinen anderen Weg. Keine andere Lösung!
Mit starrem Blick lief Brian durch den Stützpunkt. Sein Kopf war leer. Nur ein einziger Gedanke eine einzige Hoffnung trieb ihn voran. Ließ ihn weiter laufen.
Die lauten Geräusche aus dem Speisesaal waren fern und unwirklich für ihn. Seine Sinne waren abgestumpft. Wie eine Maschine, die er in seinen Augen auch war, ging er auf die massive Tür am Ende des Ganges zu. Er musste schnell sein, wenn sein Plan funktionieren sollte.
Mit einem kräftigen Ruck stieß er die schwere Tür auf und trat in die große Halle, in der die SFM stand.
»Brian, was machst du schon wieder hier? Du bist doch gar nicht dran«, sagte ein aufgebrachter Sam und kam auf ihn zugeeilt. Brian sah in durchdringend an. Kannte er die ganze Wahrheit?
»Doch, das bin ich«, erwiderte Brian kalt und ließ seinen Freund einfach stehen.
Er erreichte die Umkleidekabine und stieß die Tür auf. Ein Soldat war gerade dabei sich umzuziehen.
»Hey, was machst du denn…«
Brian schlug kräftig zu, und der Soldat fiel bewusstlos zu Boden. Ohne weitere Zeit zu verschwenden, streifte sich Brian den Komm-Anzug über und verließ den Raum und den am Boden liegenden Soldaten.
»Brian! Das darfst du nicht«, sagte Sam und versuchte ihn aufzuhalten. Was ihm nicht wirklich gelang, da er deutlich kleiner und schmächtiger war als sein Gegenüber.
»Sam!«, schrie Brian zornig. »Geh mir aus dem Weg!«
»Das kann ich nicht machen«, erwiderte Sam.
»Weißt du wer ich bin?«, fragte Brian aufgebracht. »Weißt du was ich bin?« Seine Stimme zitterte. Tränen füllten seine Augen.
Sam schwieg. Er blickte in das verzweifelte Gesicht seines Freundes und sagte schließlich nach Sekunden des Schweigens: »Bist du bereit?«
Brian lächelte dankbar und voller Erleichterung. »Ich bin immer bereit.«
Da Sam Brian begleitete, schenkten die anderen Techniker den Beiden keinerlei Aufmerksamkeit. Sie sahen nur einen Piloten und seinen vorgeschriebenen Begleiter.
Sam half Brian beim Einstieg in die SFM und sah seinem Freund das letzte Mal in die Augen.
»Leb wohl«, flüsterte Sam kaum merklich.
»Danke«, sagte Brian noch, bevor der gläserne Deckel herunterfuhr und die Kabel aus den Wänden schossen.
Endlich zu Hause… dachte Brian und tauchte ein in die Welt, für die er erschaffen wurde und aus der er nie wieder erwachen würde. Dank des Drohnen-Fiebers.
Die letzte Entscheidung
von
A. R. Rodin
Es war ein schöner, sonniger Tag. Im klaren Wasser
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